Volltext: 48. Heft 1914/15 (48. Heft 1914/15)

Der Krieg zu Lande 
dieser Kriegsplan bereits gekostet hatte, beschwerten bie 
russischen Erwägungen nicht. Sie würben getragen in 
bem fröhlichen Glauben, vor einer beutschen Offensive 
zunächst gesichert zu sein. 
So verschloß man auf russischer Seite bie Augen 
vor ber unbequemen Tatsache, baß bie wirkliche Lage 
in ben Karpathen allmählich eine ganz andere geworden 
war. Statt den Wall der Verbündeten durchbrochen zu 
haben, sahen sich die Russen bei Eintritt der günstigen 
Jahreszeit aus dem eigentlichen Gebirge herausgedrängt. 
Der Wall, den man durchbrechen wollte, war langsam, 
aber mit nachdrücklicher Gewalt nach Norden vorge¬ 
schoben worden, und das Ziel, das den Russen noch im 
März schwer erreichbar, aber doch erreichbar schien, 
war jetzt unerreichbar geworden. Und dabei war für 
einen unbefangenen Blick nicht zu verkennen, daß die 
russischen Truppen, die in den Karpathen gefochten hatten, 
trotz anerkennswerter Tapferkeit unb Hingebung all¬ 
mählich in einen Zustanb bes Erlahmens unb ber Er¬ 
schöpfung zu geraten brohten, ber auch einer tobver- 
achtenben Truppe nicht erspart bleibt, wenn sie sich fort¬ 
gesetzt nutzlos in ben fast sicheren Tob getrieben sieht 
unb niemals ben kleinsten Lohn unb Erfolg ber willig 
übernommenen Anstrengungen unb Gefahren zu ernten 
vermag. So waren bie Dinge reif geworben für bie 
neue Offensive ber Berbünbeten. 
Sie würbe unternommen, wo bie Russen am aller¬ 
wenigsten auf einen Angriff von solcher Gewalt gefaßt 
Die Befreiung Galiziens. 
Bon Wilhelm von Mcissow. 
Ende April war die Kriegslage im Osten so weit 
geklärt, daß das Große Hauptquartier an die Ausführung 
des längst vorbereiteten Planes gehen konnte, der den 
Dingen eine neue Wendung geben sollte. Während die 
Russen alle Kraft ihrer bereits schwer erschütterten 
Heeresmacht einsetzten, um in furchtbaren Stößen und in 
wütendem Anprall die österreichisch-ungarisch-deutsche 
Karpathenfront zu durchbrechen, gewöhnten sie fich 
an eine falsche Schätzung der Gesamtlage. Sie glaubten 
ihre Front in Polen und am Njemen genügend ge¬ 
sichert und hatten sich auf dieser Grundlage in ihre feste 
Zuversicht auf den endlichen Erfolg an der Karpathen¬ 
front so fehr eingelebt, daß sie — förmlich besessen von 
dem Wahn der Unerfchöpflichkeit ihres Menschenmaterials 
— nur an die entscheidenden Wirkungen eines Erfolges 
an dieser Stelle dachten. Sie waren augenscheinlich 
überzeugt, daß die Schwierigkeiten und Verluste, die 
dieses Vorgehen mit sich brachte, gar nicht ins Gewicht 
fielen gegenüber der Tatsache, daß sie aus dem östlichen 
Kriegsschauplatz eine größere Truppenmacht der ver¬ 
bündeten Zentralmächte, als diese selbst ursprünglich 
geplant zu haben schienen, festhielten. Das mußte nach 
ihrer Meinung ihren westlichen Verbündeten zugute 
kommen, und so schien alles in ihren Berechnungen vor¬ 
trefflich zu stehen. Die unverhältnismäßigen Opfer, die 
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Karte zu den 5rämpfen für die Vefreinng Galiziens.
	        
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