Volltext: 36. Heft 1914/15 (36. Heft 1914/15)

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Die Vernichtung der „Citta bi Ferrara". 
Das italienische Marineluft'schiff „Citta bi Ferrara", 
bassich auch anläßlichbes österreichisch-ungarischen Flotten¬ 
angriffs in ber Nacht vom Pfingstsonntag auf bett Pfingst¬ 
montag gezeigt hatte, ist burch ein österreichisch-ungari¬ 
sches Marineflugzeug in Branb geschossen unb ver¬ 
nichtet worben. Es wirb barüber berichtet: Am Dienstag, 
bett 8. Juni, morgens 5% Uhr, lief bie Melbung ein, 
baß ein feindliches Luftschiff, aller Wahrscheinlichkeit eiu 
italienisches, über Asinello seewärts steuernb gesichtet 
worben sei. Das österreichisch-ungarische Marineflug¬ 
zeug „L 48“ (Führer bes Flugzeuges Schiffsleutnant 
Klasing, Beobachter Seekabett von Fritsch) würbe zur 
Aufklärung ausgesanbt unb hatte ben Befehl erhalten, 
ben Gegner, wenn möglich, anzugreifen. Zehn See¬ 
meilen westlich von Gruica kam bas Luftschiff in Sicht 
unb man erkannte, baß es sich um bas italienische Fahr¬ 
zeug „Citta bi Ferrara" handle. „L 48“ schraubte sich 
in bie Höhe, bis es über bas Luftschiff gelangte, unb, 
hier kreisenb, würbe auf ben „Citta bi Ferrara" bas 
Feuer aus einem Maschinengewehr eröffnet; ferner 
würbe es mit Gewehren beschossen, bie mit Ballon¬ 
patronen gelaben waren. Da bem Koloß auf größere 
Distanzen nicht ber Tobesstoß zu geben war, ging Schiffs¬ 
leutnant Klasing unbebenklich auf bie nächste Distanz 
heran. Daß ber Luftbruck bes explobierenben Luft¬ 
schiffes zum Uütkippen bringen, baß bie Stichflamme 
bes entzünbeten Ballongases bas Flugzeug entzünben 
könne, ja auf bie Pistolenschußweite, auf bie „L 48“ 
heranging, fast mit Sicherheit entzünben müsse, hielt 
den Kommanbanten von seinem Entschlüsse nicht ab: 
ber Gegner sollte vernichtet werben, unb er würbe ver¬ 
nichtet; es war ber stählerne Wille, zu siegen, wenn er auch 
bas eigene Dasein kostete. Das italienische Luftschiff 
vollführte alle möglichen Manöver, um ber Verfolgung 
zu entgehen unb ließ sich aus ber Höhe herab, bis es 
unmittelbar über betn Wasser schwebte. „L 48“ ließ 
aber nicht locker unb setzte bie Beschießung mit Signal¬ 
patronen fort. Bereits ber zweite Schuß von oben war 
ein Treffer. Eine Stichflamme lohte auf, bie Hülle 
verbrannte binnen wenigen Minuten, unb bie Gonbel 
stürzte in bas Meer. Die Besatzung bes „Citta bi Ferrara" 
war unverletzt geblieben, unb zwei Offiziere unb fünf 
Mann kämpften mit ben Wellen. Sie würben von 
einem herbeigeeilten österreichisch-ungarischen Torpebo- 
boot in erschöpftem Znstanb aufgefischt unb gefangen¬ 
genommen. Der Kommanbant bes italienischen Luft¬ 
schiffes unb ein Maschinist ertranken. Der stolze Luft¬ 
kreuzer war völlig vernichtet, unb seine Trümmer ver¬ 
sanken in ben Fluten ber Abria. 
Es ist bies ein Ereignis von besonberer Bebeutung. 
Schon vor längerer Zeit hatte man bie Theorie auf¬ 
gestellt, baß bie Flugzeuge bie gefährlichsten Gegner 
ber Luftschiffe sein würben. Tatsächlich haben auch 
währenb bes jetzigen Krieges Luftschiffe Zusammen¬ 
stöße mit Flugzeugen tunlichst vermieben. Trotzbem ist 
es zu solchen gekommen, aber bisher ist es noch niemals 
einem Flugzeuge ober auch einem Flugzeuggeschwaber 
gelungen, Luftschiffe zu vernichten. Dem österreichisch¬ 
ungarischen Marineflugzeug „L 48“ war es beschieben, 
bas erstemal ben Beweis für bie oben erwähnte Theorie 
praktisch zu erbringen. Auch an sich ist ber Verlust bieses 
Luftschiffes für bie Italiener unangenehm; denn es ist 
eins ber neuesten unb jebenfalls besten ber italienischen 
Luftflotte. Es war kein starres Luftschiff wie ber 
Phot. Leipz. Presse-Büro. 
Deutsche Soldaten suchen am Fntze der C6te Lorraine (Höhenzug bei Verdun) mit der Wünschelrute nach Wasser. 
Die Truppen haben in dieser Gegend der anhaltenden Trockenheit kvegen sehr unter Wassermangel zu leidem
	        
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