Volltext: 31. Heft 1914/15 (31. Heft 1914/15)

Teutsche Flieger über dem Marktplatz in Bialystok. Gezeichnet von Bloch-Leonhardt. 
Die Bevölkerung der Stadt zeigt ein eigenartiges Ge¬ 
misch von Nationen und Konfessionen: drei griechisch- 
katholische Gotteshäuser, eine römisch-katholische, eine 
lutherische Kirche, dazu zwei Synagogen sprechen zur 
Genüge davon. Bei uns ist der Name dieses für 
russische Verhältnisse merkwürdig sauberen Ortes im 
Jahre 1906 deshalb viel genannt worden, weil damals 
hier blutige Judenmetzeleien und Arbeiterunruhen statt¬ 
fanden. Amtliche russische Meldungen haben zwar mit 
lahmen Worten den Erfolg des deutschen Luftbombarde¬ 
ments abzuleugnen versucht; aber die deutschen Beob¬ 
achtungen haben gezeigt, daß die Stadt durch die 170 
Bombenabwürfe recht beträchtlichen Materialschaden er¬ 
litten hat. H. 
* * 
* 
Die Landung auf den Dardanellen. 
Während es in der ersten Zeit des Krieges gegen 
die Türken nur zu Beschießungen der Außenforts der 
Dardanellen kam, die mehr den Charakter von Demon¬ 
strationen als von ernsten Angriffsversuchen trugen, er¬ 
folgte am 19. Februar eine ausgiebige Beschießung, 
durch die die Alliierten die Außenforts zum Schweigen 
gebracht zu haben glaubten und deshalb näher heran¬ 
führen. Da zeigte sich der Irrtum, und die angreifende 
Flotte'mußte mit empfindlichen Verlusten wieder ab¬ 
ziehen. Besonders die Franzosen hatten schwer gelitten. 
Daraufhin folgte eine Reihe von belagerungsmäßigen 
Beschießungen von See aus, die sich sowohl gegen die 
Dardanellenforts als auch gegen die Stellungen von 
Bulair und im Golf von Saros (siehe die Karte der 
Dardanellen und ihrer Befestigungen auf Seite 176) 
richteten. Auch indirektes Feuer wurde von diesem Golf 
aus gegen die Kehle der europäischen Meerengenforts 
zur Anwendung gebracht; aber der Erfolg war gering, 
und einzelne Landungsverfuche wurden abgeschlagen. 
Dann erfolgte am 18. März der bekannte Forcie¬ 
rungsversuch, der den Engländern und Franzosen so 
schwere Verluste brachte und dessen Resultat war, daß 
alles seit dem 19. Februar Erreichte zunichte gemacht 
wurde. Von den 18 großen feindlichen Linienschiffen, die 
an der Beschießung teilnahmen, sanken drei — „Bonbet", 
„Jrresistible" und „Ocean" (angeblich auch der „Gaulois") 
— auf den Grund des Meeres. Die Alliierten begnügten 
sich darauf für die nächste Zeit mit Demonstrationen 
und schienen die Absicht auf Forcierung der Dardanellen 
aufgegeben zu haben. Als bei einer der Demonstrationen 
die „Queen Elizabeth" im Golfe von Saros sich der Halb¬ 
insel zu sehr näherte, wurde sie mit solchem Erfolge 
indirekt beschossen, daß das riesige Schiff mit schweren 
Schäden seewärts flüchtete. 
Infolge des Mißerfolges war das auf Lemnos in 
der Mudrosbai an Bord von Transportdampfern bereit¬ 
gehaltene französische Landungskorps des Generals 
d'Amade nach Ägypten zurückgeschickt. Dann aber wurde 
bekannt, daß die Alliierten zu einem neuen und besser 
vorbereiteten Unternehmen gegen die Dardanellen 
schreiten wollten. Die vernichteten und außer Gefecht 
gesetzten Schiffe waren durch andere ersetzt worden, 
außerdem wurden neuerlich Truppen auf Lemnos und 
Tenedos — die beiden griechischen Inseln sind wie auch 
Mytilini, Jmbros und Chios von den Briten wider¬ 
rechtlich besetzt worden — zusammengezogen. Nach 
englischen und französischen Angaben soll die Zahl der 
Landstreitkräfte 80 000 Mann betragen haben. Mög¬ 
licherweise waren manche Abteilungen, die zur Besatzung 
der von den Engländern okkupierten Inseln am Darda¬ 
nelleneingang gehören, dabei nicht mitgerechnet; keines» 
243 
GCOOOOOOOC CQOCCOOOOOOOOOOOOODDOOOOOOOOOOOOOOOOOCCOOOOOOOQOQÜOQOQQOOOQOQÜOQ□□□□□
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.