Volltext: 30. Heft 1914/15 (30. Heft 1914/15)

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Japanern, im Süden von den Australiern, denen 
Japan seinen Anteil übergeben hat. Die Erfolge 
auf den Schlachtfeldern Europas werden auch hierüber 
endgültig entscheiden. 
Anders sah es in Afrika aus. Gegen Togo gingen 
schon in der zweiten Augustwoche französische Kolonial¬ 
truppen vom angrenzenden Dahome aus vor, und 
bald ward diese unsere herrliche Musterkolonie von 
einem englisch-französischen Expeditionskorps, aus den 
westafrikanischen Gebieten stammend, in Besitz genommen. 
Die kleine deutsche Truppe hatte sich zwar mann¬ 
haft in hartnäckigen Kämpfen, auch in Nordtogo, 
wo die Franzosen ebenfalls einbrachen, zur Wehr gesetzt, 
konnte aber dem starken Andrang der Gegner nicht wider¬ 
stehen. Wie in den übrigen Teilen der von den Verbün¬ 
deten besetzten Schutzgebiete sind auch hier unsere 
Gegner in unerhörter, geradezu allen Kriegsgebräuchen 
hohnsprechender Art vorgegangen. Weiße haben 
Schwarze auf Weiße geradezu gehetzt, noch dazu unter 
Aussetzung von Geldbelohnungen. Die Zivilbevölkerung, 
darunter die Missionare, ist aufs grausamste behandelt 
worden. Raub der Soldateska, besonders der französischen 
Senegalschützen, ist das Geringste gewesen. Die Engländer 
waren wesentlich bemüht, den deutschen Handel ganz an 
sich zu reißen. 
Von Ostafrika kam die Kunde, daß Daressalam, 
eine offene Stadt, schon Anfang August beschossen 
wurde. Die heimtückische Art des späteren englischen 
Vorgehens verdient, gekennzeichnet zu, werden. Am 
28. November liefen ein Linienschiff und ein Kreuzer 
mit einigen Fahrzeugen diesen Hauptort Ostafrikas 
an. Eine Pinasse durfte unter Parlamentärflagge ein¬ 
laufen, um mit Erlaubnis des Gouverneurs festzu¬ 
stellen, ob die im inneren Hafen liegenden deutschen 
Dampfer betriebsunfähig seien. Unter Bruch der ge¬ 
troffenen Abrede liefen aber zwei weitere bewaffnete 
Dampfbeiboote ein, sprengten die Maschinen auf drei 
Dampfern und nahmen einen Teil der Besatzung gefangen. 
Als dann noch eine dritte armierte Pinafse einfuhr, wurde 
sie mit Maschinengewehrfeuer empfangen. Ohne vor¬ 
herige Ankündigung erfolgte dann eine Beschießung der 
Stadt von den Kriegsschiffen aus, unter deren Schutz 
die Pinassen mit Verlusten entkamen. 13 Engländer 
wurden gefangen genommen. Zwei Tage darauf erfolgte 
eine zweite Beschießung, wobei Häuser zerstört und Teile 
der Bevölkerung getötet wurden. So der amtliche Be¬ 
richt des Gouverneurs. 
In alle Welt hinaus wurde aber von Albion ge¬ 
logen, wir hätten Mißbrauch mit der weißen Flagge 
getrieben, eine Schamlosigkeit, die man nicht weiter zu 
erörtern braucht. 
Auch im Innern Ostafrikas fanden an den Ufern der 
großen Seen mehrfach zu Lande und zu Wasser Kämpfe 
statt, bei denen die Deutschen im allgemeinen gegen 
Engländer und Belgier am besten abschnitten. Die Bel¬ 
gier erlitten sogar schwere Niederlagen. Ebenfalls östlich 
vom Kilimandscharo-Gebiet erfolgten mehrere englische 
Angriffe von Britisch-Ostafrika her, die aber unter schweren 
Verlusten zusammenbrachen. Dahingegen wurden ein¬ 
zelne Vorstöße unserer Schutztruppe gegen Mombassa 
und östlich vom Kilimandscharo mit Geschick ausgeführt. 
Glorreich wußte unsere Schutztruppe ihren Sieg zu 
erringen, als England zu einem größeren Schlage aus¬ 
holte. Von Indien waren starke Kräfte herübergeholt 
worden, um von Mombassa aus gegen das nahegelegene 
Tanga im Norden der deutsch-ostafrikanischen Küste vor¬ 
3000000000000000000000 
zugehen. Es sollte dieser Endpunkt der Bahn zum Kili¬ 
mandscharo-Gebiet genommen, und der Gegner dadurch 
besonders hart getroffen werden. Am 3. November 
wurden außerhalb der Bucht von Tanga unter 
dem Feuer der geleitenden Kriegsschiffe ein Landungs¬ 
korps und von zwölf Transportschiffen aus ein 
europäisches sowie vier indische Regimenter gelandet: 
8000 Mann mit Kavallerie, je 9 Geschützen und Maschinen¬ 
gewehren. Der Gouverneur Dr. Schnee hatte die am 
2. November geforderte bedingungslose Übergabe ab¬ 
gelehnt. Die Landung gelang zwar, da die deutsche 
Schutztruppe noch nicht in größerer Stärke zur Stelle 
sein konnte, aber nach erbitterten dreitägigen Kämpfen 
mußten die achtmal stärkeren Engländer sich unter 
schweren Verlusten auf ihre Schiffe zurückziehen. Am 
4. November wurde ununterbrochen 15% Stunden lang 
gekämpft, wobei die Stadt Tanga ebenso wie die eng¬ 
lischen Schiffe schwere Beschädigungen erlitten. 
Die Schiffe zogen schließlich am 6. November un¬ 
verrichteter Dinge wieder ab. Im Feuer der braven 
deutschen Suaheli-Schutztruppe war der englische An¬ 
griff somit zusammengebrochen. Der Verlust des Gegners 
betrug über 3000 Mann an Toten, Verwundeten und 
Gefangenen, darunter nahezu 900 Gefallene. Erbeutet 
wurden 8 Maschinengewehre, viele Gewehre, 300 000 
Patronen, 30 Feldtelephonapparate und große Mengen 
von Kriegsmaterial. 
Unsere Schutztruppe war durch Mannschaften der 
Polizeitruppe, durch Reservisten und Kriegsfreiwillige 
verstärkt worden. Die Askaris hatten unter der Führung 
ihrer deutschen Offiziere aufopfernde Hingabe und 
Heldenmut gezeigt. So brachten sie unseren Gegnern 
eine außerordentlich ernste und schwere Niederlage bei, 
deren Größe natürlich erst sehr spät allgemein bekannt 
wurde, da von England alle Nachrichten darüber unter¬ 
drückt oder arg entstellt wurden. Unsere eigenen Ver¬ 
luste blieben aber gering. 
Damit war für lange Zeit jeder fernere ernste eng¬ 
lische Angriff vereitelt worden. Die am 15. Dezember 
erneute Beschießung des offenen Daressalam durch 
zwei englische Kriegsschiffe hatte fast nur Material¬ 
schaden im Gefolge. Dann kam der Zeitpunkt, in dem 
die Unseren ihrerseits zum Angriff vorgingen. Nahe 
unserer Nordostküste und unweit des Meeres erlitten 
die weißen und farbigen Engländer bald bei Jassin 
auf britisch-ostafrikanischem Gebiet eine zweite ernste 
Niederlage. Die Verluste der Gegner und die Beute 
der Unseren waren sehr groß. 
In dem ebenfalls tropischen Kamerun erging es 
unseren Gegnern im allgemeinen besser, weil sie zumeist 
an der Küste den weit schwächeren deutschen Streitkräften 
gegenüber unter dem Schutze ihrer Kriegsschiffe bald 
Vorteile erringen konnten. 
Die ersten Feindseligkeiten erfolgten schon Ende 
Juli, also vor Beginn der Kriegserklärung, von der eng¬ 
lischen Kolonie Nigeria aus, durch Störung der Post, 
Festsetzung deutscher Eingeborener, Anhalten von Boten 
u. dgl. m. Dann fand am 6. August vom französischen 
Kamerungebiete aus der erste Überfall zu Lande statt, 
in dessen weiterer Folge die französischen Truppen völlig 
aufgerieben wurden. Der von Nigeria erfolgte englische 
Angriff gegen den deutschen Garuadistrikt führte Ende 
August gleichfalls zu entscheidenden Niederlagen, ohne 
daß die Verluste unserer Schutztruppe besonders stark 
waren. Englischer Dünkel ist die Hauptursache der 
schweren englischen Niederlage gewesen.
	        
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