Volltext: 30. Heft 1914/15 (30. Heft 1914/15)

OOOOOOQOQOOaaOOOaOOOOOOOOOOQOOQOOQDOOOOaooOOOOQQOOOOODOQQOODOOOOaQOOOQOOOOOOQOQO 
Wasser der kanalisierten Mer und Nper, deren Wasser¬ 
stand von Ebbe und Flut beeinflußt wird und den 
große Schleusenwerke in Nieuport regeln. 
Hinter diesem der Verteidigung so sehr günstigen 
Abschnitt hatten sich Mitte Oktober die Reste des belgischen 
Heeres festgesetzt, konnten aber auch hier nicht den An¬ 
sturm der Eroberer von Antwerpen aushalten. Trotz des 
Eingreifens starker französischer Marinetruppen bei Dix- 
muiden und eines englischen Landungskorps weiter 
nördlich versuchten die Verbündeten noch in letzter 
Stunde die zahlenmäßig schwachen, aber von zähem An¬ 
griffsgeist beseelten Märker abzuwehren. Es war ver¬ 
geblich. An drei Stellen östlich Ramscapelle, bei Schoone 
und Tervaete wurden die zerstörten Übergänge über die 
schmale Front beschränkt, diese war leicht zu verteidigen, 
und oft genug haben sich die Engländer hier bei Nieuport 
an dem Übergang die Köpfe blutig gerannt. 
Während die englische Heeresleitung mit der diesem 
Volke eigenen Hartnäckigkeit auf diesen Streifen Landes 
an der Küste stierte, von dem aus man über Ostende 
auf Antwerpen—Brüssel vormarschieren, Belgien be¬ 
freien und den berühmten Marsch auf Berlin antreten 
wollte, hatten die Deutschen Mitte April starke Truppen 
nördlich des vielumstrittenen Apern versammelt, gerade 
da, wo die Linien der lieben Verbündeten aneinander¬ 
grenzten. Die Stellung der Verbündeten bildete hier 
eine Art Bastion, die von Süden aus bereits flankierend 
umfaßt war. Der Herzog Albrecht von Württemberg 
Phot. Frch Mlelert, Dortmund« 
Das vielumstrittene Körösmezö im Thcisttal (Karpathen), durch das die Russen nach Ungarn eindrangen. 
User gewonnen und notdürftig wiederhergestellt. Zu 
den Brückenstellen führen die Straßen auf Dämmen 
durch das tiefgelegene Land. Da entschlossen sich Anfang 
November die Verbündeten zu einem letzten verzweifelten 
Mittel: durch Offnen der Schleusen das ganze Marsch¬ 
land unter Wasser zu setzen. Der Angriff war jetzt allein 
auf die schmalen, meist schnurgeraden Dämme beschränkt 
und damit so gut wie unmöglich geworden. Das war 
der deutschen Führung gar nicht so unangenehm. Wenn 
die Überflutung auch ihre taktischen Operationen auf 
diesem Gebiete einschränkte, so wurden die des Gegners 
ebenfalls stark behindert. Den Engländern lag aber gerade 
daran, an der Küste entlang, um die verlorenen Häfen 
wiederzugewinnen, vor allem auf Zeebrügge, diesen 
mit englischem Golde angelegten modernen Hafen, das 
wichtige Ostende und weiterhin auf Antwerpen vorzu¬ 
stoßen, waren dies doch vermutlicherweise die Stütz¬ 
punkte der vermaledeiten Unterseeboote. Die Ver¬ 
bündeten hatten damit ihr Angriffsfeld selbst auf eine sehr 
beabsichtigte nun die Umklammerung auch von Norden 
her einzuleiten, um das vom Gegner mit großer 
Zähigkeit und geradezu ungeheuren Opfern gehaltene 
Hpern von drei Seiten unter das Feuer unserer 
schweren Artillerie nehmen zu können. Die Londoner 
„Times" kündigte ausgerechnet am Vormittag des 
22. April eine größere Frühjahrsoffensive an und ver¬ 
sicherte geheimnisvoll, daß „man etwas im Schilde 
führe". Da brach mit dem Schlachtruf: „Gott strafe 
England!" am späten Nachmittag des gleichen Tages 
der deutsche Angriff in der breiten Front von 9 Kilo¬ 
metern los, in unaufhaltsamem Ansturm eroberten die 
deutschen Truppen Langemarck, Steenstrate, Het Sas 
und die niedrigen Erhebungen bei Pilkem, sie kamen 
dabei bis über den so zäh verteidigten Hpernkanal, 
machten 2470 Gefangene und erbeuteten 35 Geschütze, 
darunter eine Anzahl schwerer, sowie eine Masse Ma¬ 
schinengewehre. In London war man über diese 
unerwartete „Frühjahrsoffensive" sehr erstaunt. 
30*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.