Volltext: 26. Heft 1914/15 (26. Heft 1914/15)

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kreiselten sich Freund und Feind. Wer überholt wurde, 
suchte sein Heil in der Flucht, während sich von unten 
her die Langhälse der Kanonen, die Maschinengewehre 
und Jnfanteriegewehre in den Kampf mischten, Freund 
und Feind gefährdend. Zuletzt trieben sich nur noch drei 
Flugzeuge in der Höhe herum und setzten bis über 
3000 Meter hinaus den Kampf fort. Der Rest war an¬ 
geblich der Verlust von zwei deutschen und zwei feind¬ 
lichen Flugzeugen. Dazu wehte während des eineinhalb¬ 
stündigen Gefechts ein heftiger Wind. 
Besonders die schweren gepanzerten französischen 
Doppeldecker mit ihren Stirn-Mitrailleusen sind gefährliche 
Gegner. Vielleicht noch gefährlicher sind die Abwehrspezial¬ 
kanonen, von denen die Deutschen ganz besonders ge¬ 
fürchtete Exemplare besitzen, die schon recht viele Flieger 
aus angeblich sicherster Höhe zwischen 2000 und 3000 Meter 
herabgeholt haben. Der Flieger merkt noch dazu meist 
nicht einmal, daß er beschossen wird. Er hört den Knall 
nicht, weil das Motorengeräusch zu stark ist, und er hält 
den Luftstoß der explodierenden Geschosse für kleine, 
nichtssagende Böen. Erst die Rauchwölkchen deuten 
ihm die Gefahr an. Freilich kann ein Flugzeug auch 
recht viel vertragen. Kugeln, die nicht vitale Teile des 
Apparates oder die nicht den Führer tödlich verwunden, 
sind meist gänzlich belanglos. Der Flieger läßt diese 
„Narben" unten wieder verkleben und Datum und Ort 
auf das Pflaster schreiben. Je mehr ein Flieger solcher 
„Wunden" erhalten hat, um so stolzer ist er auf sein 
braves Flugzeug. Wird aber die Schraube, das Benzin¬ 
becken, der Motor, ein wichtiger Steuerring getroffen, 
so muß das Flugzeug stets mehr oder weniger schnell 
herab.' Einige Flugzeuge sind auch im Feuer von Voll¬ 
treffern zusammengebrochen, und Mensch und Metall 
sausten als eine brennende 
Masse aus der Höhe herab. 
Fliegertragödien von namen¬ 
loser Wucht haben sich auf diese 
Weise schon ereignet. Wie 
Wölfe ein Edelwild verfolgen, 
so stürzen sich auf der Straße 
die Panzerautomobile den 
Flugzeugen nach, die gierigen 
Schlünde der Abwehrkanonen 
steil gegen den Flieger gerichtet. 
Wenn ihr Geschoß, das 5 Kilo¬ 
gramm wiegt und eine An¬ 
fangsgeschwindigkeit von 650 
Sekundenmetern hat, den 
Feind trifft, ist er wohl aus¬ 
nahmslos verloren. Fast alle 
Kämpfenden haben zahlreiche 
solcher Fahrzeuge. Ganze 
Panzerzüge sind mit Ballon¬ 
abwehrkanonen versehen. Also 
überall, wo es Wichtiges zu 
schützen gibt, harrt eherner 
Salut auf den Flieger. 
Auch die Luftschiffe sind be¬ 
denkliche Gegner für die Flug¬ 
zeuge. Es ist allerdings im gan¬ 
zen bisherigen Kriege nur ein 
Fall vorgekommen, daß sich 
Flugzeuge gegen ein Zeppelin¬ 
luftschiff wagten. Die Flug¬ 
zeuge haben hierbei verloren; 
denn das Luftschiff vermag 
GERMAN 
AiRSHiPs A airships 
Englische Warnung vor deutschen Luftschiffen. 
einmal schneller zu steigen und besitzt dann auch stärkere 
und besser zu richtende artilleristische Abwehr. In dieser 
Beziehung liegen aber bisher genügende Beobachtungen 
noch nicht vor, um ein endgültiges Urteil zuzulassen. 
Auch die Schiffe, selbst die Unterseeboote hat sich 
der Flieger zum Feinde gemacht, seit er sie anzugreifen 
wagte. Es ist im deutschen Blockadekrieg gegen England 
schon wiederholt vorgekommen, daß deutsche Flugzeuge 
feindliche Schiffe bombardierten. Auch bei dem Vorstoß 
der Engländer in die Deutsche Bucht haben unsere Wasser¬ 
flugzeuge mit Erfolg Bomben auf feindliche Torpedo¬ 
boote geschleudert. Hierbei läuft der Flieger Gefahr, von 
den Schiffssteilsondergeschützen getroffen zu werden, von 
denen einige senkrecht emporzurichten sind. 
Friedrich Otto. 
* * 
-r- 
Englische Warnung vor deutschen Luftschiffen. 
Jetzt ergreift das stolze Albion, das uns wie die 
Ratten aus dem Loche locken und vernichten wollte, die 
Angst vor unten und vor oben. Von unten her sind es 
unsere I7-Boote und von ober her unsere Luftfahrzeuge. 
Die englischen Behörden haben es für nötig erachtet, 
eine öffentliche Warnung zu erlassen, in der nicht nur 
durch das Wort, sondern auch durch bildliche Darstellung 
dem englischen Publikum die Unterschiede zwischen 
britischen und deutschen Flugzeugen klargemacht werden. 
Wir veröffentlichen anbei Bild und Text dieser eigen¬ 
artigen, die englische „Sieges"stimmung gut charakteri¬ 
sierenden „Public Warning“, deren Übersetzung lautet: 
Öffentliche Warnung. 
Das Publikum wird angewiesen, sich selbst mit der 
Erscheinung von britischen und deutschen Luftschiffen und 
Aeroplanen vertraut zu 
machen, so daß es nicht durch 
britische Flugzeuge alarmiert 
wird, und sobald deutsche 
Flugzeuge erscheinen, Schutz 
suchen kann. Wenn ein feind¬ 
liches Flugzeug gesichtet wird, 
sucht sofort Schutz in dem 
nächsten erreichbaren Haus, 
hauptsächlich im Erdgeschoß, 
und bleibt dort, bis das Flug¬ 
zeug aus der Nähe verschwun¬ 
den ist! Steht nicht in Mengen 
herum und berührt nicht 
unexplodierte Bomben! 
Für den Fall, daß ein 
feindliches Flugzeug im Land¬ 
distrikt gesehen wird, soll die 
nächste Marine-, Militär- oder 
Polizeistation, wenn möglich, 
sofort durch Telephon benach¬ 
richtigt werden über die Zeit 
des Erscheinens, die Flug¬ 
richtung und ob das Flug¬ 
zeug ein Luftschiff oder ein 
Aeroplan ist. 
Beachtet besonders die For¬ 
men der Luftschiffe und die 
Lage der Passagierkörbe. 
Beachtet besonders auch 
die nach hinten abgeschrägten 
Flügel der deutschen Aero- 
plane. 
PUBLIC WARNING 
The public are advised to ■ familiarise themselves with the appearance 
of British and German Airships and Aeroplanes, so that they may not 
be alarmed by British. aircraft, and mav take shelter if German 
aircraft appear Should hostüe aircraft be Seen, take shelter 
immediately in the nearest available house, preferably in the basement, 
and remain there until the aircraft have lest the vicinity: do not stand 
about in crowds and do not touch unexploded bombs. 
In the event of HOSTILE aircraft being seen in country districts. the nearest Naval. Müitary or Police 
Authorities should, if possible. be advised immediately by Telephone of the TIME OF APPEARANCE, Ute 
OIRECTION of FLICHT, and whether the aircraft is an Airship or an Aeroplane. 
BRITISH 
AEROPLANES 
AEROPLANES
	        
Waiting...

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