Volltext: 217. Heft 1914/18 (217. Heft 1914/18)

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seine Ausgangsstellungen hinaus zurückgedrängt. Auch 
gelang es uns, Beaurevoir wieder zu nehmen und nach 
hartem Kampfe auch Montbrehain zurückzugewinnen. 
Seguehart dagegen blieb in feindlicher iganb. Das er¬ 
bitterte Ringen dauerte fort. Am 4. Oktober hatte die 
Heeresgruppe des Generalobersten von Boehn, die diefe 
Kämpfe führte, eine sehr harte Probe zu bestehen. Die 
Engländer nahmen abermals Le Kettelet, tonnten aber 
die Höhen zu beiden Seiten der Stadt nicht erstürmen, 
unsre Truppen hielten sich dort. Bei Beaurevoir blieb 
nach schwerem Ringen die Lage zu unsern Gunsten un¬ 
verändert. Weiter südlich war ein schwerer Angriff 
französischer Truppen zu bestehen. Der Kamps endete 
hier nach mehrfachen Schwankungen mit dem Ergebnis, 
daß Moreonrt nordöstlich von St.-O,uentin in der Hand 
der Franzosen blieb, im übrigen aber unsre Stellungen 
behauptet wurden. Wir benutzten jetzt wieder den Augen¬ 
blick zu einer Frontverkürzung in einem zur Zeit nicht 
angegriffenen Abschnitt. In der Nacht vom 4. zum 5. 
nahmen wir den vorspringenden Bogen unsrer Front 
zwischen Cambrai und Le Catelet zurück, gaben deshalb 
die dortigen Kanalstellungen südlich Banteux auf, so 
daß unsre Hauptstellung in der Linie Creveeoeur—Beau¬ 
revoir verlief. Die Engländer griffen fchon am 5. früh 
wiederum mit großer Heftigkeit an und hatten zwischen 
Le Catelet und St.-Qnentin auch den Erfolg, daß die 
in den letzten Tagen so heiß umstrittenen Ortfchafteu 
Beaurövoir und Montbröhain in ihrer Hand blieben. 
Im übrigen wurden ihre Angriffe abgeschlagen. Der 
6. Oktober, an dem der Gegner seinen Ansturm hart¬ 
näckig fortfetzte, änderte an dem Ergebnis nichts Wesent¬ 
liches, obwohl der Feind am Somme-Kanal bis Remau- 
conrt Boden gewann. Das ermutigte die Franzosen zu 
neuen Anstrengungen in demselben Abfchnitt am 7., 
wobei ihnen aber das Glück nicht günstig war. Das war 
auch nur die Vorstufe zu einem neuen allgemeinen An¬ 
sturm, der auf der ganzen Front zwifchen Cambrai und 
St.-Quentin am 8. Oktober begann. Engländer, Fran¬ 
zosen und Amerikaner hatten sich selbst zu übertreffen 
und zu überbieten versucht in der Herauschaffung neuer 
gewaltiger Artilleriemaffen, Panzerwagen und Flieger¬ 
geschwader. Trotzdem wurde auf dem nördlichen Flügel 
der Ansturm diefer mit so ungeheurem Kampfmaterial 
ausgestatteten Massen nach hartem Kampf bis gegen 
Mittag von unsrer Front überwunden, und ein am 
Abend wiederholter Angriff scheiterte gleichfalls. In 
der Mitte hatte der Ansturm des Feindes, der zu beiden 
Seiten der Römerstraße nach Le Cateau angefetzt wurde, 
mehr Erfolg. Es gelang ihm ein tieferer Einbruch in 
unsre Linien. Doch wurde der Stoß in der 
Linie Valincourt—Elincourt und westlich von Bohain 
aufgefangen. Auf dem Südflügel des Angriffes konnte 
der Gegner nur wenig Boden gewinnen. Aber der 
Erfolg des Feindes in der Mitte bedrohte unfre Truppen 
in der Flaute und veranlaßte sie, ihren rechten Flügel 
an den Westrand von Fresnoy-le Grand zurückzunehmen. 
Damit stand es im Zusammenhange, daß wir uns aus 
dieser Angriffsfront wieder vom Feinde loslösten, — 
eine Bewegung, die noch am Abend des 8. durch ge¬ 
schickt angesetzte Gegenangriffe, die durch Panzerwagen 
unterstützt wurden und erfolgreich verliefen, erleichtert 
wurde. Mit Hilfe diefer Vorstöße, die uns wieder in den 
Besitz günstiger Stellungen vor unfrer Front brachten 
und uns den Gegner vom Hälfe hielten, konnten wir 
ungestört in dem ganzen Raum zwifchen Cambrai und 
St.-Quentin mit den Hauptkräften erheblich weiter rück- 
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wärts gelegene Stellungen beziehen, in die dann am 9, 
unfre Nachhuten schrittweise kämpfend nachfolgten. 
Sehen wir nun, wie fich die Lage in dem mittleren 
Teil unsrer Westfront, zwischen Oise und Mosel, seit 
dem 1. Oktober gestaltet hatte! Dort waren bei der 
Heeresgruppe des Deutfchen Kronprinzen in der Nacht 
zum 1. westlich von Reims die Stellungen an der Vesle 
geräumt worden. Der Feind folgte am Tage, ohne 
ernstlich anzugreifen. Dagegen hatten die Franzofen 
am 1. ihre Angriffe in der Champagne wieder auf¬ 
genommen, zuerstin breiterer Front zwischen Ste.-Marie- 
ä Py und Monthois, dann ant Nachmittage in geringerer 
Frontbreite zwischen Somme-Py und Ante. Der Tag 
brachte dem Feinde keinen Gewinn. Östlich von dieser 
Kampffront hatten wir die Linien in der Nacht vorher 
zurückverlegt. Sie verliefen nun von Monthois ost¬ 
wärts über die Aisne und erreichten das Aire-Tal bei 
Apremont. In den folgenden Tagen wurde westlich 
von Reims wieder der Damenweg das Kampffeld. 
Zunächst der westliche Teil diefes Höhenrückens, wo 
unsre Truppen unerschütterlich standhielten. Ant 3. 
wurde überall an unfrer neuen Front nordwestlich von 
Reims Gefechtsfühlung mit dem Feinde genommen. 
Gleichzeitig dauerten die Kämpfe in der Champagne 
fort und führten int allgemeinen zur Zutückweifung des 
Angreifers, wobei es am 3. besonders südwestlich von 
Monrhois und in Challerange zu heftigem und erbittertem 
Ringen kam. Eine neue Steigerung erfuhr die Gefechts¬ 
tätigkeit ant 4. ant Damenweg und an der Aisne. Wieder 
versuchten Franzosen und Italiener auf dem westlichen 
Teil des Damenrückens vorzudringen, wurden aber von 
den Schleswig-Holsteinern und Württembergern zurück¬ 
geschlagen. So konnte unsre Stellung auf dem Damen¬ 
wege vorläufig weiter gehalten werden, während weitet 
östlich, an einet augenblicklich nicht vom Feinde an¬ 
gegriffenen Stelle, die Front wieder zurücke erlegt wurde. 
Das geschah östlich von Reims zwifchen Ptunay unb 
Ste.-Matie-ä Py. Zugleich aber wurde durch einen ent« 
schloffen durchgeführten Angriff int Nachbarabschnitt der 
Höhenzug nordwestlich von Somme-Py wieder in unfern 
Besitz gebracht. Die neuen überaus»hestigen Angriffe 
des Feindes gegen diefe Linien wurden zum Scheitern 
gebracht. Auch in den Atgonnen und östlich davon 
wurde das Feld gegen amerikanische Angriffe behauptet, 
bie durch einen befondeten Aufwand von Panzerwagen 
unterstützt würben, aber mit entsetzlichen Verlusten des 
Angreifers enbeten. Nach ben so glanzenb abgeschlagenen 
feinblichen Angriffen wurde unsre Rückzugsbewegung 
fortgesetzt. Es wurden die nördlichen Befestigungen von 
Reims (die Forts Btimont und Bant) geräumt und 
am 5. Stellungen an der Suippes und Arnes ein- 
genommen. Es kam wieder zu einem gewaltigen An¬ 
sturm der Ftanzofen östlich von Somme-Py, und wieder 
wurde et nach fchwetem Kampfe zurückgewiesen. In 
allen diesen Kämpfen gelang es dem Feinde nicht, unfre 
Front zu erschüttern, obwohl er keinen Tag vergehen 
ließ, ohne an irgendeinem Teil der Front die äußersten 
Anstrengungen zur Erzwingung des Durchbruchs zu 
machen. Mit besonderer Heftigkeit griffen jedesmal die 
Amerikaner im Bereich der Heeresgruppe des General¬ 
obersten von Gallwitz östlich von den Atgonnen an; sie 
erlitten dabei außergewöhnlich statte Verluste, während 
ihnen det Erfolg versagt blieb. In det Champagne gelang 
bem Feinbe erst am 8. Oktober ein Einbruch in unsre 
Linien beiderseits SVEtienne, unb auch hier würbe er 
burch Gegenangriff wiebet zurückgeworfen.
	        
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