Volltext: 20. Heft 1914/15 (20. Heft 1914/15)

Ich sah seitdem den langsamen Schritt mit anderen Falle u ifehlbar überrumpeln. Aber wir können uns 
Augen an. Hier im Felde habe ich seinen Einfluß noch auf die Wachsamkeit unserer Leute dank ihrer Disziplin 
mehr schätzen gelernt. Wir werden diesen Feldzug fest verlassen. 
nicht durch die bessere Bewaffnung gewinnen, sondern Ich denke an die Strapazen des vergangenen 
nur durch die überlegene Führung und Disziplin. Die Sommers. Bei unserem unaufhaltsamen Vorwärts¬ 
russischen, uns an Zahl weitüberlegenen Massen sind stürmen fanden wir die Straßen und Felder bedeckt mit 
wertlos, weil ihnen Organisation und die erforderlichen französischen Waffen und Uniformen. Bei dem eiligen 
Führer fehlen. Rückzüge warfen die Franzosen alles fort, was sie be- 
Die uns an Bewaffnung und Ausbildung fast eben- hinderte. Unsere Leute keuchten unter der Last der Tor- 
bürtigen Franzosen können gegen uns nichts ausrichten, nistet, die selbst beim Angriff nicht abgelegt und aus 
weil wir ihnen an Disziplin überlegen sind. Die des Mangel an Wagen nie gefahren wurden. Es hat sich bei 
gemeinen Mannes mag noch ausreichen; aber es fehlt mir ein Mann gemeldet, der feinen Tornister „verloren" 
der unbedingte Verlaß auf die Führer. Joffres Geheim- hatte. Wen die Stiefel drückten, der vertauschte sie wohl 
befehle haben uns da einen interessanten Einblick in den mit den bequemeren Schnürschuhen; aber er warf sie 
Geist der französischen Generale gegeben. nicht fort. Willig schleppte er die vermehrte Last auf dem 
Wäre es bei uns denkbar, daß der Höchstkomman- Rücken. Wer keinen Spaten besaß, nahm ihn sich von 
bietende sein Mißfallen über den mangelhaften Offensiv- Toten oder Verwundeten; denn er wußte, wie nötig der 
geist seiner Truppen ausspricht? Ein solcher Tadel träfe Schutz gegen Artilleriefeuer war, der nur durch den 
den General wie den einfachen Mann mit der Schwere Spaten geschaffen werden konnte, 
einer Beleidigung. Es hieße zweifeln an persönlichem Wohl blieben Marschkranke zurück. Das Verbot, sie 
Mut, zweifeln an der Verantwortungsfähigkeit der auf den Fahrzeugen der Gefechtsbagage aufsitzen zu 
Führer, den letzten Mann freudig zu opfern, um das be- lassen, wurde oft hart empfunden. Aber unsere diszi- 
sohlene Ziel zu erreichen. Solange ein Angriff noch den plingewohnten Leute sahen ein, dag man nur so dem 
geringsten Erfolg verspricht, wird angegriffen. Rur die „Drückebergertum" vorbeugen konnte. Willig schleppten 
völlige Aussichtslosigkeit der Offensive zwingt uns zeit- sich die Matten zu Fuß hinter der Kolonne her und waren 
meilig zur Verteidigung. bald nach dem Einrücken ins Quartier auch schon wieder 
Wir liegen nun schon fünf Monate im Schützen- bei der Truppe, 
graben dem Feinde gegenüber. Wäre es nicht mensch- Meine Kompagnie hatte an den heißesten Tagen des 
lich, daß die Aufmerksamkeit der Posten einmal nach- August acht schwere Hitzschlagfälle. Die Kranken, die 
ließe? Daß die Augen im fortgesetzten Hinstarren nach allein zurückblieben, wurden in Lazaretten hinter der 
dem feindlichen Schützengraben einmal müde würden? Front behandelt und dann zu Fuß wieder in Marsch ge« 
Daß der ermüdete, von Kälte und Regen erstarrte Körper setzt, um ihre Truppen selbständig zu suchen. Drei Tage 
versagt und die Natur ihr Recht fordert? Nie haben wir nach ihrer Entlassung meldeten sie sich bei mir gesund zur 
dergleichen erlebt. Bei der Kürze der Entfernung zwischen Stelle. Solche Erfahrungen machen stolz. Darum — 
den Gräben würde uns ein feindlicher Angriff in diesem Hut ab vor unserer deutschen Disziplin! v. D. 
Phot. Erdelyi. 
Schneeschnhlänfcrpatronille in den Karpathen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.