Aufn. Bild- und Filmamt, Berlin.
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falsch eingeschätzt, sondern auch nicht bedacht, daß
daneben und eng mit ihm vereint durch Vertrauen
und gleiche Entschlossenheit der Geist des deutschen
Volkes uud der deutschen Truppe stand, der durch die
rohe Gewalt des Materials nicht zu beugen war. Auch
den Franzosen und Engländern war es schließlich nach
tagelangem, fürchterlichem Trommelfeuer im ersten
überraschenden Anlauf gelungen, hier und da unsre
völlig zertrümmerten ersten Stellungen zu überrennen
und manche Teile davon auch festzuhalten, so daß sie
nach Wochen und Monaten allerdings einen gewissen
Geländegewinn zu verzeichnen hatten, der mit unver¬
hältnismäßigen Opfern bezahlt war. Wenn sie diese
Erfolge in hohen Tönen als Siege feierten, dann mußten
fie sich — weniger von uns, als vielmehr von neutralen
Kritikern — vorhalten und vorrechnen lassen, daß sie
mit Hilfe solcher „Siege" vielleicht in zehn Jahren an
den Rhein gelangen könnten. Freilich war auch das
eine zweifelhafte Rechnung, denn wir durchkreuzten
fie nur allzuoft, indem wir durch entschlossene Gegen¬
angriffe große Stücke des verlorenen Geländes zurück¬
gewannen. Man konnte vor allen Dingen zweifeln —
und hier verweisen wir aus das schon Gesagte ■—, ob
ein Geländegewinn überhaupt noch Bedeutung hatte,
wenn solche Massen von Menschen und Material dafür
eingefetzt werden mußten und so ungeheuren Verlusten
unterlagen. Aber unsre Feinde konnten schließlich ein¬
wenden, daß das eben im Wesen des Krieges läge; sie
wollten den Krieg gewinnen und sie seien in der ange¬
nehmen Lage, nicht ängstlich rechnen zu müssen, mit
welchem Einsatz dieser Ersolg zu erringen sei, wenn er
nur erreicht würde. Das gehe schließlich nicht anders.
Dieser Behauptung gegenüber mußte es aus alle Welt
einen tiefen Eindruck machen, wenn nun plötzlich der
Beweis geliefert wurde, daß es doch anders ging, wenn
auf einer Seite eine wirkliche kriegerische Überlegenheit
nicht nur die materielle Übermacht der geistlosen Masse
ihre Initiative geltend machen konnte. Eine solche
Erfahrung mußte alle Kartenhäuser, die die Entente
aufgebaut hatte, um die Welt von der Sicherheit ihres
Endsieges zu überzeugen, unerbittlich umblasen. Was
die Entente durch mebrere große Offensiven nach unge¬
heuren ungestörten Vorbereitungen in Wochen und
Monaten in einzelnen Abfchnitten unter gewaltigen
Verlusten erreicht hatte, das hatten wir in einem einzigen
großen Schlage auf einer Front von 80 Kilometern
mit verhältnismäßig fehr geringen Verlusten innerhalb
von drei Tagen gefchafft. Unsre Gegner pflegten ihren
Geländegewinn sehr hoch zu schätzen, wenn es ihnen
innerhalb einer langandanernden Ossensive gelang, ihre
Stellungen 2 bis 3 Kilometer vorzuverlegen, 'und nur
in wenigen Fällen, in der Sommeschlacht und in der
letzten Cambraischlacht 1917, war es ihnen geglückt, den
Geländegewinn in einem enget begrenzten Abschnitt
infolge eines übettafchenden Angriffs im Anfangs¬
stadium auf einen Raum von 8 bis 10 Kilometer Breite
zu steigern, der nachher durch deutsche Gegenangriffe
noch wieder geschmälert wurde, so daß der Endersolg
einen Fortschritt von etwa 7 Kilometern Tiese an den
günstigsten Stellen bedeutete. Jetzt hatten die deutschen
Truppen auf einer Front von.80 Kilometern einen Ge-
ländestreifen gewonnen, der fast überall die Breite
Di« Mannschaften beim Sise«e«t>f-n- tri et»« zerstörte« Ortschaft Vor Perouue.