Volltext: 200. Heft 1914/18 (200. Heft 1914/18)

Aufn. Bild- und Filmamt, Berlin. 
1586 ooüoqoooc 
falsch eingeschätzt, sondern auch nicht bedacht, daß 
daneben und eng mit ihm vereint durch Vertrauen 
und gleiche Entschlossenheit der Geist des deutschen 
Volkes uud der deutschen Truppe stand, der durch die 
rohe Gewalt des Materials nicht zu beugen war. Auch 
den Franzosen und Engländern war es schließlich nach 
tagelangem, fürchterlichem Trommelfeuer im ersten 
überraschenden Anlauf gelungen, hier und da unsre 
völlig zertrümmerten ersten Stellungen zu überrennen 
und manche Teile davon auch festzuhalten, so daß sie 
nach Wochen und Monaten allerdings einen gewissen 
Geländegewinn zu verzeichnen hatten, der mit unver¬ 
hältnismäßigen Opfern bezahlt war. Wenn sie diese 
Erfolge in hohen Tönen als Siege feierten, dann mußten 
fie sich — weniger von uns, als vielmehr von neutralen 
Kritikern — vorhalten und vorrechnen lassen, daß sie 
mit Hilfe solcher „Siege" vielleicht in zehn Jahren an 
den Rhein gelangen könnten. Freilich war auch das 
eine zweifelhafte Rechnung, denn wir durchkreuzten 
fie nur allzuoft, indem wir durch entschlossene Gegen¬ 
angriffe große Stücke des verlorenen Geländes zurück¬ 
gewannen. Man konnte vor allen Dingen zweifeln — 
und hier verweisen wir aus das schon Gesagte ■—, ob 
ein Geländegewinn überhaupt noch Bedeutung hatte, 
wenn solche Massen von Menschen und Material dafür 
eingefetzt werden mußten und so ungeheuren Verlusten 
unterlagen. Aber unsre Feinde konnten schließlich ein¬ 
wenden, daß das eben im Wesen des Krieges läge; sie 
wollten den Krieg gewinnen und sie seien in der ange¬ 
nehmen Lage, nicht ängstlich rechnen zu müssen, mit 
welchem Einsatz dieser Ersolg zu erringen sei, wenn er 
nur erreicht würde. Das gehe schließlich nicht anders. 
Dieser Behauptung gegenüber mußte es aus alle Welt 
einen tiefen Eindruck machen, wenn nun plötzlich der 
Beweis geliefert wurde, daß es doch anders ging, wenn 
auf einer Seite eine wirkliche kriegerische Überlegenheit 
nicht nur die materielle Übermacht der geistlosen Masse 
ihre Initiative geltend machen konnte. Eine solche 
Erfahrung mußte alle Kartenhäuser, die die Entente 
aufgebaut hatte, um die Welt von der Sicherheit ihres 
Endsieges zu überzeugen, unerbittlich umblasen. Was 
die Entente durch mebrere große Offensiven nach unge¬ 
heuren ungestörten Vorbereitungen in Wochen und 
Monaten in einzelnen Abfchnitten unter gewaltigen 
Verlusten erreicht hatte, das hatten wir in einem einzigen 
großen Schlage auf einer Front von 80 Kilometern 
mit verhältnismäßig fehr geringen Verlusten innerhalb 
von drei Tagen gefchafft. Unsre Gegner pflegten ihren 
Geländegewinn sehr hoch zu schätzen, wenn es ihnen 
innerhalb einer langandanernden Ossensive gelang, ihre 
Stellungen 2 bis 3 Kilometer vorzuverlegen, 'und nur 
in wenigen Fällen, in der Sommeschlacht und in der 
letzten Cambraischlacht 1917, war es ihnen geglückt, den 
Geländegewinn in einem enget begrenzten Abschnitt 
infolge eines übettafchenden Angriffs im Anfangs¬ 
stadium auf einen Raum von 8 bis 10 Kilometer Breite 
zu steigern, der nachher durch deutsche Gegenangriffe 
noch wieder geschmälert wurde, so daß der Endersolg 
einen Fortschritt von etwa 7 Kilometern Tiese an den 
günstigsten Stellen bedeutete. Jetzt hatten die deutschen 
Truppen auf einer Front von.80 Kilometern einen Ge- 
ländestreifen gewonnen, der fast überall die Breite 
Di« Mannschaften beim Sise«e«t>f-n- tri et»« zerstörte« Ortschaft Vor Perouue.
	        
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