Volltext: 192. Heft 1914/18 (192. Heft 1918)

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Zeitlang Wasser abgepumpt war, wurden die Flaschen, 
die vorher gut mit dem zu untersuchenden Wasser 
ausgespült waren, gefüllt. Das entnommene Wasser 
zeigte keine Trübung, es konnte also gleich mit der 
Untersuchung begonnen werden. Dieselbe wird nach 
einem genau vorgeschriebenen Gang ausgeführt; es 
wird besonders Wert gelegt auf die Härte des Wassers, 
die beim Gebrauch für die Küche von Wichtigkeit ist, des- 
gleichen auf das Vorhandenfein von Zerfetzungspro- 
dukten, wie Ammoniak und salpetrige Säure, da ein 
W äff er, w ei ch es d ergl eich en 
Stoffe enthält, immer ver- 
dächtig ist und nur im 
Notfalle im abgekochten 
Zustande für Genußzwecke 
verwandt werden foll. Die 
Unterfuchung ist eine rein 
chemifche, eine Unter- 
fuchung des Waffers auf 
' Bakterien wird von dem 
Militärapotheker nicht vor- 
genommen. Nach Fertig- 
stellung der Wafferanaly- 
fen war meine Arbeit für 
diesen Tag vollbracht, für 
die Nacht blieb der Apo- 
thekenhandarbeiterzur Be- 
wachung und Dienstbereit- 
schaft in dem Apotheken- 
räum, ich felbst begab 
mich m eine der kleinen 
Klosterzellen auf meinem 
Strohfack zur Ruhe. Kl. 
* * 
* 
Luftschiff 
über England. 
Aus feiner geräumigen 
Halle an der Nordseeküste 
glitt in den ersten Nach- 
Mittagsstunden eines fri- 
fchen Märztages eines 
unfrer großen Marine- 
luftfchiffe heraus. Bald 
darauf hob fich der ge- 
waltige Segler in die kla- 
ren Lüfte und entschwebte 
mit laut fummenden Mo- 
toren feewärts, Kurs auf England. Ruhig lag die Nord- 
fee, nur von einem leichten Wellengekräufel überzogen. 
Ab und zu tauchte aus der einfamen unendlichen Waffer- 
fläche das winzige Pünktchen eines Vorpostenbootes 
heraus, eines jener kleinen Vertreter der deutschen 
Wacht im Norden, die jahraus,, jahrein im Sommer 
wie im Winter weit von der KMe dem Sicherungs- 
dienste obliegen. Dann verschwanden auch diefe Schild- 
wachen der deutfchen Seemacht. Unaufhörlich ratterten 
die Motore und wirbelten die Schrauben in rasenden 
Umdrehungen herum. Ohne Zwischenfall verlief die 
Fahrt bis zur Doggerbank, hier, wurde plötzlich in süd- 
westlicher Richtung, etwa 23 Meilen entfernt, ein feind- 
licher Schiffsverband geficht.ei, der anscheinend aus 
schnellen Kreuzern und grbßen Zerstörern' bestand. 
Schon hatten auch die F'einde „L..." 6emetti und 
drehten mit hoher Fahrt darauf- zu. Wie aber der leicht- 
beschwingte Vogel fich den Nachstellungen des Jägers 
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Der Staffettenfahrer mit 
entzieht, fo stieg auch das Luftschiff jetzt in größere Höhe, 
und der Geschicklichkeit des Kommandanten gelang es, 
nach einer guten halben Stunde die Feinde abzu- 
schütteln, worauf die Fahrt gen England fortgefetzt 
wurde. 
Die Dämmerung nahte, und bald nahm in dem 
verlöschenden Tageslicht die See ein farblofes Aussehen 
an. Nur 40 Meilen noch stand das Luftfchiff von der 
Küste entfernt, als in westlicher Richtung ein Geleitzug 
gesichtet wurde, auf den fogleich der Angriff befchloffen 
wurde. Ehe aber „L..." 
sich nahe genug heran- 
gepürfcht hatte, um die 
Handelsschiffe mit Bom¬ 
ben belegen zu können, 
wurde die englische Küste 
gesichtet. Da nun mit 
dem Auftreten feindlicher 
Abwehrmaßnahmen ge- 
rechnet werden mußte, 
wurde von dem Angriff 
auf den Geleitzug abge- 
feheu und das Land an- 
gesteuert. Obwohl über 
der Küste eine leichte 
Dunftfchicht lag, gestattete 
doch die Sichtigkeit der 
Luft eine gute Erkuu- 
dung und Ausmachung d es 
Zieles. Alles deutete dar- 
auf hin, daß der Feind 
von dem Angriff voll- 
kommen überrafcht wurde. 
Alle Städte waren hell 
erleuchtet, und die Einzel- 
heiten der Küste konnten 
deutlich ausgemacht wer- 
den. Ungestört näherte fich 
„L..." feinem Ziel und 
stand um 9,30, Uhr über 
den Hafenanlagen von 
Hartlepool, auf die in 
rascher Folge die Bomben 
herabfausten. Fabriken, 
Bahnhof, Jndnstrieanla- 
g en und Hafenkais wurden 
ausgiebig mit ihnen be- 
legt und erreichten fast 
alle ihr Ziel.. Einstürzende Häuser, Detonationen und 
der Schein von ausgebrochenen Bränden ließen die 
gute Wirkung der abgeworfenen Bomben erkennen. 
Als diefe bereits zum größten Teil abgeworfen waren, 
fetzte erst die feindliche Gegenwehr ein. Schein- 
werfer blitzten auf, und ihre Strahlen langten wie 
zuckende grelle Finger nach dem Äther. Zu gleicher Zeit 
traten auch die Abwehrgefchütze in Tätigkeit und sandten 
einen Hagel von Schrapnellen und Brandgefchoffen nach 
dem im blenderden Lichte stehenden Luftschiff. Ob- 
wohl sie in nächster Nähe krepierten, richteten sie' nicht 
die geringste Beschädigung an. Die auf allen Seiten 
zerberstenden und in viele leuchtende Stücke zerfprin- 
genden Brand- und Leuchtgefchoffe tauchten das Luft- 
fchiff in ein blendend weißes Licht. Nun war die letzte 
Bombe gefallen, und der Rückmarsch konnte angetreten 
werden. Trotz dem wütenden Gebell der feindlichen 
Geschütze und des unaufhörlichen Leuchtens der 
Aufn. W. Ruge, Berlin. 
Stahlhelm und Gasmaske.
	        
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