Volltext: 180. Heft 1914/18 (180. Heft 1914/18)

Lernt schweigen! 
Das Mahnwort „Vorsicht bei Gesprächen", das in der 
Heimat jedermann, sei er Soldat oder Zivilist, immer wieder ein- 
dringlich vorgehalten wird, hat in diesem Existenzkampfe unseres 
Volkes eine Bedeutung, die nicht leicht zu übertreiben ist. Ueberall 
sind wir von Feinden und Spionen umgeben, die jedes unvorsichtig 
gesprochene oder geschriebene Wort gierig auffangen und aus der 
Fülle der Äußerungen ihre Kombinationen zu machen wissen. Schlim- 
mer noch als die Plauderhaftigkeit in der Heimat ist das Verhalten 
einzelner Deutscher gegenüber dem neutralen Auslande. Dort, wo 
sie sich den allergrößten Zwang auferlegen sollten, fühlt sich mancher 
gedrängt, sein Herz auszuschütten oder in Briefen unverantwortliche 
Mitteilungen zu machen. Am häufigsten werden in übertriebenen 
Schilderungen unsere heimischen Lebens- und Crnährungsverhältnisse 
besprochen. Es ist selbstverständlich, daß diese, auch wenn sie von 
vornherein nicht in unberufene Hände gelangen, unsere Sache und 
unser Ansehen aufs schwerste schädigen. Cs ist nachweisbar in 
zahlreichen Fällen vorgekommen, daß aus Deutschland nach der 
Schweiz gelangte Briefe maßlos übertriebene Klagen über die 
Lebensmittelschwierigkeiten in Deutschland enthielten und daß die 
nach der Schweiz reisenden Deutschen die Zustände im Norden und 
Westen Deutschlands als sehr ungünstig schilderten. Solche Un- 
bedachtsamkeit leistet der Sache unserer Gegner unbewußt die will- 
kommensten Dienste. Cs muß sich doch nach allen - Erfahrungen 
der vergangenen Jahre jeder selbst sagen, daß schriftliche oder münd- 
liche Aeußerungen, die ins neutrale Ausland gelangen, unseren Feinden 
leicht in die Hände fallen können, und wenn sie Ungünstiges über 
Deutschland enthalten, von ihnen geschickt dazu benutzt werden, 
den schwindenden Siegeswillen bei ihren eigenen Völkern zu 
stärken. Ein Deutscher, der sich in Wort und Schrift nicht die 
so nötige Disziplin des Schweigens auferlegt, versündigt sich, ohne 
es zu wollen, schwer am Vaterlande. Cr verlängert den Krieg, 
da er durch seine an sich wohl gar nicht so ernst zu nehmenden 
Klagen die Hoffnung der Feinde belebt, sie könnten ihr aussichtsloses 
Kiel, Deutschland niederzuringen, doch noch zuguterletzt erreichen. 
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Das ist deutsche Pflicht! 
Der neue Sieg von Leipzig. 
Die Beteiligung a» der soeben beendeten Frühjahrs-Muster- 
messe in Leipzig war über alle Erwartungen groß. Rund 75 000 
auswärtige Besucher, ohne die Einheimischen aus Leipzig, füllten 
die großen Meßpaläste, und langjährige Kenner des Messelebens 
erklären, daß Leipzig so etwas bisher noch nicht gesehen habe. 
Es mag dem Außenstehenden vielleicht nicht ganz klar sein, 
warum der Besuch einer Veranstaltung, wie der Leipziger Messe, 
so hoch bewertet wird, daß von einem „Sieg" gesprochen werden 
kann. Die Leipziger Mustermessen sind jedoch etwas anderes als 
sonst eine Ausstellung, oder ein geschäftlicher Treffpunkt. Hier 
sammelt sich ein wesentlicher Teil des deutschen Geschäftsverkehrs, 
und zwar ein Teil, der für das Wirtschaftsleben unseres Vater- 
landes von einer ganz besonderen Bedeutung ist. Hier wird eine 
Übersicht über die Leistungen und die Leistungsfähigkeit unserer In- 
dustrie geboten. Ihre vielseitigen Erzeugnisse, auf denen im Frieden 
unser Ausfuhrhandel beruhte und die auf den fremden Märkten die 
Erzeugnisse der älteren Industrieländer, vor allem England, erfolg- 
reich aus dem Felde geschlagen hatten, sind in taufenden von Aus- 
stellungsräume» und Stände» aufgespeichert, von denen jeder zahllose 
Muster verschiedener Waren und Formen enthält. Ein Gang durch 
die Ausstellungsräume der Leipziger Frühjahrsmesse 1918 zeigte uns, 
daß unsere Expsrbindustrien trotz aller Schwierigkeiten der Kriegs¬ 
zeit noch leben und arbeiten, ja, daß sie sogar für die Ausfuhr 
arbeiten können. Die zahlreichen ausländischen Besucher der letzten 
Frühjahrsmesse haben sich wiederum, wenn auch nicht im selben 
Umfange wie in Friedenszeiten, mit deutschen Waren versorgen 
können und ihre Bestellungen zeigen, daß unsere deutschen Waren 
auf den neutralen Märkten, wo die feindliche Konkurrenz ihnen 
entgegentritt, immer noch ihren Stand behaupten. 
Zugleich haben sich die ausländischen, insbesondere die neu- 
tralen Meßbesucher von der inneren Kraft unseres im vierten 
Kriegsjahre stehenden Vaterlandes überzeugt und die Kunde vom 
wirklichen Stand der Dinge in ihre Heimat getragen, von wo sie 
über die Grenzen ins feindliche Ausland gelangen wird. So be- 
weisen wir den Feinden neben der Stärke der deutschen Waffen 
auch die unzerstörbare Kraft unseres Wirtschaftslebens, denn die 
Berichte über den Erfolg der Leipziger Frühjahrsmesse werden auch 
bei ihnen ihren Eindruck nicht verfehlen. Die Ergänzung dazu 
wird der Erfolg der achten Kriegsanleihe bilden, an dem uns der 
Verlauf der Leipziger Messe jeden Zweifel genommen hat. Die 
großen Geschäftsumsätze, die in Leipzig gemacht worden sind, zeugen 
von dem Vorhandensein reichlicher Mittel, wie sie das Vaterland zur 
Kriegführung braucht. Und so wird sich an den neuen Wirtschaft^- 
sieg von Leipzig derjenige der achten Kriegsanleihe würdig anreihen.
	        
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