Volltext: 180. Heft 1914/18 (180. Heft 1914/18)

Batterieführerkmse hinter der Front und auf Truppen- bestückten offenen Batterien Orhanie und Ertogrul, 
Übungsplätzen gaben uns die vorbildlichen deutschen auf die der Feind jedoch, im toten Winkel ihrer Ge- 
Unterführer, die uns auch heute noch — nach Bismarcks schütze liegend, seinen Eisenhagel so lange niedergehen 
altem Wort — kein anderer Staat nachmacht. ließ, bis auch sie für immer schwiegen. Mit der Nieder- 
Der Andrang zur Flieger- und II-Bootwaffe er- werfung dieser Werke war die Einfahrt in die Darda- 
forderte Tausende von Lehrstunden und Lehrgängen nellen frei. Der Feind hatte nur noch die schmälste 
zugunsten eines ständigen Weiterausbaues, den uns die Stelle der Dardanellen, bei Chanak Kalessi, der Töpfer- 
Selbsterhaltung im Hinblick auf die gegnerischen Anstren- stadt, zu zerbrechen, und der Weg nach Konstantinopel 
gungen vorschrieb. lag für die feindliche Flotte frei. Ihre bisherigen Er- 
Ganz besonderer Wert muß im Kriege auf die tak- lebnisse hatten den feindlichen. Flottenführern, dem 
tische Ausbildung der Führer gelegt werden. Hinden- englischen Admiral Carden und dem französischen Ad- 
bürg und Ludendorff wirkten durch ihre Vorschriften miral Goubrette, jedoch den Ernst der Verteidigung 
hierin bahnbrechend. Sie sind die großen Lehrmeister gezeigt, und so versuchten sie nicht, in raschem Anlaufe 
der deutschen Kriegstaktik in der Verteidigung geworden, durchzustoßen, wie im Jahre 1807 der englische Admiral 
Sie werden uns die neue Taktik des Bewegungskrieges Lord Duckworth, sondern entschlossen sich, die Befesti- 
und des Durchbruches in vollkommenster Weise lehren, gungen systematisch niederzukämpfen. Am 26. Februar 
* * * passierte als erstes Schiff die „Majestic" mit Musik an 
à Rubmestaa der deutschen Marine ®cá bie öinie Seddulbahr-Kumkale. Tagelange harte 
vm^uymesrag o er o euri cy en ârme Kämpfe folgten, und die Lage für die Verteidiger blieb 
an ven Dardanellen. dauernd ernst, da ihre Munition für die schweren Ge- 
Zum Gedächtnis des 18. März 1915. schütze viel zu knapp bemesfen und ein Nachfchub aus 
Zwar lebt die Erinnerung an die ruhmvollen Darda- der Heimat unmöglich war. Vielleicht wäre der englisch- 
nellenkämpfe noch in aller Mund und wird sobald nicht französischen Flotte trotz der Tapferkeit der Verteidiger 
untergehen, aber daß an diesem Kampfe in sehr erheb- doch der Durchbruch geglückt, wenn nicht Admiral von 
lichem Maße auch die deutsche Marine beteiligt war, Usedom sich dazu entschlossen hätte, die gesamte moderne 
wissen die Wenigsten. So sehr haben die durch viele Munition der Festung Bosporus an die Dardanellen 
Monate sich hinziehenden, mit außerordentlicher Tapser- zu werfen, in der klaren Erkenntnis, daß nur dort die 
keit durchgefochtenen Verteidigungskämpfe der türkifcheu Entscheidung fallen könnte. 
Truppen unter deutscher Führung sich in der Erinnerung Der feindliche Hauptangriff fetzte am 18. März ein. 
der Mitwelt festgesetzt. Und doch sind diese Erfolge der Mehr als 20 englische und französische Linienschiffe, 
Landtruppen undenkbar ohne die vorangegangenen darunter das moderne Großkampfschisf „Queen Eliza- 
Erfolge der Marine. Denn zur Landung von Truppen beth", beschossen mit einer zehnfach überlegenen Ar- 
in größerem Maße hat sich die Entente erst entschlossen, tillerie die Befestigungen, aber trotz des Rieseneinsatzes 
nachdem die, gewaltsame Eröffnung der Durchfahrt von Munition gehörte der Erfolg des Tages den Ver- 
durch die Dardanellen mittels der eigentlichen Waffe teidigern. Als die Sonne sank, wandte sich der Feind zum 
Englands, der Flotte, nicht so sehr an der Leistungs- Rückzug nach Verlust des französischen Linienschiffes 
fähigkeit der technisch durchaus nicht aus der Höhe stehen- „Bouvet" und der englischen Linienschiffe „Ocean" 
den Befestigungen, als an der Tapferkeit der in den und „Irresistible", die gesunken waren. Schwer havariert 
Händen der deutschen Marine liegenden deutsch-türkischen kam noch der große englische Krenzer „Inflexible" 
Verteidigung gescheitert war. nach der Bucht von Tenedos, während das schwer 
Die deutsche Flotte war heimisch in Konstantinopel, beschädigte französische Linienschiss „Gaulois" auf den 
seitdem im August 1914 „Goeben" und „Breslau" Kayinchen-Jnseln ausgesetzt werden mußte. Eine Reihe 
nach ihrem erfolgreichen Ausbruch aus dem Hafen weiterer Schiffe waren mehr oder minder stark beschä- 
von Messina eine so gastliche Aufnahme in der türkifchen digt, eine Anzahl Zerstörer und Minensucher gesunken. 
Hauptstadt gefunden hatten. Bald darauf, Ende August, Der englische Oberbefehlshaber Admiral Carden ge- 
traf unter Admiral Usedom uud Vizeadmiral Merten stand das Mißlingen feines Unternehmens ein und gab 
das „Sonderkommando der Marine in der Türkei" das Kommando an Admiral John de Robeck ab. Aber 
ein, das sich die Türkei von Deutschland zur Ausbildung auch dieser wagte es nicht, den mißglückten Versuch seines 
der osmanischen Küstenartillerie und zur Verteidigung Vorgängers aufzunehmen, und beschränkte sich in der 
der Meerengen erbeten hatte. Harte Arbeit erwartete nächsten Zeit auf gelegentliche wirkungslose Beschießun- 
die Deutschen. Es galt, nicht nur in den Meerengen gen. Den Gedanken, die Dardanellen durch die englische 
Batterien zu bauen und Minensperren anzulegen, Flotte niederzuringen, hatte man fallen gelassen, 
sondern vor allem auch die türkischen Mannschaften Erst einen Monat fpäter setzte das Ringen um die 
für ihre Aufgabe auszubilden. Aber das Werk gelaug, Dardanellen von neuem ein, als am 25.April die ersten 
und gerüstet konnte die Türkei an die Seite der Mittel- Ententetruppen gelandet waren und damit das Schwer¬ 
mächte treten. Die Meerengen waren bereit. Die gewicht der Kämpse auf das Land verlegt wurde. Auch 
Kämpfe leitete eine nur demonstrative Beschießung an den Landkämpsen war die Marine beteiligt, so mit 
von Kumkale und Seddulbahr am 4. November 1914 einigen schweren Marinegeschützen von der „Goeben" 
ein. Dann folgte am 19. und 25. Februar 1915 der wirk- und der „Breslau", die auf der asiatischen Seite, auf 
liche Angriff gegen die an der Südspitze der Dardanellen den Höhen von Jntepe, aufgestellt waren, und ferner 
liegenden Forts Kumkale und Seddulbahr. Der stunden- durch die alten Linienschiffe „Barbaroß Haireddin" 
lang fortgesetzten Beschießung mit den moderüen Schiffs- und „Torgut Reiß" und gelegentliche erfolgreiche Tor- 
geschützen waren die veralteten Forts mit ihren kurzen pedobootsvorstöße. So versenkte in diesem Kampfe 
Kruppgeschützen, die bei den weiten Entfernungen Kapitänleutnant Firle als Führer des türkischen Torpedo- 
kaum zu antworten vermochten, nicht gewachsen. Stärker boots „Mnavenet" vor Seddulbahr das englische Linien- 
bewährten sich die zwei mit 24-Zentimeter-Geschützen schiff „Goliath", während Kapitänleutnant Freiherr von
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.