Volltext: 173. Heft 1914/18 (173. Heft 1914/18)

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_ . * ■ or» fz r (t ersten Geschütze an. Die Batterie ist 10 Kilometer durch- 
^elbcttítllctic í)Ctm 93ot|XOp Cltt vêV 0C9£löß. getrabt, und die Pferde sind total erschöpft. Der Boden 
War das eine Freude, als es sicher war: es soll vor- ist tief, aber durch kommen sie. Der Batteriesührer 
gehen. Endlich soll der Engländer den deutschen Angriff steht auf der Höhe, und laut tönt fein Kommando : „Offene 
kennen lernen. Für uns Artilleristen, die wir immer an Feuerstellung!" Gottlob, also endlich einmal wieder! 
der Westfront standen, doppelt schön, daß wir endlich mal Und jedermann weiß, was es heißt, auf 1500 Meter 
wieder auf unfre Pferde durften. So gut wie in den im tollsten Mafchinengewehrfener abzuprotzen. Aber es 
Augufttagen 1914 ist ja unfer Pferdematerial nicht mehr, geht wie auf dem Exerzierplatz, und fchon donnern die 
aber es wird fchon klappen. ersten Grüße zum Engländer hinüber. „2000 und 1800!"; 
Ein richtiger feuchter Novembermorgen war der denn wir muffen uns von hinten heranfchleichen, um 
Dreißigste, als das Trommelfeuer einsetzte. Die Protzen unfre Infanterie nicht zu gefährden. Der letzte fitzt 
stehen hinten bereit und werden noch während der mitten in den vorgehenden Engländern. Und nun raus, 
Artillerievorbereitung dicht an die Batterie herangezogen, was in den Rohren ist! Ach, es ist doch was anderes, als 
im Stollen hocken und aus 
verdeckter Stellung abzu- 
ziehen, hier oben auf den 
Bergen,wo jederKanonier 
fieht, was er trifft. 
Das Schnellfeuer wütet 
furchtbar in der englifchen 
Infanterie. Auch andre 
Batterien find jetzt heran- 
gekommen. Aber es ist 
wohl eine volle englische 
Division, die-dort über die 
Höhe hervorbricht. Auch 
rechts und links scheint sich 
etwas vorzubereiten. Die 
Ausklärungspatrouillen 
spritzen nach den Seiten 
und kommen mit bösen 
Meldungen wieder : „Überall 
starke englische Angriffs- 
wellen im Gelände ! Nicht 
alle kommen zurück, man- 
cher Sattel ist leer. Reiter- 
tod — Reiterehre! Die 
Munition geht zur Neige. 
Offiziere find nach hinten 
gefchickt, i Kolonnen zu 
fnchen, und die Kolonnen 
kommen ausgepumpt bis 
aufs letzte. Offen müffen 
fie im Flankenfeuer zu den 
Die Meldereiter flitzen umher und orientieren dauernd Gefchützen, und es geht. Wie durch ein Wunder, 
über das Vorgehen und die Stellung unfrer Infanterie, kein Mann Verlust. Ein Glück, daß die Munition 
Aber da ist der Haken. Die Infanterie hat lange Beine da ist; denn drüben wird der Engländer dichter und 
und ist schnell nach vorn ausgeriffen. Schon ist fie dichter, und fchon ist unsre Infanterie, dem enormen 
acht Kilometer über die Scheide hinüber. Also: vor- Stoß ausweichend, etwas zurückgenommen worden und 
wärts, ihr nach! Schwieriges, tiefes Gelände macht liegt in den Batteriestellungen. Jedes Gewehr muß 
schwere Arbeit für unfre vierfüßigen Kameraden; aber ran; was die Batterie entbehren kann, liegt mit dem 
jeder Fahrer weiß, was es gilt, und kennt noch unfre Karabiner in der Jnfanterielinie und feuert. Die Eng- 
alte Parole: Ran an den Feind. Die Abteilungsstäbe länder fallen zu Hunderten. Da links anreitende Ka- 
find vor und kommen auf den Höhen östlich Gonzeancourt vallerie. Eine volle Brigade ist es. Auf 1500—1000 
an. 1500 Meter vor uns liegt die Infanterie auf den Meter kommen sie heran, dann bricht ihr Schneid im 
andern Höhen, also schnell nach vorne zur genauen massierten Jnfanteriefeuer zusammen. Nur Trümmer 
Orientierung. Aber auch der Engländer hat Augen kehren zurück. Da rechts wieder neue dichte englische 
und setzt Kit kräftigem Maschinengewehrfeuer auch auf Kolonnen. Dort halb links englisches Maschinengewehr- 
einzelne Reiter ein. Was kümmern uns die Mücken- nest; und dort, was kommt dort hinten heran? Täuscht 
stiche! „Durch !" ist die Parole, und vorwärts geht es. das Auge? Nein, Tanks sind es, die zum Gegenstoß 
Vorn sieht es brenzlich aus. Man fieht dicke englifche anfetzen! Eins, drei, fünf, nein, zwanzig Tanks auf ein- 
Truppenmaffen, die fich zum Gegenstoß sammeln. Es mal. Rasender Zielwechsel. Da gibt es kein Scheren- 
jubelt jedes Artillerieherz über die herrlichen Ziele, fernrohr mehr und kein Fernglas. Offen steht der 
Aber noch können die Batterien nicht da fein. Das Ma- Batterieführer neben feiner Batterie und gibt Anwei- 
schinengewehrfeuer wird dichter und dichter, und fchon fungen. Er muß brüllen, um fich verständlich zu machen 
spitzt der englische Angriff ein. Da endlich kommen die in dem Höllenlärm; aber die Kanoniere verstehen, was 
Jetzt beginnt unfer Jnfan- 
teriesturm, und die Stoß- 
grnppe der Artillerie geht 
mit der vorderen Jnfan- 
terie los. Nach zehnMinu- 
ten geht fie jenfeits des 
vorderen feindlichen Gra- 
Kens in Stellung. Die Be- 
obachtnng hat alles ver- 
folgen können, und nun 
heißt es auch für uns: 
Stellungswechsel vor- 
wärts! Der Engländer 
schießt wenig, aber auf den 
Straßen fährt man doch 
Keffer nicht, und fo geht es 
querfeldein. An der neu- 
gebauten Scheldebrücke 
staut es sich ein wenig. 
Jede Batterie hat die erste 
fein wollen, und so gibt 
es etwas Aufenthalt; aber 
hinüber kommen wir. Die 
Batterietrupps find fchon 
vorn auf den Höhen zur 
Erkundung, und alles fpielt 
sich ganz programmäßig 
ab. Den frifchen Reiter- 
g eist h ab en wirArtilleristen 
im jahrelangenStellnngs- 
krieq noch nicht verlernt. 
ì 
im 
Rest der Kirche von Vixschoote.
	        
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