Volltext: 173. Heft 1914/18 (173. Heft 1914/18)

1372 
ooocoQooooaaoccaoocoocoooooQOQoacc 
3 Ooooooooooooooooocooocoooooooooooooococoooooooooocooaooooooooooooooooooooocoo j 373 
allgemeinen aber behielt die Kriegführung an der 
mazedonischen Front den gleichen Charakter bis in den 
Winter hinein. Bemerkenswerte kriegerische Ereignisse 
waren nicht mehr zu verzeichnen. Wohl suchte die En- 
tente immer noch den Schein großer Pläne und fort- 
dauernder Angriffsabsichten aufrechtzuerhalren. Aber 
niemand glaubte recht daran, und die offenkundige Ohn- 
macht der Venizelosregiernng, die nach eigener Er- 
klärung alle ihre Hoffnungen auf Mitwirkung in diesem 
Kriege hatte begraben müssen, trug nicht wenig dazu 
bei, die Zwecklosigkeit weiterer Unternehmungen zu 
beleuchten. Die Überzeugung, daß der Krieg nach dem 
Zusammenbruch Rußlands im Osten zu Ende sei, wirkte 
auch auf die Lage in Mazedonien zurück. Sarrail selbst 
wurde im Januar 1918 unter Umständen, die einstweilen 
'der Öffentlichkeit noch nicht soweit zugänglich geworden 
sind, um ein bestimmtes Urteil zu ermöglichen, von 
seinem Posten abberufen, und damit wurde auch für 
diese Unternehmung der Ententemächte ein Abschnitt 
geschaffen, der zwar formell noch nicht den Abschluß be- 
zeichnet, aber einer Liquidation recht ähnlich sieht. 
Denn auch eine mögliche Fortsetzung der Kämpfe konnte 
hier doch im wesentlichen nichts anderes mehr bedeuten, 
als eine Bestätigung der Niederlage unsrer Feinde. 
* -i- 
* 
Der italienische Krieg 
im Herbst und Winter 1917/18. 
Von Felix Freiherrn von St eng lin. 
Nachdem im Spätsommer 1917 auch die elfte Isonzo- 
schlacht den Italienern nicht zum ersehnten Durchbruch 
nach Trieft verholfen hatte, legte man sich die Frage vor: 
Wird noch ein zwölfter Ansturm erfolgen? Oder werden 
die Angreifer, müde der schrecklichen Opfer, sich mit dem 
genommenen Gelände begnügen? Und wenn auch die 
Heeresleitung abermals Hunderttausende zu opfern 
bereit sein sollte, in der Hoffnung, dennoch in neuen 
Kämpfen dem zähen Gegner einen Berg nach dem andern 
zu entreißen und endlich das Ziel zu erreichen — wud 
Globocak 
Mrzli vrh 
Riatajur 
Kolovrat 
- M 
V«. 
dann das Hinterland dem geduldig zusehen? Man hatte 
von bedenklicher Gärung gehört. Die Knappheit der 
Lebensmittel, der Mangel an Kohle hatten die Stim- 
mung in weiten Volkskreisen bereits sehr beeinflußt. 
Prompt stellten sich denn auch nach dem Fehlschlagen 
der Siegeshoffnungen Ende September die Gegen- 
Wirkungen in der Bevölkerung ein. Über die Einzel- 
heiten der Unruhen, die damals in vielen Gegenden 
Italiens die Revolution anzukündigen schienen, gingen 
vielerlei Gerüchte um. Die strenge Zensur ließ wahr- 
heitsgetreue Schilderungen der Vorgänge nicht durch- 
gehen; soviel erfuhr man doch aus Berichten von der 
Grenze, daß die Lage höchst gefahrvoll zu werden an- 
fing. In verschiedenen italienischen Städten kam es 
zu ernsten Volksbewegungen, zu Massendemonstrationen, 
die den Frieden erzwingen sollten, zu heftigen Straßen- 
kämpfen, bei denen das Militär eingriff. Die Bewegung 
in Turin setzte mit einem großen Arbeiterstreik ein, das 
Volk protestierte durch Umzüge gegen den Brotmangel 
und beging Gewalttätigkeiten. Als Truppen die Ordnung 
wiederherstellen wollten, schössen die Aufrührer mit 
Maschinengewehren, man verbarrikadierte die Häuser 
Panorama des Gebietes der Zfonzo-Offeufiven. 
und verteidigte sie wie Festungen. Es gab auf beiden 
Seiten Tote und Verwundete. Ein Teil der Soldaten 
schwankte, doch endlich gewannen die regierungstreuen 
Truppen die Oberhand. 
Trotz dieser Unruhen, die nur zum Teil als Lebens- 
mittelkrawalle, zum Teil aber als politische Demon- 
strationen zugunsten des Friedens aufzufassen sind, 
blieben die ausschlaggebenden Kreise Italiens zähe bei 
ihrer Kriegspolitik. Auf Gedeih und Verderb waren sie 
nun einmal mit den Westmächten verbunden und von 
ihnen abhängig. Aber auch der eigene Wille sprach mit, 
man wollte seine Ziele nicht aufgeben. Tie Unruhen 
waren unbequem und bedrohlich, aber die Gegenkräfte 
waren stark genug, ihrer Herr zu werden. 
Immerhin durfte die Annäherung zwischen dem 
früheren, wegen seiner Kriegsgegnerschaft stark ange- 
feindeten Ministerpräsidenten Giolitti und dem jetzigen 
Ministerpräsidenten Bosetti als eine Art Zugeständnis 
der Regierung an die Pazifisten im Lande aufgefaßt 
werden. Man konnte um so eher diese Annäherung 
wagen, als Giolitti sich jetzt wenigstens im großen und 
ganzen die Kriegsziele der Regierung zu eigen zu machen 
schien. Als Präsident des Provinzialrates von Cuneo 
richtete er das von dieser Körperschaft einstimmig be- 
schlossene Begrüßungstelegramm an den Minister- 
Präsidenten, in dem die Notwendigkeit der Einheit und 
Befreiung der „unterdrückten Brüder" betont wurde. 
So schien die Brücke geschlagen, und als Mitte Oktober 
die Kammer ihre Arbeiten wieder aufnahm, sprach 
Boselli dann auch ebenso energisch wie sonst gegen den 
Frieden, und der Präsident der Kammer Marcora hob 
hervor, daß die Anstrengungen Italiens nicht zu einem 
deutschen, unentschiedenen Frieden, sondern zu einem 
Siege führen müßten, der die völlige „Einheit Italiens" 
verwirklichte. (Das Schlimmste also, an das man zu 
denken wagte, war der „unentschiedene" Ausgang, ein 
Sieg der Feinde wurde überhaupt nicht in den Bereich 
der Möglichkeit gezogen.) Die Gegner aber waren auch 
nicht still, besonders die Sozialisten, und am 18. kam es 
in der Kammer zu wüsten Auftritten und Schlägereien 
zwischen Kriegsfreunden und Kriegsgegnern. Die 
Minister hatten einen schweren Stand. Zu beredt 
sprachen die vorliegenden Tatsachen: das Mißlingen des 
Durchbruchs nach Trieft, die neue Niederlage in Tri- 
polis, wo Mitte September die Italiener von der Haupt- 
stadt aus einen Vorstoß ins Innere gemacht hatten und 
von den Türken und verbündeten Eingeborenen voll- 
ständig geschlagen worden waren, endlich die Lebens- 
mittelnöte. Der frühere Lebensmittelkommissar Canepa 
erklärte, der I7-Bootkrieg habe den Überseeverkehr für 
die Ankunft von Getreideschiffen zeitweise geradezu lahm- 
gelegt. Die Fahrt Port Said'—Sizilien beanspruchte 
sonst 5 Tage, jetzt wegen der nötigen Kreuz- und Quer- 
fahrten 25. Als seinerzeit eine Gegend Italiens ohne 
Brot gewesen sei, hätten 11 Getreideschiffe Weiert 
II-Bootgefahr nicht aus den: Hafen von Syrakus aus- 
fahren können. Der Exminister Nitti (Giolittianer) be- 
tonte, der Krieg sei in Italien nur von einer Minderheit 
entfesselt worden. Klarheit tue not, man müsse erklären, 
daß man keine phantastischen Ziele habe. Diese Redner 
hatten großen Beifall zu verzeichnen. 
Modrejce 
Cuklivrh 588 ! . 606 
I ; ¡Hrad vrh ; 
Globocak 672 Srednje 
781 Mt?Hum 
609 ! 760 ! 
Jeza 929 
907 : 
Woltschach St. Ullrich Kamenca Kukl243 Schlossberg Vrsno 
869j St.Daniel ; 1125¡ ¡Hevnik Tolmein Kamno ¡Votarje ¡ Spika 
Isonzo : | : !l 114 • ; : : : > • üolje : ; 
1100 Slemi 
Zatmin ! d/Ir-li vrh Vodll vrh i Rudecl rob 
: 854 i i ! ! 551 
772 
— j i - -| 
! i- : ! i" : : 
■ ' :1 ' 
, 
- 
M 
m 
m 
S 
m 
â 
« 
n 
V 
■V ^
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.