Volltext: 173. Heft 1914/18 (173. Heft 1914/18)

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Am IS. Mai wurde der Kampf fortgesetzt. Hef- 
tiges Geschütz- und Minenfeuer des Feindes richtete 
fich gegen die Höhe 12*8 nordwestlich von Monastir. 
Aber die folgenden neuen Angriffe zeigten fchon die 
Spuren des Erlahmens. Franzofen und Serben ver- 
suchten dann nochmals zwischen Cerna und Wardar 
vorzudringen, aber was den noch frischen Kräften nicht 
gelungen war, konnte jetzt den allmählich sich Erschöpfen- 
den erst recht nicht gelingen. Die Serben führten am 
11. erbitterte Angriffe gegen die Dobropolje Planina 
(östlich der Cerna), wurden aber ebenso zurückgeschlagen. 
( Am 12. zeigte sich trotz der Fortdauer wiederholter An- 
' länfe gegen unsre Front, daß die Kraft des großen An- 
griffs der Armee Sarrails nun vollkommen gebrochen 
Phot. Bild- und Filmamt, Berlin. 
Sächsische Jäger im Feuer bei den Kämpfen nördlich Monastir. 
war. Nach sechstägigem Kampfe befand fich Sarrail 
mit erheblich geschwächten Kräften ebenda, wo er sich 
am Anfang diefes Angriffs befunden hatte. Auch die 
kleinen örtlichen Vorteile, die das lange Ringen dem 
Feinde hier und da gebracht hatte, waren wieder ver- 
lorengegangen. 
Es war jedoch auch jetzt noch nicht die Absicht Sar- 
rails, die Partie verloren zu geben. Eine Pause von 
wenigen Tagen mußte freilich innegehalten werden, um 
die abgekämpften und erschöpften Truppenverbände 
abzulösen. Aber das Artilleriefeuer wurde in den wich- 
tigsten Abschnitten schon am 14. Mai verstärkt und bald 
auf der ganzen Front wieder zur größten Heftigkeit ge- 
steigert. Nach diefer starken Artillerievorbereitung griffen 
französische Truppen nördlich und nordwestlich von 
Monastir am 16. an und wurden von Deutschen und 
Bulgaren abgeschlagen. Diese Kämpse waren aber nur 
das Vorspiel eines neuen starken Angriffs im Cerna- 
bogen. Hier deutete am 17. morgens die Steigerung 
des Artillerie- und Minenfeuers aus das hin, was bevor- 
stand. Zweimal stieß der Feind gegen die Mitte unfrer 
Cernabogenstellung vor. Unter den an diefem Kampfe 
beteiligten deutschen Truppen, die l'-nkerseits von Makovo 
diesem Ansturm die Spitze boten, werden im Hemes- 
bericht Ostpreußen, schlesische Grenadiere und Garde- 
schützen genannt, die sich an diesem Tage besonders aus- 
zeichneten. Der Feind erlitt die schwersten Verluste und 
verlor eine größere Zahl von Maschinengewehren. Vor 
der Front der deutschen Bataillone lagen die Leichen 
der gefallenen Franzofen gehäuft. Ihr Opfer war ver- 
geblich gewefen. Der Ansturm war vollständig gefcheitert. 
Nun war es doch wohl endlich klar geworden, daß 
die Pläne Sarrails nicht mehr durchzuführen waren. 
Cr scheint darauf gerechnet zu haben, daß die maze- 
donische Front den Zentralmächten längst als ein Neben- 
kriegsschanplatz gelten konnte und daß er infolgedessen 
vielleicht etwas vernachlässigt worden sei. Der feind- 
liche Oberbefehlshaber 
täuschte sich darin 
gründlich. Er wußte 
wohl nicht, daß unsre 
Truppen wie auch 
unsre Verbündeten die 
Gewohnheit haben, 
auch das scheinbar 
Nebensächliche mit 
derselben Pflichttreue 
und Aufmerksamkeit 
zu behandeln, wie das 
andere. Sarrail fand 
unsre Truppen ge- 
rüstet und wachsam^ 
und er machte die Er- 
fahrung, daß sie in 
Haltung und Leistung 
dem Begriff einer 
Elitetruppe entfpra- 
chen. Gegen den Geist, 
der in ihnen herrfchte, 
konnten die zusammen¬ 
gewürfelten, fehr ver- 
schiedenartigen Scha- 
ren Sarrails nichts 
ausrichten. Der Plan 
war groß angelegt 
gewesen. Die Eng- 
länder am Doiransee sollten anfangen, dann die Fran- 
zosen zwischen Wardar und Cerna und im Cerna- 
bogen folgen. Serben und Italiener unterstützten 
den französischen Angriff. So hoffte man gegen Prilep 
durchzustoßen. Aber nun war nach zwölftägigem Kampfe 
kein einziger der Angriffe, die die einzelnen Glieder 
diefer großen Kampfhandlung bilden follten, gelungen. 
Sie hatten nur einen furchtbaren Aderlaß für die Truppen 
Sarrails bedeutet; die Lage war dieselbe geblieben wie 
vorher. Aber Sarrail mochte wohl in der Angriffstätig- 
keit bei der Eigenart der Verhältniffe, in denen er fich 
befand, das beste und einzige Mittel erkennen, um einer 
vollständigen Demoralisation seiner Truppen vorzu- 
beugen. Es stand mit dem Geist dieser Truppen nicht 
gerade glänzend. Zuverlässige Berichte wußten zn er- 
zählen, daß man den Angriffsgeist mit künstlichen Mit- 
teln hatte auffrischen müssen. So hatten die Leute einer 
französischen Kolonialdivision vor dem Angriff % Liter 
Wein und Vi Liter Schnaps erhalten. Die Gefangenen 
dieser Regimenter waren erst am Tage nach ihrer Ge- 
fangennahme zurechnungsfähig. 
Auch nach der Niederlage, die der Feind in den 
harten Kämpfen zwischen dem 7. und dem 18. Mai
	        
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