Volltext: 171. Heft 1914/18 (171. Heft 1914/18)

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die Kiefern verdich- 
ten sich zu form-- 
lichen Reifballen, 
man wundert sich, 
daß die Äste diese 
Last zu tragen ver- 
mögen, tief biegen 
sie sich bis zum 
Boden hin und bie- 
ten dem scheuen 
Waldhuhn sicheren 
Schutz. Wahrhaft 
Prächtig ist der An- 
blick, wenn morgens 
die ersten Sonnen- 
strahlen das ganze 
weiße Gezweig in 
rosigem Schein er- 
glänzen lassen und 
mitten in dem dich- 
ten,schneeigenGeäft 
ein Flug schwarz- 
blauer aufgepluster- 
ter Birkhühner sitzt, 
metallisch glänzt 
und funkelt ihr Ge- 
fieder. Sie sind 
heute guter Laune 
und lassen aus- 
nahmsweise die fast 
lautlo s h eranglàn- 
den Schlitten ziem- 
lich nahe heran- 
kommen. Dann 
macht plötzlich der 
-Phot. k. u. k. àiegspressequartter, Wien. 
Zum Schuh des Hafens von Grado vor den österreichisch-ungarischen II-Booten haben 
die Italiener 15 Meter in die Tiefe reichende Stahldrahtnehe, an schwimmenden Balken 
hängend, ins Meer gelassen. Vor ihrer Flncht zogen sie die Abwehrvorrichtung hoch 
und versuchten, sie zu verbrennen. Der Brand wurde aber von der Bevölkerung gelöscht. 
kapitale Hahn, der auf der Spitze thront, einen langen 
Hals, all die vielen dicken Federklumpen werden auf 
einmal dünn und schlank, rat, rat, rat! streichen sie mit 
ihrem eigenartig harten Flügelschlag weiter ins Moor 
hinein. Dahin kann ihnen der Mensch nicht folgen, 
denn unter der mehrere Fuß hohen Schneedecke ist 
der Sumpf nicht gefroren. Der unvorsichtige Jäger kann 
hier sehr unangenehme Überraschungen erleben, zumal 
wenn ihn der Zufall noch in einen verwehten Granat- 
trichter führt. 
Wir dringen in den Forst ein. Hier herrscht deutsche 
Ordnung, das merkt man gleich an den Gestellen, die 
gradlinig durch den Wald geschlagen sind. Aber der Forst 
ist anders wie bei uns; gewaltiger, ursprünglicher. 
In diesen riesigen Revieren konnte die ordnende Hand des 
Fachmannes nicht durchgreifen. Jung und alt wachsen 
die Bäume durcheinander, das Schlagbare wird im Herbst 
nach Bedarf herausgehauen, hier und da ist ein alter 
vergessener Riese von selbst umgefallen und hat mit seinem 
Wurzelstock eine große Fläche des schwarzen Humus- 
bodeus in die Höhe geklappt. Es ist ganz still. Nur die 
Schlittenkufen knirschen leise, und die kleinen Pferdchen 
prusten sich ab und an freudig zu. Auch ihnen ist die Fahrt 
mit dem leichten, wie von selbst dahingleitenden Schlitten 
ein Vergnügen. Jetzt kommen wir in lichteres Holz, 
hier ist frifch geschlagen. Für Kriegszwecke, denn die 
Baumkronen liegen ungenutzt in wüstem Wirrwarr 
durcheinander. Wir fahren durch eine alte Russen- 
stellnng. In dem letzten Jahr hatten sie alle Kampf- 
gräben durch Zivilunternehmer nach Schema ? bauen 
lassen, gleich ob im Lehmboden oder im Sumpf. Die 
Unterstände sind 
meist halb verfallen. 
Im Schnee sagt 
uns die Doppelspur 
desMardersprungk, 
daß der gelbkehlige 
Geselle wohl hier 
irgendwo in einem 
verlassenen Unter- 
schlupf haust. Jetzt 
müssen wir auf 
einen kaum erkenn¬ 
baren Waldweg 
rechts abbiegen; 
Schritt. Hier ist 
noch niemand ge- 
fahren, nur ein 
schmaler, getretener 
Steig ist unser 
Führer. Halt. Hier 
geht's nicht weiter; 
das Moor fängt an. 
Wir klettern raus, 
der Schnee geht 
bis fast an die Knie 
und langsam arbei- 
ten wir uns den 
Fußtapfen folgend 
zur einfamen Feld- 
wache am Wald- 
rand. Der Wacht- 
habende kommtund 
meldet: Nichts neues. 
Wir bringen ihm 
heißersehnte Post 
sowie die eben angekommenen Weihnachtsliebesgaben 
aus der Heimat, eine Extraportion Rum und ver- 
künden ihm, daß die Feldwache morgen vormittag 
abgelöst würde. Ich frage die Leute, ob sie sich darüber 
freuen. Nur ein Mann, der auf Urlaub fahren kann, 
bejaht dies. Die andern haben sich an dies abgeschie- 
dene Leben, das sie seit über drei Wochen im stillen 
Tann führen, so gewöhnt, daß sie am liebsten noch 
weiter wohnen geblieben wären. 
Ihr Heim hatte die Feldwache in einem der üblichen 
russischen Maschinengewehrunterstände, die wie grüne 
oder jetzt weiße Maulwurfshaufen aus der Erde ragen. 
Dieser sollte das Wirrwarr der Drahthindernisse und 
Riegel, das sich hier mehrfach quer auch über die große 
Straße zog, bestreichen. Daher auch der einzige An- 
Marschweg auf dem kleinen Pfade durchs Moor. Wir stap- 
fen zu unsrem Schlitten zurück, wickeln uns gut ein, denn 
mit einbrechender Dunkelheit nimmt die Kälte zu. „Los, 
nach Hause!" Jetzt geht es nicht mehr mitten durch den 
Wald, sondern an einem der reizenden Flüßchen Liv- 
lands entlang. Das slinke Wasser gluckert übers Geröll, 
der Frost hat es noch nicht überall in Banden schlagen 
können. Nach einer Viertelstunde geht kreisrund und 
rot der Mond auf, taghell wird das schneeflimmernde 
Land, die weißbereiften Bäume werfen riesige blaugraue 
Schlagschatten über das Feld. Hurtig traben die Pferd- 
chen zu, ein weißer Schneehase rutscht, nur dem geübten 
Jägerauge erkennbar, über den Weg. Es geht an ein 
paar Unterständen vorbei. Im Vorbeijagen werfen 
wir einen Blick durch das kleine erleuchtete Fenster: An 
einem winzigen Ehristbäumcheu schimmern drei Lichter, 
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