Volltext: 165. Heft 1914/18 (165. Heft 1914/18)

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langte doch die Republik von ihren Offizieren ausgiebige 
Kenntnisse im Gelände-Meßverfahren. Das kam hernach 
dem Schützengrabenbetrieb zugute. Der französische 
Offizier lag fleißig auf der Lauer- mit einem kleinen 
Grabenmeßgerät, schnitt lebende Ziele, die ihm wichtig 
erschienen, neue Punkte im deutschen Schützengraben 
sofort an und meldete der Artillerie oder den nahen 
Minenwerfern an Hand einer Grabenkarte großen Maß- 
stabs, die in Quadrate von bestimmter Länge, sagen wir 
50 Meter, geteilt, ihm genaue Angabe ermöglichte. 
Zum Beispiel: In vi beobachtete ich Ziel in Vb2. 30° 25y 
oderentsprechend gemessene 
Entfernung. Dann schnei- 
den Artilleriebeobachter 
sofort an, und in kürzester 
Zeit fällt der erste Schuß. 
Selbstverständlich ist bei 
alledem vorausgesetzt, daß 
die Lage des eigenen 
Schützengrabens im Plan- 
quadrat genau festliegt. 
Dies ist Sache einer Ver- 
Messungsabteilung, die 
jeder höhere Truppenver- 
band von der Division 
aufwärts mit sich führt. 
Es genügte nämlich nicht, 
jchon bestehende Karten 
einfach zu vergrößern. 
Annahme: Bon einer 
Karte 1 : 25 000 soll eine 
für den Grabenkrieg benö- 
tigte Stellungskarte 1:1000 
hergestellt werden. Findet 
sich in 1 : 25 000 nur ein 
kleiner Fehler in ungenauer 
Winkelmessung oder Linien¬ 
führung, so vergröbert sich 
der Fehler 25 fach. Folge: 
Schuß sitzt entsprechend 
falsch. Es machte sich somit 
Herstellung einer Original- 
karte auf Grund eigner, 
neuer Aufmessungen nötig. 
Zur raschen und sorgfälti- 
gen Herstellung sind die 
höheren Stäbe mit eigner 
Druckerei, Atzerei usw. 
ausgerüstet. Man sieht, 
welch umfangreicher Appa- 
rat schon zu einer Division, welch hochinteressanter, 
komplizierter Organismus zu einer Armee gehört. 
Die schärfsten und kostbarsten Meßinstrumente, her- 
vorragend ausgestattete Dunkelkammern mit den 
feinsten Photo- und Lichtbildapparaten sind dafür 
gerade gut genug. 
Wohl unserm Vaterlande, daß es so unübertroffene 
Fabriken sein eigen nennt wie die Zeiß-, die Goerz-, 
die Agfa-Filmwerke, und sonstige Photo- und Kine- 
matographenanstalten bekannter Firmen, um die uns 
das Ausland stets beneidete. Denn auch die Photographie 
leistet beim Aufnahmeverfahren unentbehrliche Dienste. 
Ungeahnte Fortschritte hat diese Lichtbildnerkunst im 
Kriege gemacht. Die Fernphotographie zeitigte erstaun- 
liche Resultate, um nur auf eines der vielen Gebiete 
dieser Art. hinzuweisen. 
Cìn neuer Militär-^ 
Wie im Großen die drei Hauptwaffen erst dann ganz 
auf der Höhe ihres Könnens stehen, wenn sie aufs engste 
zusammenarbeiten, so ergibt sich die volle Ausnutzung 
der Geländedarstellung und Durchforschung erst, wenn 
alle denkbaren Mittel sich in einem gemeinsamen Zweck 
finden. So auch beim Meßwesen im Kriege. Da ist 
vor allen den Königen der Luft, den Fliegern, eine 
Hauptaufgabe zugefallen: Die Geländeerforschung aus 
überlegener Höhe mit Hilfe der Kamera. Dies ist eine 
ganz erlesene Kunst, denn so eine Erdaufnahme im 
schwankenden Flugzeuge, womöglich unter Maschinen- 
gewehr- und Schrapnell- 
f euer, versteht sich nicht von 
selbst. Eigentlich müßte die 
Erdoberfläche genau senk- 
recht, also den Apparat 
unter 90° abwärts gekehrt, 
im Film festgelegt werden. 
Dies ist aber nahezu ün- 
möglich oder ganz großer 
Zufall. Infolgedessen be- 
finden sich Vorrichtungen 
im Apparat, die genau an- 
zeigen, unter welchemHori- 
zontal- und Vertikalwinkel 
die Aufnahme erfolgte. Auch 
die Tageszeit ist wichtig 
wegen etwaiger Schlag- 
schatten usw. Nach der 
Entwicklung des Flieger- 
bildes stellt man nun mit 
sinnreicherMethode dieBe- 
richtigung des Bildes auf 
senkrechte Achsen innerhalb 
des Kartennetzes her und 
nimmt die Vervielfältigung 
wie Vergrößerung vor. 
Alsbald wandern diese 
durchaus zuverlässigen 
G el än d e d arstellun gen zur 
Artillerie, in die vordere 
Linie, zu den Minen- 
Werfern und Pionieren. 
Mit Lupe uud bei dem 
nötigen Geschick, Flieger- 
bilder zu „lesen", vermag 
der Führer oder Beob- 
achter an Hand zahlreicher, 
den Fortgang etwaiger 
Geländeveränderungen — 
also im Grabensystem des Feindes — peinlich wieder¬ 
gebender Serien zweifelsfrei festzustellen, was beim 
Gegner vor sich geht. Gefangenenaussagen, erbeutete 
Briefschaften, Aufzeichnungen, Befehle oder feindliche 
Karten großen Maßstabs ergänzen das Gesamtbild, so 
daß heute ebenbürtige Gegner sich vollkommen in ihre 
Karten schauen. Fast kann man sagen: Dem Auge des 
Fliegers, d. h. seiner Kamera, entgeht heute nicht die 
geringste Veränderung. Licht und Schatten spiegeln sich 
zu deütlich wieder. ^ 
Man sieht: Auch hierin hat der Krieg weiterfördernd 
gewirkt. Sache einer überlegenen Staatsleitung ist es 
dann, im kommenden Frieden solche Fortschritte über 
ihre Sonderaufgaben im Kriege hinaus, allgemeinen 
Zwecken dienstbar zu machen. Daran wird es. in Deutsch- 
la nd nicht fehlen. Schfd. 
Techno Phor. Archiv, Berlm-Frledenau. 
trohmantel zum Schutz gegen Kälte.
	        
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