Volltext: 165. Heft 1914/18 (165. Heft 1914/18)

Phot. Bìl.0- und ^llmamt, Berlin. 
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südlich bei Brzezany, bei Stanislau und auch in den 
Karpathen. Auch die neue Kraftanstrengung der Russen, 
die den ersten Vorstoß noch an Umfang übertraf, war 
also vergeblich geblieben. Dieser Tag bedeutete für sie 
eine besonders schwere, außergewöhnlich blutige Nieder- 
läge. Man schützte die Zahl der vor der angegriffenen 
Hauptstellung liegenden Leichen russischer Soldaten auf 
etwa 13 000. Dabei waren die Truppen, die hier er- 
folglos geopfert worden waren, die besten, über die 
Rußland jetzt noch verfügen konnte. Es waren Truppen- 
teile, die trotz der Revolution noch Disziplin gehalten 
hatten, die noch soldatischen Geist und Vertrauen zur 
Führung hatten, die hier in den Händen Brussilows 
lag. Kerenski hatte in seiner Eigenschaft als Kriegs- 
Zerstörte Straße in Zborow 
minister durch persönliches Eingreifen sein Möglichstes 
getan, um auch die etwa noch vorhandenen aufrührerisch 
gesinnten Elemente zum Gehorsam zu bestimmen. Es 
waren z. B. zwei russische Gardedivisionen vertreten, 
3 finnländische Schützendivisionen, eine sibirische Schützen- 
division und eine weitere sibirische Divisjon, 9 Linien- 
divisionen, die sich früher mehrfach besonders ausgezeich- 
net hatten, endlich noch 3 transamurische Grenzwach- 
divisionen. Das waren alles Truppen, die zu den besten 
des Heeres gehörten. Was die transamurischen Truppen 
betraf, so waren sie stark- gemischt mit mongolischen 
Elementen, aber diese hatten sich den wohlverdienten 
Ruf ausgezeichneter Angriffstruppen erworben. Alle 
diese Truppen waren nun fast der Vernichtung nahe 
gebracht. 
Am 7. Juli war daher der Feind nicht imstemde, die 
Angriffe in dem Abschnitt, an dem er durchstoßen wollte, 
zu erneuern. Er wiederholte dafür die örtlichen Angriffe, 
die er am Tage zuvor schon bei Stanislau versucht hatte, 
und steigerte allmählich die Heftigkeit dieser Anläufe. 
Um 1 Uhr nachmittags erreichte der Angriff den Höhe- 
Punkt. Der Feind setzte starke, überlegene Kräfte zum 
entscheidenden Stoß gegen die österreichisch-ungarischen 
Stellungen beiderseits der Straße Stanislau—Kalusz ein. 
Alle Angriffe zerschellten jedoch an der tapferen Haltung 
der dort kämpfenden Division. An den wenigen Stellen, 
wo der Feind in die vordersten Grüben eingedrungen war, 
wurde er durch sofortigen Gegenangriff geworfen. Auch 
im Tal der Bystrzyca Solotwinska griffen die Russen 
unweit Huta mit stärkeren Kräften an, stießen aber auf 
eine nicht minder zähe Verteidigung durch ein tapferes 
österreichisches Regiment, so daß sie auf jeden Erfolg 
verzichten mußten. Endlich schienen sie am 8. bei Sta- 
nislau mehr Glück zu haben. Wieder setzten sie dort ein 
was sie nur irgend zum Angriff heranbringen konnten, 
und diesmal gelang es ihnen, die dort stehenden Truppen 
auf einer Front von 12 Kilometer zwischen Eiezow und 
Zagwozdz, also un- 
mittelbar nördlich und 
nord w estlich Stanis- 
lau, gegen die Wald- 
höhen des Ezarny Las 
zurückzudrängen.Aber 
ihre eigentliche Absicht 
erreichten die Russen 
auch hier nicht, denn 
zu einem Durchbruch 
kam es nicht. Deut- 
sche Reserven griffen 
in den Kampf ein und 
brachten ihn zum 
Stehen. Es wurde zu- 
nächst darauf ver- 
zichtet, die alten Stel- 
lungen etwa durch 
emeu Gegenstoß zu- 
rückzugewinnen; viel- 
mehr wurde hier die 
Linie nach dem Ab- 
schluß des Gefechts 
etwas zurückverlegt. 
Der Feind störte diese 
Bewegung nicht, war 
auch wohl kaum im- 
stände dazu. Erst ani 
11. gingen die Russeu 
vorsichtig gegen die Lomnicastellung, den am weitesten 
zurückgebogenen Teil unsrer Front zwischen Dnjestr und 
den Karpathen, vor; das Ergebnis war, daß russische 
Vortruppen das Westufer der Lomnica bei Kalusz er- 
reichten. 
Nun mochten die Russen wohl glauben, daß dieser 
nach unverhältnismäßigen Mühen und Opfern erreichte 
Geländegewinn sich allmählich erweitern lassen werde. 
Sie versuchten es vom 12. Juli ab in einzelnen Vorstößen, 
die sie aber wohl hätten belehren können, daß sie bereits 
am Ende ihrer mehr scheinbaren als wirklichen Erfolge 
angelangt seien. Alle ihre Angriffe scheiterten nicht 
nur, sondern riefen auch Gegenstöße der verbündeten 
Truppen hervor, bei denen den Russen Teile des neu* 
gewonnenen Geländes wieder entrissen wurden. So 
nahmen am 16. rheinische Regimenter in einem dieser 
Gegenstöße das Waldgelände nördlich von Kalusz. Da 
auch vom Westen her deutsche Kräfte vorgingen, so 
räumten die Russen die Stadt Kalusz und zogen sich 
eiligst auf das rechte Ufer der Lomnica zurück. Es zeigte 
sich klar, daß die russische Offensivkraft zu Ende war. 
Ein gutes Bild der Stimmung, von der in diesen 
Tagen das russische Heer beseelt war, entwirft der 
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