Volltext: 163. Heft 1914/17 (163. Heft 1914/17)

uns gegenüber geht es aber nicht besser. Am Tage tun 
sich die vordersten Linien denn auch nichts Böses, nur 
in der Nacht geht der Spektakel los. Dafür ist die Ar¬ 
tillerie desto fleißiger. Jeden Morgen von %6 bis 7 Uhr 
Trommelfeuer auf die vordersten Linien, während des 
Tags nach hinten Störungsfeuer auf die Batterien und 
Gefechtsstände, nachmittags meist wieder Zerstörungs¬ 
feuer auf die vorderste Linie. Hin und wieder versucht 
der Engländer, des Morgens früh anzugreifen, kommt 
aber in unsrem Artillerie- und Maschinengewehrfeuer 
nie zur Entwicklung des Angriffs. So auch vorgestern. 
Kaum hatten sich drüben einige Kerls zum Vorgehen 
Eine Granate schlug in das Gespann, hieb die 
Pferde kaputt und setzte den Wagen in Brand, so daß 
unsre sämtlichen Sachen, Decken, Kleider, Toilette¬ 
artikel und so allerhand Sachen, die hier sehr schwer zu 
beschaffen sind und schweres Geld kosten, vernichtet wurden. 
Der Wagen war kurz und klein geschlagen, die Pferde tot, 
zum Glück waren aber die Fahrer mit dem Schrecken 
davongekommen. Dicht hinter uns fuhr der Wagen, 
aber wir wandten uns nicht nach ihm um, sondern 
ritten auf Deibel komm heraus durch die Feuerzone. 
Um %6 Uhr kamen wir glücklich ins Quartier, 
wo es dann um so netter war. Naß von innen durch 
Phot. Kriegspreffequartier, Wien. 
Kaiser Wilhelm und Kaiser Karl an -er italienischen Front. 
erhoben, als auch schon unser M.-G.-Feuer einsetzte 
und die paar Tapfern umlegte. Es war also nichts mit 
dem Angriff. 
Aus dieser Stellung sollten wir abgelöst werden. 
Aber statt früh um 8 Uhr wurden wir nachts um 4 Uhr 
abgelöst, weil es da ruhiger zu sein pflegt und man für 
morgens 7 Uhr einen Angriff mutmaßte. Aber als ob es 
der Englischmann gewußt hätte, genau um 4 Uhr legte er 
los, Salve um Salve hinter unsrem Gefechtsstand und 
auf die Höhe, über die wir hinweg mußten, wenn wir 
nach hinten in unser Ruhequartier wollten. Es war 
stockfinster, regnete in Strömen, die Gäule brachen sich 
fast die Beine im Morast und in dem Schlamm und den 
wassergefüllten Granattrichtern. Aber lieber den Hals 
gebrochen, als von einer Granate erschlagen, dachten 
wir, und so ging's in flottem Trab, den Gaul fest zu¬ 
sammenhaltend, die Augen scharf in die Finsternis 
vorspähend, durch die etwa l1/? Kilometer breite Feuer¬ 
zone. Wir kamen auch glücklich durch, nur unsren Pack¬ 
wagen traf es. 
die Anstrengung, naß von außen durch den Regen, 
war die Stimmung anfangs nicht besonders, aber ein 
heißes Glas Punsch und ein gutes Frühstück stellten die 
Stimmung wieder her, und wir freuten uns, daß wir 
uns nun einige Tage der wohlverdienten Ruhe hin¬ 
geben konnten. O. E. 
Die Nachrichtentruppe. 
Eine der vielen Neuerscheinungen des Weltkrieges 
ist die Nachrichtentruppe. Hervorgegangen aus einer 
kleinen Zahl von Telegraphen-Bataillonen, von denen die 
ersten im Jahre 1899 aufgestellt wurden, hat diese junge 
Waffe die große Aufgabe, die Heeresverbände auf allen 
Kriegsschauplätzen miteinander, mit der Führung und 
mit der Heimat schnell und sicher zu verbinden. Das 
Nervensystem des Heereskörpers reicht bis in die vor¬ 
dersten Gräben. Am leistungsfähigsten sind Fernsprecher 
und Telegraph. In den eroberten Gebieten wurde 
das ganze Netz fester Linienzüge neu geschaffen, da der
	        
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