Volltext: 129. Heft 1914/17 (129. Heft 1914/17)

1020 ooQoaoaaDOooQoaoocoooooooocooooooccooo 
östlich von Swinjuchy bis Szelwow ein starkes Ar¬ 
tilleriefeuer, das zu großer Heftigkeit gesteigert wurde. 
Gegen Mittag fetzten sie eines der besten Armeekorps, 
die sie zur Verfügung hatten, nämlich ein fibirifches, zum 
Angriff ein. Die ersten Angriffe brachen in nnfrem Ar¬ 
tilleriefeuer zusammen, bei ber Wiederholung aber ge» 
laug es den Sibiriern, an einigen Stellen Fuß zu fassen. 
Sofort einfetzende Gegenstöße von deutschen und öster¬ 
reichisch-ungarischen Truppen brachten in einem Kamps, 
der bis in die Nacht hinein dauerte, die Grabenstücke 
wieder in unsern Besitz. Es war in allen Perioden 
des Krieges bei den Russen, wie wir wissen, so gut wie 
Grundsatz gewesen, nach einem erlittenen Mißerfolg 
den Angriff erst recht zu wiederholen. So geschah es 
auch diesmal. An derselben Stelle, wo sie beim letzten 
Male vorübergehend eingedrungen waren, bei Koryt- 
nicst, stürmten anss neue sibirische Kerntruppen mit 
größter Tapserkeit und unter rücksichtslosem Einsatz aller 
Kräfte vor. Trotz der Wucht dieses Angriffs, und ob¬ 
wohl ein sehr wirksames Trommelfeuer vorangegangen 
war, hielten nnfre von General Litzmann geführten 
Truppen unerschütterlich ^stand. Die im rechten Augen¬ 
blick mit größter Energie unternommenen Gegenangriffe 
warfen zuletzt den Feind in Unordnung zurück. Wieder 
bezeugte eine verhältnismäßig große Zahl ruffifcher Ge- 
. fangen« — 10 Offiziere, 1100 Mann — die gute Wir¬ 
kung und den glücklichen Ausgang des Gefechts. Es 
wurde diesmal mit besonderer Erbitterung gekämpft 
infolge der Unaufhörlichkeit und Hartnäckigkeit der sibi¬ 
rischen Angriffe. Bemerkenswertem Szenen schildert ein 
Bericht von Rolf Brandt von diesem Tage: „Deutsche 
Kavallerie wies allein sechs Angriffe ab. Ein Regiments¬ 
kommandeur schlug, da er keine andere Nahwaffe zur 
Hand hatte, mit dem Spaten in die Russen hinein. Der 
ihm zunächst stehende Musketier sah nenn Russen aus 
seinen Obersten eindringen, da würgte er einen Sibirier, 
schoß einen zweiten nieder, und als ihm ein dritter sein 
Eisernes Kreuz abriß, lief er ihm nach und schoß den 
Flüchtenden hinter dem deutschen Hindernis ab. Bei 
Swinjuchy hatten 6 Telephonisten, als die Russen ein¬ 
brachen, ihre Apparate gerettet. Sie nahmen ihre 
Telephonzelle wieder, stellten die Verbindung her und 
konnten so rechtzeitig Nachricht geben, daß die Reserven 
herankamen. Jeder Mann schlug sich mit heldenhafter 
Erbitterung; trotzdem an manchen Stellen die Russen 
achtfache Übermacht einsetzten, endete der Tag mit 
einem deutschen Sieg." Derselbe Berichterstatter ver¬ 
sichert, daß unter den vielen blutigen Tagen au der 
wolhynischen Front wenige gewesen seien, an denen 
die Russen so surchtbare Verluste erlitten. Vor einer 
Bataillonssront habe man 1800 bis 2000 russische Leichen 
geschätzt. Es war eine schwere Niederlage, die auch die 
Russen zwang, sich am nächsten Tage ruhig zu verhalten. 
Am 3. setzten sie den Kamps fort, obwohl viele ihrer 
Verbände so gut wie kampfunfähig waren. Manche 
ihrer Kompagnien zählten.nach den späteren Aussagen 
der Gefangenen nur noch 20 bis 30 Mann. Nach ge¬ 
wohnter Art wurde bei dem neuen Angriff die Front 
etwas verschoben, um an anderer Stelle den Durchbruch 
zu versuchen und frifche Truppen verwenden zu können. 
Wieder fetzten sie zwei, ihrer besten Korps, ein sibirisches 
und die sogenannte „eiserne.Schützendivision", neu ein. 
Der Verlauf des Kampfes war derselbe wie vorher. Wohl 
gelangte auch diesmal an einigen Stellen die allzu große 
Übermacht in unsre Gräben, aber sie wurden gleich nach 
dem Eindringen von den Verteidigern - - Magdeburgern, 
Westfalen "und Ungarn — im erbitterten Nahkampf 
niedergemacht oder gefangen. Nach den erlittenen Ver¬ 
lusten war die Erschöpfung der Russen, die gerade setzt 
bei dem Verlauf des rumänischen Krieges viele der ge¬ 
wohnten Trnppennachfchübe entbehren mußten, so groß, 
daß der Kampf an dieser Stelle, eine Weile ruhte. 
Übrigens hatten die Russen auch in diesen Tagen, ihrem 
stets festgehaltenen Grundsatz gemäß, die Nachbarab¬ 
schnitte durch Vorstöße beunruhigt. Außer einem Angriff 
bei Kaszowka am Stochod, der zurückgewiesen wurde, 
unternahmen sie zu diesem Zweck wiederholte stärkere 
Vorstöße bei Zborow, wo sie indessen von unfern unter 
dem Befehl des Generals von Eben stehenden Truppen 
gebührend empfangen wurden. Heftige Nahkämpfe 
trieben auch hier die Anstürmenden zurück und vereitelten 
ihren Erfolg. 
Nach der Niederlage bei Swinjuchy und in den 
Nachbarabschnitten erneuerten die Russen ihre Anstren¬ 
gungen an einer andern Stelle, diesmal am untern 
Stochod bei Stare Ezerwiszcze, wo schon einmal im 
August heftige Kämpse stattgesunden hatten. Ant untern 
Stochod besaßen die Russen bereits einen Ubergangs¬ 
punkt, wo sie sich in einer brückenkopsartigen Stellung 
behauptet hatten. Wahrscheinlich wollten sie jetzt die 
sich daraus ergebenden Möglichkeiten erweitern und 
dadurch einen Druck auf unsre Front ausüben. Dazu 
sollte wohl der starke Angriff dienen, den sie ant 10. Sep¬ 
tember ausführten. Sie hofften auf Gelingen, einmal 
mit Hilfe sehr starker Artillerievorbereitung, sodann mit 
Hilfe des sehr unübersichtlichen Geländes, das ihnen die 
Annäherung erleichterte. Es zog sich nämlich dichtes 
Gestrüpp bis zur deutschen Stellung. Durch dieses 
hatten sich zwei russische Divisionen bis zum Nachmittag 
um 4 Uhr langfam hindurchgearbeitet. Nun unternahmen 
sie den Jnfanterieangriss, der indessen trotz der mühe¬ 
vollen Vorbereitung im Infanterie- und Mafchinen- 
gewehrfener der dort ihnen gegenüberstehenden Bayern 
zusammenbrach. Als die Russen dann in mehreren 
Wellen einen zweiten Angriff vorzutragen versuchten, 
gerieten sie in fo wirksames Artilleriefeuer von nnfrer 
Seite, daß auch das mißglückte. Ein dritter Angriff wurde 
schon vor dem Ansatz des Sturms durch unser Feuer 
vereitelt,. und nun mußte auch ein spät am Abend noch 
anbefohlener Angriff aufgegeben werden, weil die er¬ 
schöpften Russen jetzt über das vor ihnen liegende Leichen- 
feld nicht mehr vorwärts zu bringen waren. So war 
dieses russische Unternehmen etwas schneller, als ver¬ 
mutet werden konnte, zu Ende gegangen. So heftig die 
Vorstöße auch unternommen worden waren, so fehlte 
ihnen doch die Stoßkraft früherer Angriffe, und das war 
auch wohl der Grund, weshalb die Russen diesmal aus 
eine Fortsetzung verzichteten. 
Erst nach mehreren Tagen bereiteten die Russen 
wieder einen neuen Ansturm gegen die Heeressront des 
Prinzen Leopold von Bayern vor. Unsre Heeresleitung 
hatte die Kräfteanfammlnngen und Kräfteverfchiebnngen 
beim Feinde wohl bemerkt und war ans ihrer Hut. 
Am 15. sollte gesteigertes Artillerieseuer der Russen den 
Eindruck erwecken, als ob ein allgemeiner gewaltiger 
Sturm auf die ganze Front geplant fei, wenigstens auf 
ihrem rechten Flügel von Pinfk südwärts. Am 16. aber 
zeigte sich eine stärkere Begrenzung des Angriffsraums, 
und begann auch sofort eine Vorwärtsbewegung von 
gewaltigen Massen gegen zwei Abschnitte des rechten 
- Flügels, einmal gegen den zur Armee Böhm-Ermolli 
:gehörigen General von Ehen nördlich von Zborow, der,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.