Volltext: 120. Heft 1914/17 (120. Heft 1914/17)

946 OOOOOaOOOOaOOOQQQOOQQQaQQCOOOOOOOODOOQOOOOOOOQOOOOOOOOOOOOOOQOOOaOOOOOOOOOOOQQOa. 
Wer hier das rumänische Gebiet betritt, wird schort 
durch das Flüßchen, das streckenweise die Straße begleitet, 
daran erinnert, daß er in den Bereich der Verbindungen 
mit der Landeshauptstadt kommt; es ist die Dimbowitza 
(Dambowita ist die rumänische Schreibweise), an der 
Bukarest liegt. 
Wenn die Rumänen von allen diesen Pässen aus 
in das feindliche Gebiet vorstoßen wollten, so hatten sie 
schon genug zu tun. Sie fühlten aber wahrscheinlich die 
Notwendigkeit einer Verbindung mit den im Südzipfel 
der Bukowina operierenden Russen, wollten auch wohl 
die Gestalt ihrer Grenze zu einem umfassenden Einbruch 
in Siebenbürgen ausnutzen. Deshalb wollten sie wenig¬ 
stens an einer Stelle auch von der Moldau aus angreifen. 
Dazu bot sich am geeignetsten der Gyimes-Paß, der ans 
dem moldauischen Teil der Wald¬ 
karpathen die Verbindung mit beit 
Komitaten Gyergyo und Csik 
herstellt. 
Alle diese Gebirgsübergänge 
und Einsallstore konnten von Oster- 
reich-Ungarn nur gehalten werden, 
wertn man den Rumänen ent¬ 
weder durch einen Überfall zuvor¬ 
kam, oder sich in der Verteidigung 
festlegen ließ. Den Übergang zur 
Offensive hätte man sich dann nur 
durch schwere Opfer erkämpfen 
können. Daß man sich zu allem 
diesem nicht entschließen konnte, 
wird durch das hier schon Gesagte 
genügend begründet. Es hieß also, 
dem ersten Überfall von rumä¬ 
nischer Seite nachgeben und in 
eine Verteidigungslinie zurück¬ 
gehen, die dem Gegner alle Nach¬ 
teile eines Operierens mit getrenn¬ 
ten Armeen ohne genügende Be¬ 
wegungsfreiheit nach vorwärts 
und auf engem Raum mit einem 
an Übergängen nicht reichen Ge- 
birgswall im Rücken auferlegte, 
sive überzugehen. 
General Averesen, Führer einer rumänischen ArMee. 
um dann zur Offen» 
Diese Aufgabe fiel, soweit bie Päsie 
nach der Walachei und die Gegend bei Orsova und an 
ber Cerna-Liuie in Betracht kamen, der aus deutschen 
und österreichtsch-ungarischen Truppenverbänden neu zu¬ 
sammengesetzten 9. Armee unter dem Befehl des Gene¬ 
rals von Falkenhayn, des bisherigen Generalstabschefs, 
zu, während im Osten die Heeresfront des Erzherzogs 
Karl nach Süden verstärkt und verlängert wurde, um 
die rechte Flanke der bisherigen Ostfront zu decken und 
die Rumänen im Csik- und Gyergyo-Gebirge in Schach zu 
halten. Die Russen hatten unterdessen an der unteren 
Donau Truppen ausmarschieren lassen, mit denen sie 
beabsichtigten, während der bestimmt von ihnen er¬ 
warteten Zurückdrängung der Truppen des Vierbundes 
durch die Rumänen die Dobrudscha zu besetzen und von 
dort den Marsch nach Konstantinopel einzuleiten. Sie 
ahnten nicht, mit welcher Kraft und Entschlossenheit 
Feldmarschall von Mackensen mit den ihm anvertrauten 
Armeen deutscher, bulgarischer und türkischer Truppen 
den Auftrag ausführen würde, in der Dobrudscha, un¬ 
bekümmert um das Vorgehen der Rumänen in Sieben¬ 
bürgen, die Offensive zu ergreifen. Der rumänischen 
Kriegserklärung gegen Österreich-Ungarn war schon am 
28. August die deutsche gegen Rumänien gefolgt. Un¬ 
mittelbar darauf erfolgte die türkische und nur wenige 
Tage später, nur durch formelle Gründe verzögert, die 
bulgarische. Es stand also den gemeinsamen Operationen 
der Zentralmächte kein Hindernis entgegen. 
Es erregte in Österreich-Ungarn anfangs wohl einige 
Sorge und später ein gewisses Befremden, daß die zur 
Grenzverteidiguntz ^bestimmten Truppen zunächst vor 
den Rumänen zurückwichen, so daß wertvolle Gebiets¬ 
teile und Plätze Siebenbürgens dem einmarschierenden 
Feinde preisgegeben wurden. Das war aber aus den 
schon angegebenen Erwägungen unvermeidlich. Nach 
der Einnahme der Grenzpässe durch Überrumpelung 
überschritten sofort zahlreiche und starke Kolonnen der 
Rumänen die Grenze, so daß es ihnen unschwer gelang, 
die schwächeren österreichisch-ungarischen Vortruppen mit 
Umfassung zn bedrohen und da¬ 
durch zum Weichen zu veranlassen. 
Daß dies aber auf unsrer Seite 
nichts Unvorhergesehenes war 
und nicht die unerwartete Folge 
beginnender Schwäche oder Mut¬ 
losigkeit bedeutete, geht schon dar¬ 
aus hervor, daß da, wo die 
Stellungen nach dem Kriegsplan 
gehalten werden sollten, nämlich 
aus den beiden Flügeln: an der 
Cernalinie nordöstlich Orsova und 
im Gyergyo-Gebirge, — sie auch 
tatsächlich gehalten wurden und 
die Rumänen sich blutige Köpfe 
holten. Bedauerlich, aber nach 
den einmal gefaßten Entschlüssen 
nicht zu vermeiden war, daß auch 
die bedeutendsten Städte des süd¬ 
lichen Siebenbürgen, Hermann¬ 
stadt und Kronstadt, vorläufig 
preisgegeben werden mußten, weil 
sie den Gebirgspässen so nahe 
lagen. Die Rumänen konnten sich 
nun allerdings eine Zeitlang in 
dem Bewußtsein sonnen, mit 
ihrer Übermacht ein beträchtliches Stück feindlichen 
Gebietes überschwemmt zu haben. Aber die ein¬ 
sichtigen und urteilsfähigen Persönlichkeiten in der 
rumänischen Armee erkannten gleichwohl — wie aus 
Bukarester Berichten hervorgeht —, daß kein Grund 
zum Jubeln vorlag. Nicht ohne Ursache gingen die 
Rumänen in Siebenbürgen nur vorsichtig und bedacht¬ 
sam, gleichsam tastend vor. Denn ihre Lage war durch¬ 
aus nicht glänzend. In dem verhältnismäßig schmalen 
Landstreifen, in dem sich die beiden rumänischen Armeen 
ausbreiten und ihr weiteres Vorgehen vorbereiten 
konnten, hatten sie den nur an wenigen Stellen für 
größere Heeresmassen passierbaren Gebirgswall der 
Südkarpathen unmittelbar im Rücken. Der naheliegende 
Gedanke, sich die für weitere Operationen erforderliche 
Tiefe der Aufmarschftellung durch schnelles Vorrücken 
zu verschaffen, war kaum ausführbar, da unmittelbar 
nördlich der Linie Kronstadt—Hermannstadt wieder ein 
Gebirgszug — in seinem Hauptteil das Fogaraser Ge¬ 
birge genannt —, zwar weniger hoch als die Südkar¬ 
pathen, aber desto schwieriger und unwegsamer, als 
neues Hindernis den Vormarsch sperrt. So mußte man 
sich nach Westen und Nord westen Luft verschaffen. Das 
Schlimme für die Rumänen war, daß die bisherigen 
Fortschritte nicht durch Erschütterung, Schwächung oder
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.