Volltext: 115. Heft 1914/17 (115. Heft 1914/17)

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eine Lage, deren Veränderungen für die Entscheidung 
gänzlich bedeutungslos sind. Ein Kriegsberichterstatter, 
Professor Georg Wegner, sagt über diese Geländeverluste 
sehr richtig: „Gewiß geben wir nicht gern Gelände auf; 
schon um des Eindrucks auf unsre Leute willen nicht; 
der deutsche Soldat geht nicht gern zurück, selbst aus 
strategischen Gründen nicht; sein innerstes Wesen ist. 
der Vorwärtsdrang. Er hängt mit zäher Pflichttreue 
an der ihm anvertrauten Stellung und läßt auch nur 
ungern gefallene Kameraden unbeftattet hinter sich. 
Trotzdem verzichten wir hier freiwillig auf das Wieder¬ 
gewinnen gänzlich zerschossener Stellungen um jeden 
Preis, wenn sie nicht durch ihre Lage einen besonderen 
WM haben; das Leben unsrer Mannschaften ist uns 
das Wertvolle; die paar Kilometer bedeuten uns nichts; 
wir haben ihrer genug in der Hand." 
Auf den englischen Anteil kamen bei den: großen 
Angriff am 15. September etwa 11 Divisionen. Mit 
dieser Übermacht drückten sie auf den Frontabschnitt 
östlich von Thiepval und1 erreichten nun endlich das 
Vordringen durch die vollständig zerschossenen und von 
Grund aus zerstörten deutschen Stellungen in nörd¬ 
licher Richtung. Drei Dörfer, Eourcelette, Martinpuich 
unb Flers, fielen in feindliche Hand, so daß nun unsre 
Linie hier zurückgenommen würbe. Bei Eombles hatten 
(ich bie Englänber an biesem Tage ben Franzosen er¬ 
kenntlich erwiesen und sie in diesem Abschnitt wieder 
abgelöst. Obwohl Eombles von Feinden beinahe schon 
ganz uinbrandet war, wurde es doch von unsern Truppen 
gehalten. An allen übrigen Teilen der Front wurden 
die von den Franzosen unternommenen Angriffe ab¬ 
geschlagen. Das erbitterte Ringen wurde auch am 
16. und 17. September noch fortgesetzt, ohne daß das 
unaufhörliche Blutvergießen irgend eine Änderung von 
Bedeutung in der Lage herbeiführte. Die Engländer 
hatten diesmal bestimmt gehofft, bis Bapaume durch- 
stoßen zu können; auch dieser Stoß jedoch hatte sie nicht 
einmal in die Rahe des ersehnten Zieles gebracht. An 
verschiedenen Stellen der Front hatten wir schon Ver¬ 
lorenes zurückgewonnen. 
So war auch der wiederholte große Anprall der 
Engländer und Franzosen in der elften Woche der 
Sommeschlacht in Wahrheit völlig vergeblich gewesen 
"nd der Kampf nochmals zu unsern Gunsten entschieden. 
Bemerkenswert ist, wie einer der angesehensten neutralen 
Militärkritiker, der Schweizer Oberst Egli, in diesen 
Tagen die Lage ansah. Er stellte in den '„Basler Nach¬ 
richten" genau die Fortschritte zusammen, die die Fran¬ 
zosen unb Englänber bis bahiit an ber Sommefront 
gemacht hatten, und knüpft daran folgende Betrach¬ 
tungen: „Es kann natürlich feine Rede davon fein, daß 
bie Deutschen biesen verhältnismäßig geringen Verlusten 
eine entscheibenbe Bebeutung beimessen, namentlich 
wenn man ben Krastciuswcmb unb bie Zeit sowie den 
Umstand in Betracht zieht, daß dem englifch-französifchen 
Angriff ein erreichbares Ziel fehlt, das eine ausschlag¬ 
gebende Wirkung haben könnte. Auch heute kann weder 
Bapaume noch Pvroime eine solche Bedeutung bei¬ 
gemessen werden. Von einem wirklichen Durchbruch 
ist gar keine Rede mehr. Da drängt sich ganz von selbst 
die Frage auf, was denn die Fortsetzung der Schlacht 
an der Somme und die damit verbundenen Opfer noch 
für einen Zweck haben können. Gewiß ist es schwer, 
ein Unternehmen auszugeben, auf das man große Hoff' 
nungen gesetzt hatte unb bas anscheinend vorwärts¬ 
geht. Aber der die deutsche Widerstandskraft vernichtende 
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Sieg ist auf diese Weise nicht zu erzielen. Das ist auch 
aus feiten der Verbandsmächte zum Teil schon erkannt 
worden, wie aus gewissen englischen Pressestimmen 
geschlossen werden kann." 
Trotz alledem dachten die Engländer und Fran¬ 
zosen noch lange nicht daran, ihre Pläne fallen zu lassen. 
Schon am 22. September lebte die Schlacht nach einer 
Pause von wenigen Tagen von neuem auf. Während 
die Engländer bei Eourcelette angriffen, weil sie wohl 
glauben mochten, die am 15. gewonnene neue Front 
am leichtesten weiter vordrücken zu können, stürmten 
bie Franzosen abermals gegen bie Linie Eombles—Ran- 
court, bie ihnen gleichfalls die besten Aussichten zu einem 
Durchbruch zu bieten schien. Beide Angriffe blieben 
ohne Erfolg. Durch neue Munitionsmafsen sollte die 
Durchführung des Planes dennoch erzwungen werden. 
Der Feind versuchte es mit größerer Steigerung und 
Ausdehnung des Trommelfeuers, um dann in nächtlichen 
Vorstößen bei Eourcelette, Rancourt und Bouchavesnes 
die Früchte zu ernten. Auch das mißlang, und die 
Wiederholung an den folgenden Tagen nutzte ebenso¬ 
wenig. So rangen mehrere Tage lang im wesentlichen 
die beiderseitigen Artillerien miteinander, bis endlich 
bie englische unb französische Infanterie am vierten 
Tage (25. September) wieber zu einem neuen großen 
Sturm angesetzt würbe. Nun gelang es allerdings, aus 
den Verwüstungen, die durch das Massenfeuer der 
letzten Tage in den deutschen Stellungen angerichtet 
worden waren, Nutzen zu ziehen und unsre Truppen 
zur Räumung eines breiteren Geländereifens zu ver¬ 
anlassen. Wieder einer der feindlichen Teilerfolge, wie 
sie in der Sommefchlacht in Zwischenräumen von Wochen 
unb Monaten von unsern Feinden errungen werden, 
ohne baß an ber zähen Festigkeit unsrer Front das 
geringste geändert wird, und ohne daß unsres Gegner 
trotz eines alles bisher Dagewesene übersteigenden Ein¬ 
satzes von Menschen und Munition und entsprechender 
Verluste irgend etwas erreichen, was für sie bei der 
letzten Entscheidung irgendwie von Nutzen sein könnte. 
Aber sie hatten nun wenigstens die moralische Genug¬ 
tuung, an der Stelle, die für uns von jeher die schwierigste 
gewesen war, unsre Front hinter die Linie der Dörfer 
Gueudecourt—Bouchavesnes zurückgedrückt zu haben. 
Ebenso errangen sie weiter nördlich in der Gegend 
östlich von Eaucourt l'Abbaye Erfolge. Zwischen der 
Ancre und Eaucourt, sowie zwischen Bouchavesnes und 
der Somme war der feindliche Ansturm gegen unsre 
Linien vergeblich. >Am 26.,September ging uns dann auch 
die vorspringende Ecke von Thiepval verloren, beider¬ 
seits von Eourcelette gewann der Gegner Gelände, und 
das Dorf Gueudecourt wurde von den Franzosen besefct; 
im übrigen wurden alle Angriffe abgeschlagen. Auf diese 
kleineren Erfolge hin steigerten die Feinde am 27. den 
Kampf noch einmal zu einem Höhepunkt. Wieder aber 
gelang es unsrer unerschütterlichen. Infanterie — die 
Truppen standen unter den Befehlen ber Generale 
Sixt von Armin, von Huegel unb von Schenck —, den 
Feiub siegreich abzuschlagen.* Befonbers heftig waren 
wieber bie Angriffe in beut während dieser ganzen Zeit 
am meisten heimgesuchten Abschnitt, dem mittleren 
zwischen Somme und Ancre, wo an diesem Tage der 
Gegner seine Angriffe ans der Linie Morval—Boucha¬ 
vesnes vorwärts trug. Obwohl sie unter den schwersten 
Verlusten gescheitert waren, wurden sie dennoch wieder¬ 
holt. Abermals zurückgeworfen, griff der Gegner am 
Abend wieder an, auch jetzt ohne Erfolg. Auch wo
	        
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