Volltext: 112. Heft 1914/16 (112. Heft 1914/16)

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denen die Schornsteine.von Feldbäckereien herausragten, 
Geschützrohre und Lafetten verborgen lagen. Dabei 
hatten wir gründlich vorbereitet. Unsere Heeresleitung 
wollte das ganze Massiv nehmen und bis zum Tölgyes- 
Paß durchstoßen. 
Täuschung und Angriff gelangen vollständig. Im 
ersten Ansturm wurden die Russen von der Höhe Batca 
Rotunda geworfen. Auf der anschließenden Höhe 1141 
hatte sich ein ganzes rumänisches Regiment befestigt; 
es wurde erledigt. Es folgten andere Höhen, alles stark 
befestigte und schwer zu ersteigende Berge. Über Gyergyö 
und Tölgyes war'der Vorstoß bis in den Tölgyes-Paß 
gelangt. Da stellte sich uns der breite und kahle Rücken 
des.Hegyes in deü Weg. Hatten wir ihn, so waren wir 
den Tölgyes-Paß durch. 
Der Hegyes lag unüberwindlich wie ein Riese quer 
über unsern Weg. Die Russen kannten seinen Wert: 
war er genommen, so war ihr Zentrum durchbrochen. 
Nach dem Verluste der Batca Rotunda und der an- 
schließenden Höchen hatten sie den Hegyes an der Straßen- 
sperre von Prisacani durch verstärkte Artillerie und In¬ 
fanterie zu sichern gesucht. Befehl war gegeben, den 
Kamm bis zum Äußersten zu halten. Wir trommelten 
den Berg mit Ekrasitgranaten so hageldicht ab, daß selbst 
das dünne Riedgras auf ihm in Flammen aufging, doch 
die russischen Bataillone standen. Frontal war der Berg 
daher nur unter großen Verlusten zu fassen. Unsere 
Heeresleitung ließ ihn deshalb von Süden anpacken. 
Österreichisch-ungarische Verbände gingen zunächst die 
südliche Vorhöhe Foter an, und abgesessene Kavallerie 
machte sich an das mächtige Massiv Zsedany Hagy. 
Unsre Artillerie klammerte sich buchstäblich an den Berg 
an und schoß alle Gegenstöße der Russen zusammen. 
Daß ein wichtiger Stützpunkt „erstürmt" wurde, kann 
man im Gebirgskrieg nicht sagen. Er wird erklommen 
und wird Schritt vor Schritt im blutigen Nahkampf 
genommen. Hier auf dem Hegyes verteidigten sich die 
Russen wie die Löwen. Ihre Offiziere wußten, daß es 
um eine wichtige Entscheidung gehe. Aber da wir sie 
zu erzwingen hatten,, so half dem Feinde keine noch so 
zähe Gegenwehr. Gegen deutsche Bataillone ist auf 
den Äckern der Entente kein Kraut gewachsen. 
Während deutsche und österreichisch-ungarische Trup- 
Pen den Kernpunkt des Tölgyes-Passes mit festem Griff 
anpackten, versuchten die Russen südlich des Hegyes, am 
Balaß Nyaka, eine Entlastung. Sie scheiterte, so ver- 
zweifelt sie ins Werk gesetzt wurde. Nördlich des Hegyes 
aber hatte unser linker Flügel noch ein saures Stück 
Arbeit durchzuführen. Er mußte die Bitca Arsurita 
nehmen, einen Felskegel, der steil und rissig wie eine 
Dolomitenwand aufsteigt. Auf ihr hatten sich in Wochen- 
langen Mühen Kosaken heraufgearbeitet. Sie hatten 
jeden Hang befestigt und jede Zerklüftung verschanzt. 
Den ungarischen Honveds war die Überwindung des 
Kegels aufgetragen. Es erschien nicht menschenmöglich, 
den Befehl auszuführen. Die Geländeschwierigkeiten 
waren unüberwindlich» Geübte und unerschrockene Hoch- 
touristen hätten hier im Frieden eine Glanzleistung zu 
bewältigen gehabt. Die weniger geübten ungarischen 
Landsturmleute schafften es ebenfalls! Vor den un- 
liebsamen Überraschungen des Geschützfeuers bewahrte 
sie unsre ausgezeichnete Artillerie, die den Gipfel 
reinfegte und jedes Nest, aus dem ein russisches 
Kanonenrohr heraussah, auffliegen ließ. Ein blutiger 
Nahkampf, in dem die Honveds die Oberhand be- 
hielten, machte den Berg zu dem unsern. 
Der Paß war frei, die russisch-rumänische Verbin- 
duug durchbrochen. Einen Schritt weiter hatte das 
unbarmherzige Schicksal der Rumänen getan. E. B. 
# * 
Fliegerleben. 
(Aus einem Feldpostbrief.) 
„... Heute war's bitter kalt oben, mit ganz ver- 
klammten Gliedern bin ich heruntergekommen. Jeden 
Tag geht es in die Lüfte, um die feindlichen Flieger 
abzuwehren oder Bomben zu werfen, was wir einen 
„Bombenfilm" nennen. Mit meinem „Franz" steh' 
ich sehr gut, er hat Lust und Liebe, „späht eine saubere 
Wimper" und versteht eine Sache mit Verständnis zu 
drehen. Doch steh' ich keineswegs so mit ihm, daß ich 
ihn beim Vornamen nenne. Alle Beobachter, die mit 
dem Flugzeugführer aufsteigen, nennen wir „Franz". 
Das hat seine historische Berechtigung, wie ihr sofort 
hören werdet. Die Sache war die: Bei einem Manöver 
fragte eine hohe Persönlichkeit einen Flieger: „Wie 
heißt Ihr Beobachter?" — „Ich weiß es nicht", ant- 
wortete der, „ich nenne ihn immer Franz." Von da an 
hat sich diese Benennung eingebürgert. Dies ist also 
„mein Franz". Und damit ihr gleich auch über mich 
Bescheid wißt: ich bin „sein Emil", so heißen laut Über- 
entkommen die Flugzeugführer. 
Im übrigen Hab' ich es in jeder Beziehung gut 
getroffen. Wir haben nette Wohnungen, gute Ver- 
pflegung und Arbeit da draußen, daß es „man so kracht". 
Oft geht es tief in feindliches Gebiet hinein. Bei dunklem 
Boden sieht man schwer, aber aus Hellem heben sich die 
Orte leicht ab und sind gut anzusteuern. Sowie man 
einige Kilometer drüben ist, fangen die „Flags" an zu 
schießen. („Flag" bedeutet Fliegerabwehrgeschütz, wie 
„Bäk" Ballonabwehrkanone.) Nun gilt es, den Dinger- 
chen, die da in der Luft platzen, gut auszuweichen, was 
volle Aufmerksamkeit und Berechnung erfordert. Haben 
die Flags aufgehört, so kommen die feindlichen Flieger. 
Beide wollen uns ihr Luftgebiet streitig machen. An 
einer Höhe vorbei geht es zur Erkundung der feindlichen 
Truppenbewegungen oder zur Störung der gegnerischen 
Absichten durch „Bombenfilm". Sind die feindlichen 
Heuschrecken näher heran, so beginnt der Franz mit dem 
Maschinengewehr zu arbeiten. Ich höre das Tak-tak 
und stelle mir vor, wie die Schüsse sitzen. Treten Lade- 
Hemmungen ein, so ist es meine Aufgabe, dem Gegner 
das Zielen zu erschweren. Ich „drehe Kurven". Alles 
kommt darauf an, einen „sauberen Propeller" zu fliegen. 
Franz hat seine Besinnung wieder gefunden und haut 
den Gegner ins Kreuz. Das kann der nicht vertragen. 
Wenn ihm so die Kugeln um die Ohren flitzen, dreht er 
ab, entweder nach unten oder seitwärts, wo er auf andere 
Beute lauert. Am liebsten ist es ihm, wenn er ein ein- 
zelnes Flugzeug antrifft, das nicht durch Kameraden 
geschützt ist. — Ist der Auftrag erfüllt, und sind die er- 
wünschten Photographien gemacht, so geht es zurück, 
und man ist gespannt auf das, was während der Heim- 
fahrt noch kommen mag. Die feindlichen Flieger haben 
sich hochgeschraubt und wollen uns nicht zurücklassen. Da 
gilt es, sie abzuwehren, dann noch einmal dem Flagfeuer 
entgehen; schnell steuert man dem heimischen Hafen 
zu, um „in sauberem Schwünge" zu landen. 
Nicht alle kommem heil davon, das wißt ihr,, aber 
doch können wir sagen, daß wir für gewöhnlich gut ab- 
schneiden. Jeder gibt sein Äußerstes her, es ist aber auch 
herrlich, eine gute Maschine zu lenken, die jedem Griff
	        
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