Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

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Paul Eversheim 
Reihe klassischer Versuche, daß elektrische Entladungsfunken, die man einer 
Elektrisiermaschine oder einem Induktionsapparat entnimmt, falls man sie in 
verdichteter Form überspringen läßt, in der Umgebung eine Wellenbewegung 
hervorrufen, die mit derjenigen des Lichtes identisch ist: es werden dadurch Schwin 
gungen im sogenannten Weltäther erregt, die sich mit Lichtgeschwindigkeit in den 
Raum hinein verbreiten. Diese Wellen üben elektrische und magnetische Wirkungen 
aus, man nennt sie deshalb in der Wissenschaft ,,elektromagnetische Wellen“. 
Hertz wies zum ersten Male die Ausbreitung der so erzeugten Wellen nach, indem er 
mit einem Detektor den Raum absuchte. Der Detektor bestand aus einem nahezu 
geschlossenen Drahtbügel,, dessen freie Enden in geringer Entfernung einander 
gegenüberstanden. An den Enden traten kleine 
Fünkchen auf, eine Folge der auffallenden 
Wellen, die im Bügel Schwingungen auslösten, 
die einen Austausch der Elektrizitäten in Form 
jener Fünkchen herbeiführten. Nachdem die 
Hertzschen Versuche einmal bekannt geworden 
waren, fand das Experiment gar bald seinen Weg 
in die Technik, und es gelang bekanntlich zu 
erst dem italienischen Ingenieur Marconi, die 
Hertzsche Entdeckung praktisch zu verwerten: 
drahtlos zu telegraphieren. Wesentliche Fort 
schritte wurden aber erreicht durch die Ar 
beiten von Professor Braun in Straßburg, und 
an seiner Versuchsanordnung wollen wir uns das 
Wesen der drahtlosen Telegraphie klarmachen. 
Wir betrachten dazu Fig. 16. Es sei F eine 
sogenannte Funkenstrecke, bestehend aus zwei 
Kugeln in einigen mm Abstand. Die Kugeln 
sind mit den Kapazitäten und c 2 verbun 
den. Unter Kapazität versteht man in der 
Praxis eine Leiteranordnung, die gewisse Elektrizitätsmengen aufnehmen kann; 
prinzipiell besteht sie aus Metallscheiben oder Blechen, die, durch eine iso 
lierende Schicht getrennt, in geringem Abstand einander gegenüberstehen. Die 
Leydener Flasche bietet ein Beispiel. Diese Kapazitäten nehmen die vom In 
duktor J kommende Elektrizität auf, bis sich diese in Form eines kräftigen Fun 
kens an der Funkenstrecke entlädt. Die Entladung erfolgt oszillatorisch, d. h. in 
Schwingungen, deren Intervalle sich in äußerst kurzen Zeiträumen folgen, und hierin, 
in der oszillatorischen Entladung, liegjt der Schwerpunkt der ganzen Erschei 
nung, indem die Schwingungen sich über den ganzen Stromkreis, über die Spule S ± 
verbreiten. Diese Spule wirkt auf die benachbarte S 2 , die mit der Antenne ver 
bunden ist, induzierend ein. Als Antenne dient ein langgestreckter Draht, manch 
mal auch ein Netz von schirmartig ausgespannten Drähten, deren Zweck es ist, 
die Wellen möglichst ergiebig in den Raum zu strahlen. Die Spulen S 1 und S 2 
können einander genähert uiid entfernt, in enge oder weite Koppelung gebracht 
werden, ferner kann die Antenne mit mehr oder weniger Windungen von S 2 ver-
	        
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