Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Die Physik im Kriege 
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der Eigenschaft der Totalreflexion beruhen, daher ein vollkommenes Beflexions- 
vermögen besitzen und geringe Lichtverluste herbeiführen. Wir betrachten zum 
Verständnis ein sogenanntes Dachprisma in Fig. 10. Das sorgfältig geschliffene 
Prisma bester Glassorte besitzt der Grundfläche gegenüber die beiden den Winkel 
a = 90° einschließenden Flächen F 1 F 2 . Der senkrecht auffallende Strahl 1 tritt 
nicht etwa inF 1 wieder aus, sondern gelangt infolge der Totalreflexion 1 ) auf die 
Fläche F 2 , wird dort wieder reflektiert und tritt parallel zur Anfangsrichtung wieder 
aus. Das gleiche gilt von Strahl 2, wir erkennen aber, daß der anfänglich linke 
Strahl nach dem Austritt rechts verläuft, der rechte links: entsprechend würde ein 
Bild die linke Seite mit der rechten vertauschen. Zur vollständigen Umkehr muß 
nun noch oben mit unten vertauscht werden, was leicht erreicht wird, wenn man 
ein zweites Prisma senkrecht zum ersten anordnet, wie dies aus Fig. 11 hervorgeht. 
Die Figur veranschaulicht den Bau eines Prismenfernrohrs, man erkennt zugleich, 
wie durch diesen Kunstgriff neben der Aufrichtung des von L x umgekehrten Bildes 
auch eine ganz wesentliche Verkürzung in der optischen Anordnung erreicht ist, 
das Glas erhält dadurch die eigentümliche Form mit Parallel Verschiebung von 
Objektiv und Okular, die jedermann bekannt ist. 
Für den Kriegsgebrauch bringt die Prismenanordnung noch weitere sehr 
wesentliche Vorteile im sogenannten Scherenfernrohr, das stets als Doppel 
fernrohr ausgebildet ist und dessen optischer Aufbau aus Fig. 12 hervorgeht. Das 
erste Dachprisma ist, unbeschadet der optischen Eigenschaften, in die beiden 
rechtwinkligen Prismen P x P L ' respektive P 2 P 2 zerlegt; die beiden vom Objekt 
kommenden Strahlen S 1 S 2 gelangen daher seitlich auf größerem Wege zum zweiten 
senkrecht angeordneten Dachprisma D 1 respektive D 2 und von dort zu den Okular 
linsen 0 ± 0 2 . Der Gegenstand wird also unter einem gewissen Winkel von zwei 
Seiten betrachtet, wodurch zunächst das körperliche Sehen ermöglicht ist (Prinzip 
des von Helmholz zuerst eingeführten Stereoskops), sodann eine Tiefenwirkung 
hervorgerufen wird, wie dies bei Benutzung beider Augen in schwächerem Maße 
geschieht. Diese Tiefenempfindung kann beträchtlich sein, je nach dem Abstand 
von P 1 und P 2 , und der dadurch her vor gerufene stereoskopische Effekt gibt der 
Artillerie ein einfaches Mittel an die Hand, die Entfernung der Einschlagstelle von 
x ) Diese tritt ein, wenn Strahlen die Grenzfläche gegen ein dünneres Medium unter einem 
Winkel treffen, der unter einem gewissen Grenzwert liegt.
	        
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