Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

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H. Kraemer 
auch bei all den Landwirten wieder einkehren, die bei der bisherigen Lage der Dinge 
kein rechtes Vertrauen mehr in diesen Betriebszweig besaßen. Und endlich sei 
in diesem Zusammenhang auch noch der Konftollvereine gedacht, die durch 
Beobachtung von Futterverbrauch gegenüber der Leistung bei den Milchkühen zu 
einer verschärften Kenntnis der wirklich futterdankbaren Tiere geführt haben, 
und die damit eine Ausmerzung der Minderwertigen und eine Hebung der durch 
schnittlichen Leistung erzielen. 
Der Reichs verband der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften * 
e. V., Berlin, hat eine Übersicht über alle Arbeiten gegeben, die er 1916 zu leisten 
vermochte. Die Zahl der Genossenschaften betrug am 1. Januar 1917 28 967, 
der Gewinn an neuen Mitgliedern im letzten Jahre 316. Es geht aber auch aus 
diesem Berichte hervor, wie sehr die Genossenschaften im vaterländischen Hilfs 
dienst gewirkt, und wie sehr sie sich um die Aufrechterhaltung der landwirtschaft 
lichen Erzeugung verdient gemacht haben. Neben der unmittelbaren praktischen 
Arbeit, die durch den Entzug so vieler Kräfte erschwert war, haben sich die Ver 
bände an der Aufklärungstätigkeit rege beteiligt und zu der glatten Durchführung 
der gesetzlichen Maßnahmen beigetragen. Die Kreditorganisation des landwirt 
schaftlichen Genossenschaftswesens brachte 1,76 Milliarden an Kriegsanleihen 
auf, die des Reichsverbandes allein 1,4. Daneben waren die Zentralkassen und Spar 
und Darlehenskassen des Reichsverbandes für die Sammlung von Gold, für den 
bargeldlosen Zahlungsverkehr und für die Bekämpfung der Geldhamster tätig. 
Die genossenschaftlichen Warengeschäfte wurden mehr eingeschränkt und die 
Kräfte in den Dienst der Kriegswirtschaft, der Verteilung von landwirtschaft 
lichen Hilfsstoffen und der Organisation' des Absatzes gestellt. Besonders sei auch 
hier der Viehverwertungsgenossenschaften gedacht, die sich bei Abschluß der Mast 
verträge bewährten, sowie der Molkereigenossenschaften, die die Milch- und Fett 
versorgung mit organisierten. Für die Zukunft wird die Regelung einer groß 
zügigen Vorratswirtschaft, die Fürsorge für Kriegsverletzte und die Erhaltung 
einer tüchtigen Landbevölkerung ins Auge gefaßt. Wenn bisher schon das deutsche 
landwirtschaftliche Genossenschaftswesen für das Ausland vorbildlich war, so 
läßt sich auch nicht daran zweifeln, daß es künftig zu noch größeren Erfolgen 
berufen erscheint. Im Genossenschaftswesen war zum Glück 'schon in Friedens 
zeiten eine großartige Mobilisierung der lebendigen landwirtschaftlichen Kräfte 
vollzogen, und bei ihm muß man besonders verweilen, wenn man der Leistungen 
der deutschen Bauern in Krieg und Frieden gedenkt. 
Wer immer vom landwirtschaftlichen Vereinswesen spricht, wird aber auch 
die ,,D.L. G.“ nicht vergessen, die ,,Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft“, 
die 1885 von Max Eyth ins Leben gerufen wurde. Sie untersucht landwirt 
schaftlich wichtige Fragen, gibt als Wochenschrift ihre „Mitteilungen“ heraus, 
neben zahlreichen Einzelarbeiten und einem umfassenden Jahrbuch. Ihre Mitglieder 
beiträge allein erreichen bald 400 000 Mark, und durch ihre großzügigen Wander 
ausstellungen, die in Friedenszeiten alljährlich stattfinden, hat sie Anregung und 
Belehrung wertvollster Art in die weitesten Kreise der Landwirte getragen. Ins 
besondere die deutsche Tierzucht hat ihr sehr viel zu verdanken. Diese wird ander 
seits durch die „Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde“ gefördert, die
	        
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