Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

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von Sußdorf 
dem nötigen Personal versehener Feldschlächtereien für größere Truppenverbände 
wurde im Laufe der Zeit immer dringlicher. Dank dem Weitblick und der vorzüg 
lichen Organisation der Heeresverwaltung ist auch diesen Bedürfnissen rechtzeitig 
Rechnung getragen worden. Korps- und Divisionsschlächtereien waren ihr Er 
gebnis ; von ihnen aus werden die Einzelformationen mit den benötigten fleischlichen 
Nahrungsmitteln aller Art versorgt. Dieselben sind in etwa schon vorhandenen 
Schlachthofanlagen untergebracht oder in größeren Fabriken unter Zuhilfenahme 
besonderer Um-, Ein- und Anbauten und wenn möglich im Anschluß an Bahn 
linien oder wenigstens guten Zufahrtstraßen errichtet worden. Sie bestehen zumeist 
aus Groß- und Kleinviehstallungen, Schlachtvieh- und Milchviehstall, aus einem 
oder mehreren Schlachträumen, gegebenenfalls getrennt für Groß- und Kleinvieh, 
aus dem Fleischaufbewahrungsraum mit Kühl- bzw. Eismaschinen-Anlage, aus 
Räucherkammer, Wurstküche, Kuttelei- und Häutesalzraum, je mit den zugehörigen 
Sonderräumen wie Futterkammern, Heu- und Strohböden, Kessel- und Maschinen 
haus, Räumen zur Verwertung der Schlachtabfälle wie Panseninhalt, Abfallblut 
und sogenannte Konfiskate, d. s. die für den menschlichen Genuß untauglich er 
klärten Organe und Fleischteile. Ihnen sind ferner die erforderlichen Räume für 
die Veterinäre und das Verwaltungspersonal, Mannschaftsräume mit Küche 
und Speisesaal, sowie, was von besonderer Wichtigkeit und auch für die ein 
schlägigen Bedürfnisse der Truppenteile benützbar ist, ein Laboratorium für 
bakteriologische und mikroskopische Untersuchungen angeschlossen. Endlich ist 
den größeren Feldschlächtereien auch je eine Pferdeschlächterei mit den unerläß 
lichen Räumen wie oben beigegeben, da das Pferdefleisch im gegenwärtigen Kriege 
trotz der an sich ganz unberechtigten Abneigung vieler Volkskreise gegen dessen 
Genuß eine nicht wegzuleugnende Bedeutung für die Ernährung der Truppen und 
Gefangenen erlangt hat. Die Leitung der Feldschlächtereien ist ebenso wie zumeist 
auch diejenige der heimischen Pferdelazarette nur in bezug auf die veterinärtechnische 
Tätigkeit einem Veterinäroffizier übertragen; die militärische Kommandogewalt 
liegt dagegen in den Händen eines Offiziers. Daß diese Zweiteilung der Leitung 
der genannten Anstalten zu mancherlei Schwierigkeiten und Reibereien im Dienste 
führt, ist verständlich, wäre aber sicher vermeidbar, wenn die Leitung allein den 
jenigen Persönlichkeiten übertragen werden wollte, welche in all den einschlägigen 
Fragen die allein maßgebenden sein können — den Veterinären als den dort zur 
Beurteilung und gesundheitlichen Bewertung des Fleisches, hier zur Behandlung 
der Tiere und zur Seuchenbekämpfung als alleinigen Sachverständigen befähigten 
Männern. 
Schließlich darf hier noch einer Einrichtung gedacht werden, die, wenn auch 
nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Heeresverwaltung und Krieg 
führung, doch wenigstens im Anschluß an die letztere der notwendig gewordenen 
Ausnützung aller uns zu Gebote stehenden Hilfsmittel ihren Ursprung verdankt, 
der sogenannten Kadaververwertungsanstalten. Innerhalb des Heimat 
landes auf das Drängen der Tierärzteschaft hin schon in mehreren Bundesstaaten 
geschaffen, in anderen wenigstens geplant, sind solche durch den Krieg teilweise 
in den letzteren, teilweise aber auch in den besetzten feindlichen Ländern wie aus 
dem Boden her vor gezaubert worden bzw. im Werden begriffen. Sie dienen der
	        
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