Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Die Tiermedizin 
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Parasiten, hier das Piroplasma caballi, welche mittelst der blutsaugenden Zecken r 
Rhipicephalus Evertsi, mittelbar von Wirtstier zu Wirtstier verschleppt werden, 
verursacht, besteht diese Piroplasmose nach 11—21 tägiger Inkubationsdauer 
in einem allmählich oder rasch ansteigenden Fieber kontinuierlichen oder remit 
tierenden Charakters, während dessen üch ikterische Verfärbung der Schleim 
häute, Blutungen in der Konjunktival-, Nasen- und Mundschleimhaut, ödematöse 
Schwellungen, sehr beschleunigte Herztätigkeit und hochgradige Erschwerung 
der Atmung bei allgemeinem Kräfteverfall und gleichzeitigen Exanthemen ausbilden. 
Wenn auch der Verlauf in manchen Fällen ein sehr milder sein kann, so tritt doch 
in schwereren Fällen der Tod bei 50 und mehr Prozent der nach den Balkanländern 
und Südrußland eingeführten Pferde binnen 2—5 Tagen oder bei verzögertem Ver 
lauf binnen 2—4 Wochen und selbst erst nach Monaten ein — kein Wunder, daß 
die deutsche Heeresleitung die einschneidendsten Maßnahmen gegen die Verschlep 
pung der Seuche nach den mitteleuropäischen Ländern angeordnet hat, um so 
deren Pferdebestände vor den Gefahren jener zu bewahren. 
Ob die von deutschen Veterinären bei Pferden in Flandern und Nordfrankreich, 
mehrfach beobachtete infektiöse Anämie, eine schon seit der Mitte des 1. Jahr 
zehnts unseres Jahrhunderts in mehreren Departements Frankreichs und in Belgien 
als Epizootie bekannte Infektionskrankheit, ähnlich wie die Piroplasmose durch 
Insektenstiche und damit etwa übertragene Piroplasmen oder Trypanosomen oder 
durch einen, wie die meisten neueren Forscher vermuten, ultravisiblen Mikro 
organismus oder gar, wie in der neuesten Zeit behauptet worden ist, durch das von den 
Larven der bei Pferden im Magen bzw. Mastdarm parasitierenden Gastruslarven 
erzeugte und abgesonderte Oestrin hervorgerufen wird, konnte bisher noch nicht 
erkundet werden. 
Dagegen haben die durch die starke Häufung jugendlicher Pferde und Fohlen 
in den Pferdedepots und Pferdelazaretten an Zahl besonders angewachsenen En- 
zootien der sogenannten Druse, einer durch Streptokokkeninvasion herbeigeführten 
eitrigen Lymphdrüsenentzündung im Bereich des Kopfes und von da aus auch des 
Halses und der Brust, Gelegenheit geboten, bei den unzähligen davon befallenen* 
unter gleichen Verhältnissen lebenden Tieren zu zeigen, daß das von einzelnen 
chemischen Fabriken schon seit längerem hergestellte Druseserum zwar nicht die 
ihm vielfach nachgerühmte Schutzkraft gegen das Auftreten der Krankheit verleiht, 
wohl aber als Heilserum durch intravenöse Einführung größerer Gaben eine ausge 
sprochene Heilwirkung bei den von der Krankheit betroffenen, sichtlich erkrankten 
Tieren betätigt. 
Die Fernhaltung der Rinderpest von Deutschlands Grenzen, wie sie im 
Gegensatz zum deutsch-französischen Krieg der Jahre 1870/71 in dem, gegen 
wärtigen weit umfassenderen und weit gefahrdrohenderen Kriege trotz des Einfalls 
russischer Heere in das deutsche Gebiet in so vollkommener Weise gelungen ist* 
bildet ein besonders anerkennenswertes Ruhmesblatt der veterinär polizeilichen 
Verwaltung, auf dessen Zuerteilung die gesetzgebenden und ausführenden Faktoren 
und unter diesen ebenso die Veterinäre der deutschen Armeen wie die Tierärzte 
der deutschen Zivilverwaltungen der besetzten Gebiete unserer Ostgrenze den gleichen 
Anspruch erheben dürfen. Wenn man bedenkt, mit welcher Leichtigkeit die mör
	        
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