Die^Physik im Kriege 67
ist, die Schwimmfähigkeit läßt nach, bis der Schiffskörper unter der Oberfläche
verschwunden ist.
Der nunmehr allseitig vomWasser umgebene Schiffskörper hat einem gewaltigen
Druck standzuhalten. Die Wände des Bootes, die aus navigatorischen Gründen
schiffsförmige Gestalt haben, würden an sich ungeeignet sein, dem Druck zu
widerstehen, wenn sie nicht zweckmäßig abgesteift wären. Beträgt doch der Druck
in einer Wassertiefe von 10 m rund 1 kg pro qcm (1 Atmosphäre). Nehmen wir
einen mittleren Umfang von 12 in für den Schiffsrumpf an, so ruht in 50 m Tiefe
auf diesem die Gesamtlast von 600 000 kg pro laufenden Meter.
Gegen den äußeren Druck leistet ein zylinderförmiger Körper den besten
Widerstand, da der Druck das Material bei dieser Form gleichmäßig beansprucht.
Das eigentliche Schiffsgerippe wird deshalb zylinderförmig ausgeführt, der um
schließende Schiffskörper ist durch starke Streben gegen das Zylindergerüst abge
stützt.
Schon in geringer Tiefe hört für den Kommandanten jede Orientierung von
außen her auf. Zwar besitzt der obere Teil des Turmes rings herum einige starke
Schaugläser (sogenannte Ochsenaugen), die einen Ausblick gewähren, wenn der
Turm eben über der Wasserfläche erscheint, auch gestattet das Periskop (s. S. 75ff.)
einen Umblick; beim Senken aber verschwindet bald das grünliche Dämmerlicht,
und Dunkelheit umgibt die kühne Besatzung. Jetzt werden die elektrischen Lampen
angemacht, die Instrumente beobachtet und Berechnungen angestellt. Da ist
zunächst die Frage nach der Wassertiefe, in der sich das Boot befindet: sie wird
durch ein Manometer angegeben. Dieses Verfahren beruht auf der Erscheinung
des hydrostatischen Drucks; eine Wassersäule von 10 m Höhe übt bekanntlich den
Druck von 1 Atmosphäre aus j ). Gibt das Manometer den Druck von 5 Atmosphären
an, so weiß man, daß sich das Boot 50 m unter dem Wasserspiegel befindet, die
Tiefenbeobachtung ist also recht einfach. Schwieriger gestaltet sich die Lösung der
Frage nach der geographischen Lage und der Kursrichtung. Der Magnetkompaß
versagt im Tauchboot vollkommen, da das erdmagnetische Feld dort unwirksam
ist. Der Grund hierfür beruht auf der sogenannten magnetischen Schirmwirkung
geschlossener Eisenkörper. Jedes magnetische Feld, so auch das der Erde, denken
wir uns von den sogenannten Kraftlinien durchzogen, deren Richtung und Zahl
die Stärke des Feldes charakterisieren. Treffen die Kraftlinien auf Eisen, so werden
sie dort ,,gebrochen'\ von ihrer Bahn abgelenkt, sie ziehen sich in das Eisen hinein.
Umschließt der Eisenkörper einen Hohlraum wie beim Tauchboot, so wird das
Innere von den Kraftlinien überhaupt nicht oder in unkontrollierbarer Weise
durchsetzt. Aus diesem Grunde versagt hier auch das sonst auf Kriegsschiffen
gebräuchliche Mittel, den Kompaß den Eisenmassen des Schiffskörpers zu ent
ziehen. Dieses Mittel beruht darauf, daß man einen sogenannten Mutterkompaß
in einem Teile des Schiffs auf stellt, wo die durch die Eisenmassen des Schiffs
hervorgerufene Modifikation des Erdfeldes wenigstens einen konstanten Wert
hat, sodaß man durch geeignete Kompensationsmaßregeln die Störung aufheben
kann. Außerdem ist Sorge getragen, daß die nächste Umgebung des Kompasses
*) In runder Zahl; der Dichteunterschied zwischen Süß- und Seewasser ist von Einfluß.
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