Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

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von Sußdorf 
Außer den Tierseuchen wurde aber auch von Anfang an den Einzelerkran 
kungen der Haustiere ein ganz besonderes Augenmerk geschenkt. Sie wurden in 
ihrem Verlauf, in ihren Besonderheiten bei den verschiedenen Haustiergruppen, 
in ihrer zweckmäßigsten Behandlungsweise und ihren etwaigen Folgen für die 
spätere Verwendbarkeit ihrer Träger als Nutztiere ergründet, sie wurden insbesondere 
auch in ihren durch die Art der Fütterung, der Bodenbeschaffenheit bedingten 
Verhältnissen und in ihren sonstigen ätiologischen Momenten einer sorglichen 
Prüfung unterzogen. 
Diesen Bestrebungen ist eine sehr umfassende Literatur entsprossen, die nicht 
nur in zahlreichen Lehrbüchern der vergleichenden Pathologie und Therapie der 
Haustiere, sondern auch in Einzelabhandlungen der vielen periodischen Zeitschriften 
ihren Ausdruck gefunden hat. Selbstverständlich mußten unter jenen die älteren 
Bücher den neueren, jeweils auf dem Boden der gerade herrschenden medizinischen 
Anschauungen stehenden Büchern weichen, und an die Stelle von allumfassenden, 
m. o. w. kompendiösen Sammelwerken sind die nur den einen oder anderen Organ 
komplex berücksichtigenden Spezialwerke und die den äußeren oder inneren Sitz 
der Krankheiten berücksichtigenden sog. medizinischen und chirurgischen Lehr 
bücher getreten. Zugleich damit hat auch die periodische Literatur manchen 
Wandel durchgemacht, der im wesentlichen den gleichen Erscheinungen Rechnung 
getragen hat; neben den bzw. an die Stelle der schon aus der ersten Hälfte des 
vergangenen Jahrhunderts stammenden Zeitschriften sind solche neueren Datums 
und solche getreten, welche als spezialärztliche nur einzelnen Sondergebieten des 
tierärztlichen Wissens und Forschens ihre Spalten öffnen. 
Daneben haben auch die allgemein- und sonderwissenschaftlichen Fächer 
der Veterinärmedizin ihre weitere Ausbildung erfahren; die Anatomie, die Physiolo 
gie, die pathologische Anatomie, die Geburtshilfe, die Operationslehre, die Arznei 
mittellehre, die Gesundheitslehre, die Tierzuchtlehre, die Hufbeschlagskunde, 
und wie sie alle heißen, haben sich nicht nur besondere Plätze innerhalb des Lehr 
gangs der tierärztlichen Ausbildung erobert, sondern auch ihre eigenen Lehrbücher 
und Publikationsorgane geschaffen. 
Durch all das hat sich die Tierheilkunde dank den unermüdlichen Bemühungen 
ihrer Bekenner zu einer Wissenschaft ausgebaut, welche es ihr ermöglicht hat, 
sich an die Seite ihrer älteren Schwesterwissenschaft, der Menschenheilkunde, zu 
stellen. Mit jener zusammen die Gesundung und Gesunderhaltung des Menschen 
und der ihm dienenden Nutztiere anstrebend, unterscheidet sie sich von ihr nach 
ihrem derzeitigen Stande nicht mehr in bezug auf die Vor- und Ausbildung ihrer 
Vertreter, nicht mehr in der Art ihres Betriebes als wissenschaftliche, die neuesten 
und vollkommensten Methoden der Technik beanspruchende und die Kunstfertig 
keit und Übung der Hand herausfordernde Disziplin, sondern einzig in der Art 
ihrer Objekte. Hier als solches der Mensch, dort das landwirtschaftliche Nutztier, 
dessen Gesundheitin vielfacher Beziehung mit derjenigen des Menschen Hand in Hand 
geht, dessen Krankheiten zu einem erheblichen Teil unmittelbar auf den Menschen 
überspringen oder zu leichteren oder schwereren Schädigungen desselben führen. 
Es kann nicht im Sinne dieses kurzen Aufsatzes liegen, die einzelnen Phasen 
der Entwicklung der Veterinärmedizin eingehender zu beleuchten und deren Haupt-
	        
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