Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

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Alfred Kantorowiz 
Abb. 1. Bügel und sog. ,,Band“. Dieses 
wird an den Zahn angeschraubt. In 
der seitlich angelöteten Röhre kann der 
Bügel mit Hilfe der beiden Muttern 
befestigt werden 
hervorrufen, aus Schmalgesichtern Breitgesichter 
machen und aus Mundatmern gesunde Nasen- 
atmer. 
Für die Kriegszahnheilkunde wurde die Ver 
ankerungsmethode sowohl wie der Bügel bedeu 
tungsvoll. Denn wenn ich sämtliche Zähne eines 
Kiefers an den Bügel anbinde, so mag der Kiefer 
knochen auch Sprünge und Defekte haben, er 
bleibt deswegen, solange der Bügel seine Auf 
gabe erfüllt, in seiner Zwangslage und verheilt 
schließlich, wie jeder andere Knochenbruch auch, 
dessen Bruchstücke eine gewisse Zeit gegen 
einander fixiert sind. Alle übrigen Knochen des 
Körpers aber kann ich ruhig stellen, der Kiefer 
(Abb. 3) aber muß beim Kauen bewegt werden; 
unsere Verbände müssen ihn also in sich fest- 
machen, gegen die Umgebung aber beweglich 
lassen. 
Schon im Frieden hatte der Zahnarzt oft 
genug Gelegenheit, Kiefer zu schienen. Abbildung 3 
zeigt einen einfachen Fall. Der Bügel wird genau, 
wie es der Zahnarzt bei Zahnregulierungen ge 
wohnt war, angelegt und der Knochen mit Hilfe 
der festen Zähne fixiert. 
Fehlen Zähne oder selbst ein ganzes Knochen 
stück, so über brückt einfach der Bügel den' 
Defekt (Abb. 4), das Metall ersetzt die Knochenkontinuität, bis die zurückgeblie 
bene Knochenhaut wieder neuen Knochen produziert hatte. Das waren Kiefer 
brüche, deren Behandlung damals 
schwierig schien, heute gilt sie 
als leicht. Fehlte ein ganzes 
Stück des Knochens, so, wenn 
etwa bei einer bösartigen Ge 
schwulst der Knochen reseziert 
werden mußte, wurde an den 
Zähnen der Knochenstümpfe eine 
Art vergrößertes Gebiß befestigt, 
das teils an den Zähnen, teils auf 
den Narben des Defektes seine 
Lagerung und seinen Halt fand. 
Die Zähne mußten unter 
einander natürlich durch vielfach 
sehr schwierige Brückenarbeiten 
(Abb. 5) versteift werden, da ein 
einzelner Zahn im allgemeinen 
Abb. 2. Der Bügel ist so eingestellt, daß er, freigelassen, 
wie dies die gestrichelte Linie andentet, nach außen federn 
würde. Er wird durch die Röhrchen festgehalten und 
nimmt, seiner Ruhelage zustrebend, die ihn festhaltenden 
Zähne allmählich nach außen mit. Der Erfolg ist eine 
, ,Kieferdehnung u
	        
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