Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Die Augenheilkunde 
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Um ein sicheres Gehen namentlich auf der Straße zu erreichen, hat man in 
letzter Zeit Hunde mit gutem Erfolg abgerichtet. 
Sehr viel schwieriger als für Arbeiter und Handwerker ist es für den gebildeten 
Blinden, einen Lebensberuf zu finden. Selbständige Kaufleute können wohl mit 
Hilfe eines Vertrauten ihr Geschäft weiterführen, manche Bureau- und Bankange 
stellte, sowie Beamte sind es nach ihrer Erblindung gebheben, aber nur durch das 
Entgegenkommen ihrer Vorgesetzten. Es käme ferner die Tätigkeit als Korrespondent 
bei Arzt und Rechtsanwalt oder als Privatsekretär in Betracht und für Musikalische 
die als Organist, Klavierstimmer, Chorsänger oder Musiklehrer. Von den Aka 
demikern kann der Pfarrer und wohl auch der Richter sein Amt wie vorher aus 
füllen. Am schlimmsten ist der Arzt daran und der Naturwissenschaftler, dessen 
Beruf hauptsächlich auf die Augentätigkeit sich stützte. Ihnen muß die Religion, die 
Philosophie Trost und Ablenkung geben, bis sich auch für sie etwas Passendes findet. 
Wie viel eine treue Mutter, eine liebende, sorgende Gattin allen Blinden ihr schweres 
Schicksal erleichtern und tragen helfen kann, brauche ich wohl nicht zu beweisen. 
In der letzten Zeit sind Apparate erfunden worden, die dem Erblindeten ge 
statten sollen, mit dem Gehör zu lesen, Sie beruhen darauf, daß das Selen 
bei Belichtung seinen elektrischen Widerstand ändert. Je nach dem Grad der 
Belichtung wird also von einer Stromquelle aus ein verschieden großer Teil des 
Stromes durch einen besonders konstruierten Apparat gehen, und durch diese 
Stromschwankungen werden in einem Telephon verschiedene Töne hervorgerufen. 
Bei dem Optophon von Fournier-d’Albe und dem Phonoptikum von C. Brown wird 
ein mit Buchstaben bedruckter Papiers fcreifen durch eine schmale Lichtquelle gezogen 
und das Lichtband durch eine Linse auf die Selenkristalle geworfen, wodurch nun 
im Telephon verschiedene Töne entstehen. Durch Übung und Ausbildung ließe 
sich wohl auf diese Weise ein Unterscheiden der Buchstaben ermöglichen. 
In die Heimat entlassene Blinde sind meist für die Ausbildung verloren. 
Es wirken dort zu viele Gegenströme. Ich habe früher selbst einmal mit einer 
Landgemeinde einen Kampf bestehen müssen, weil ich beantragte, daß ein beim 
Fronleichnamsschießen Erblindeter ein Handwerk erlernen sollte. Durch Ge 
meinderatsbeschluß wurde ich für blödsinnig erklärt, da hierorts doch jedes Kind 
wisse, daß ein Blinder nichts lernen und nichts arbeiten könne. Ich habe es trotzdem 
durchgesetzt, sodaß jetzt der Mann sich seinen Unterhalt erwerben kann und kein 
bettelnder' Säufer geworden ist. Ein wichtiger nicht zu unterschätzender Grund 
für das Gegenarbeiten der Familie ist auch die Furcht, der Blinde würde später 
bei gutem Verdienst seiner Rente verlustig gehen. Deshalb muß- man vor allem 
die Leute auf klären, daß die Blindenrente unantastbar ist. Es gibt eine ganze 
Anzahl von Berufen, die ein Blinder ergreifen kann, und beim Suchen lassen sich 
gewiß in unserer Industrie noch viele finden, bei denen die Mithilfe des Auges entbehrt 
werden kann 1 ). Mit der Ausbildung in der Musik hat Vorsicht zu walten. Sie ist 
1 ) Seiler, Masseur, Bürstenmacher, Maschinenschreiber, Telephon, Morse-Telegraph, Richten 
von Nadeln und Stiften, Aussuchen von Kugeln für Kugellager, Kontrollieren von Drehereiartikeln,. 
TJhrenbestandteilen, Berufe, die das -Auge schädigen in Glühlicht- und Metallfaden-, Glas- und 
chemischer Industrie. Für musikalisches Abhören und Nachprüfön von Grammophonplatten,. 
Stimmen von Instrumenten.