Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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Philipp Erlacher 
wertvoll sind die Erfahrungen Payrs-Leipzig auf dem Gebiete der Gelenksmobili 
sation, wozu neuestens auch Schepelmann-Bochum wertvolle Beiträge geliefert hat. 
Neben den Deformitäten nach akut entzündlichen Prozessen sind die chronischen 
Entzündungen von Muskel, Sehnen, Schleimbeutel und Faszien mit ihren Folge 
erscheinungen zu erwähnen. Das umfangreiche Kapitel der orthopädischen Nerven 
erkrankungen ist besonders genau durchgearbeitet und ausgebaut worden. Den 
Nervenoperationen war von B ard enheuer-Cöln, Spit zy-Wien und seinen Schülern 
und Stoffel-Mannheim der Boden geebnet worden, und ebenso eingehend sind die 
Sehnenverpflanzungen von Nicoladoni-Graz f, Lange-München, Vulpius- 
Heidelberg und Biesalski-Berlin vorbereitet worden. Von den einzelnen Deformi 
täten erfreuen sich die Verkrümmungen der Wirbelsäule einer besonderen Vorliebe 
und Aufmerksamkeit seitens der Orthopäden, namentlich seit durch das Verfahren 
nach Abbott-Portland-Amerika wieder neue Gesichtspunkte gebracht und neue 
Ideen angeregt wurden. Die unblutige Behandlung der Hüftluxationen mit ihren 
segensreichen Erfolgen, von Lorenz-Wien in die Orthopädie eingeführt, ist ebenfalls 
Gemeingut der Orthopäden geworden, während die Plattfußbehandlung ohnehin 
schon längst ein Spezialgebiet der orthopädischen Behandlung war. Zum Ausbau 
und zur Verfeinerung der orthopädischen Operationsmethoden und der ortho 
pädischen Apparate hat wohl jeder der bekannteren Orthopäden ein Scherflein bei 
getragen. Stiefmütterlich behandelt wurde bisher nur die Unfallpraxis und -begut- 
achtung, während die sozial so außerordentlich wichtige Krüppelfürsorge in den 
letzten Jahren ebenfalls über Anregung hervorragender Orthopäden, im besonderen 
Biesalskis-Berlin, einen kolossalen Aufschwung genommen hat. 
Von besonderer Wichtigkeit für den Krieg wurde die hochausgebildete ortho 
pädische Verbandtechnik, die namentlich bei der Versorgung und dem Transport 
der Schußfrakturen außerordentlich gute Dienste geleistet hat, ferner die Behandlung 
der Verletzungen der peripheren Nerven und die orthopädischen Operationsmethoden 
überhaupt; endlich die Behandlung bzw. Nachbehandlung der Folgezustände all der 
schweren Kriegsverletzungen; denn ein wichtiger Lehrsatz der Orthopädie stellt die 
Forderung nach sachgemäßer und gründlicher ISTachbehandlung in erste Reihe, da 
der Chirurg dazu meist nicht mehr die Zeit hat, weil er zuviel akute Erkrankungen 
zu versorgen hat, die ein sofortiges Eingreifen erfordern (Lange). Was aber die 
Orthopädie durch zielbewußte und sachgemäße Behandlung zu erreichen imstande 
ist, hat sie im Frieden an tausenden Fällen erwiesen, wo sie mit Unterstützung 
von entsprechenden Apparaten auch verkrüppelte und verstümmelte Glieder 
wieder brauchbar zu machen vermochte, so daß sie für die Arbeit und für das 
tägliche Leben wichtige Funktionen wieder übernehmen konnten. 
So traf uns der Krieg und forderte vom Chirurgen rasches, entschlossenes und 
zielbewußtes Handeln, vom Orthopäden aber forderte er, daß er alle Schäden, die 
nach der Wundversorgung von der ursprünglichen Verletzung übrig geblieben waren, 
wieder herabmildere und bessere, gleichgültig, ob sie die Ungunst der äußeren Ver 
hältnisse hatte entstehen lassen, oder die erste Versorgung, nicht rechtzeitig und 
sachgemäß erfolgen konnte, oder daß Transportschwierigkeiten deren genaue Durch 
führung erschwerten. Er sollte das verstümmelte Glied wieder brauchbar machen 
oder, wenn dies nicht mehr möglich war, so zweckdienlich als möglich ersetzen.