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Wilhelm Gundermann
krankung meist ohne Fieber einhergeht, ist häufige Untersuchung des Verletzten
vonnöten. Wird die Gasphlegmone aber frühzeitig genug bemerkt, so haben wir
in der rhythmischen Stauung nach Thies ein nahezu souveränes Heilmittel in der
Hand. Während sonst trotz Amputation über die Hälfte der an Gasphlegmone
Erkrankten sterben, sinkt die Sterblichkeit bei Stauungsbehandlung auf etwa
( . In einem Teil der Fälle gelingt es sogar, die gefährdete Extremität zu erhalten.
Der Erfolg der Stauung beruht wahr
scheinlich auf einer besseren Durch
blutung speziell der Muskulatur. In
wenigen Tagen fällt die Entscheidung
über Tod und Leben. Bereits Genesene
können durch unvorsichtigen Transport
einen Rückfall bekommen und gehen
meistens dabei zugrunde. Transporte
von Leuten, die eine Gasphlegmone
durchgemacht haben, müssen daher in
der ersten Zeit nach der Erkrankung so
schonend wie möglich vorgenommen
werden. Ein schwacher Trost ist es, daß
an Gasphlegmone Sterbende meist nicht
viel Schmerzen auszuhalten haben.
Der Stauapparat von Thies (Figur 2)
^besteht aus einer einfachen Aneroid-
die seitlich an die zu den Stau
schläuchen führende Schlauchleitung an
geschlossen wird. Zu dieser führen zwei
Regulierhähne. Einer derselben regelt
die Stauzeit, der andere die Staupause.
Tritt die Kohlensäure nun zu den Stau
schläuchen, so füllt sich auch die Aneroid-
kapsel, und zwar so langsam, als der
Hahn, der die Stauzeit reguliert, es zu
läßt. Beispielsweise 1 Minute. Dann
wölbt sich die Membran der Kapsel vor
und verursacht plötzlich durch Um
stellung eines Dreiwegehahnes, daß die Kohlensäureflasche verschlossen, die Stau
schläuche entleert werden. Zu gleicher Zeit wird der Regulierhahn für die Stauzeit
geschlossen, der für die Staupause geöffnet, und nun sinkt die Membran wieder
zurück, weil die Kohlensäure langsam aus der Kapsel ausströmt. Während dieser
Zeit ist Staupause. Sie dauert so lange, bis die zurücksinkende Membran den
Dreiwegehahn plötzlich wieder umstellt und die Kohlensäure den ersten Weg
gehen kann, um abermals eine Stauung zu verursachen/'
Wie schon gesagt, können wir durch breite und tiefe Freilegung des Schuß
kanals der Gasphlegmone nicht Vorbeugen, dagegen hat sich dieses aktive Vorgehen
recht gut bewährt als Prophylaktikum gegen das Fortschreiten eitriger Infektion.
Fig. 2