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Wilhelm Gundermann
Zur Feststellung des Sitzes der Kugel sind wir ja heutigestags nicht mehr
auf die primitive Sondierungsmethode älterer Zeit angewiesen. Sie hat genug
Unheil angerichtet und gehört billigerweise nach der Entdeckung der Röntgen
strahlen der Geschichte an.
Durch die Röntgenstrahlen
sind wir jetzt in den Stand
gesetzt, auf die schonendste
und sicherste Weise nachzu
weisen, ob überhaupt ein
Geschoß im Körper sitzt.
Wenn das der Fall ist, so
können wir mit einer der
verschiedenen Methoden der
Tiefenbestimmung auch den
Sitz des Fremdkörpers im
Gewebe genau festlegen.
Wir erleben bei diesen Un
tersuchungen recht häufig,
daß das Geschoß an ganz
anderem Orte sitzt, als der
Verwundete es vermutet.
Von außen fühlbare harte
Stellen entpuppen sich im
Röntgenlichte als derbe Nar
ben, das Geschoß sitzt weit
weg an anderem Punkte.
Wegen Steckschusses wird
daher jetzt nur operiert,
nachdem durch Röntgen
strahlen einwandfrei der
Ort des Geschosses fest
gestellt ist.
Als wesentliches und
recht brauchbares Hilfs
mittel zur Entfernung von
Eisen- und Stahlsplittern
haben sich die von der
Firma Schumann in Düssel
dorf hergestellten,, Geschoß
splitterelektromagneten“ erwiesen. Bei Operationen an Gliedmaßen erleichtern sie das
Auffinden des Splitters außerordentlich, beim Suchen nach Granatsplittern im
Gehirn sind sie geradezu unentbehrlich. Leider kann infolge des hohen Preises die
Anzahl der zur Verfügung stehenden Elektromagneten nur eine beschränkte sein.
Naturgemäß wird zwischen Tag der Verwundung und Zeitpunkt der Ent
fernung des Geschosses recht oft eine längere Zeitspanne liegen. Die Erfahrung
Fig. I