Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Krieg und Heilkunst. 
Von Robert Sommer, Gießen. 
W ährend der Krieg eine unendliche Menge von Schädigungen in körperlicher 
und geistiger Beziehung zur Folge hat, bemüht sich die Heilkunst, sie nach 
Möglichkeit zu beseitigen und einzudämmen. Bei diesem Bestreben handelt es sich 
nicht nur um die Anwendung von längst bekannten Methoden, sondern durch die 
Anforderungen des Krieges ist die Heilkunst in vieler Beziehung zur weiteren 
Entwicklung gelangt. Dabei muß man die Begriffe der Gesundheitsschädigung 
und ihrer Behandlung im weitesten Sinne fassen, wenn man die Einwirkung des 
Krieges in ihrer umfassenden Bedeutung verstehen will. Als Einleitung zu der 
besonderen Behandlung einzelner Teile der Medizin im Zusammenhang dieses 
Buches möchte ich daher hier einen allgemeinen Überblick über die Folgen des 
Krieges und ihre Beseitigmag vom gesundheitlichen Standpunkt geben. Dabei 
muß des vollständigen Überblickes wegen einiges gesagt werden, was in den einzelnen 
Abschnitten von besonderen Sachverständigen genauer ausgeführt werden wird, 
anderes mag zur Ergänzung der später folgenden Kapitel dienen. 
Am meisten ins Auge fallen die unmittelbaren Folgen des Krieges durch 
Schußverletzungen der verschiedensten Art (Infanteriegeschosse, Granat 
splitter u. a.). Die Folgen bestehen einerseits in der Durchschießung oder Zer 
schmetterung bestimmter Gewebsteile (Haut, Muskeln, Sehnen, Adern, Nerven), 
andererseits in der sehr häufig vorhandenen Infektion der Wunden, die zur Eiterung 
teilweise mit anderen Folgen, besonders Blutvergiftung, Tetanus u.a., führt. Daraus 
ergeben sich für die Behandlung 3 Hauptaufgaben: 
1. Sorge für die Wunde, 
2. Vermeidung und Behandlung der Nachkrankheiten nach Infektion 
der Wunde, 
3. Heilung der bei der Verletzung geschädigten Körpergewebe. 
Diese 3 Aufgaben sind selbstverständlich praktisch eng verbunden, müssen 
jedoch, um einen klaren Überblick über die Aufgaben zu gewinnen, theoretisch 
getrennt werden. Auch liegen sie in Wirklichkeit vielfach in verschiedenen Händen, 
was auf der natürlichen Reihenfolge bei dem Inkrafttreten der einzelnen Teile 
der Malitär-Sanitäts-Organisation beruht. Der überwiegende Teil der Verwundungen 
im Krieg geschieht unmittelbar an der Front, d. h. unter Umständen, welche die 
obengenannten 3 Aufgaben außerordentlich erschweren. Besonders bei Bewegungs 
kämpfen oder auch im Stellungskampf nach Angriffen liegen die Verwundeten 
manchmal längere Zeit ohne Fürsorge und können erst nach Eintreten von Kampf 
pausen mit Schwierigkeiten von dem Sanitätspersonal weggeholt werden. Die 
Verbandpäckchen, die jeder Soldat bei sich trägt, erweisen sich zwar in vielen Fällen 
außerordentlich nützlich, reichen aber besonders bei umfangreicheren Verletzungen 
nicht aus, um die Wunden zu decken, können auch vielfach wegen der Schwäche
	        
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