Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Die Bakteriologie im Kriege 
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dann häufig genug auch der Import von Tetanussporen enthaltenden Erd 
partikelchen. 
Hier beginnt dann die Bildung der gefürchteten Toxine, welche durch den 
Körper des betroffenen Organismus verbreitet werden, und in sehr vielen Fällen 
den Tod nach sich ziehen. Mit der Toxinbildung geht aber auch eine Antitoxin 
bildung Hand in Hand. Dieselbe ist von Behring eingehend studiert worden und 
hat zur Gewinnung eines äußerst segensreichen Heilmittels geführt, über dessen 
Verwendung von anderer Seite berichtet werden wird. 
Die bakteriologische Diagnose auf Tetanus geschieht im Laboratorium in 
der Regel durch Verimpfung von auf Tetanusbazillenverunreinigung verdächtigen 
Materials auf Mäuse, die dann an den sehr charakteristischen Krankheitssymptomen 
erkranken. Man kann aber den Tetanusbazillus auch in anaerober Kultur aus dem 
verdächtigen Material gewinnen. 
Anaerobe Gasbazillen. 
Die nächste Gruppe, welche in den Einzelheiten, besonders im Zusammenhänge 
mit den klinischen Daten, noch weitgehender Untersuchung bedarf, können wir 
vielleicht an dieser Stelle am besten als anaerobe Gasbazillen zusammenfassen, 
wobei wir uns allerdings durchaus gegenwärtig halten müssen, daß es sich dabei 
nur um einen mit Hinblick auf die klinischen Schädigungen gewählten Namen, 
nicht um eine Verwandtschaftsbezeichnung handelt. Die Differenzierung dieser 
Bakteriengruppe liegt, wie gerade dieser Krieg besonders eindringlich gezeigt hat, 
noch recht sehr im Argen. 
Trotz sehr zahlreicher Arbeiten über diese Bakteriengruppe während des 
Krieges ist noch keine Übereinstimmung der Ansichten erzielt worden. Wir 
wollen uns deshalb bei der Betrachtung dieser Verhältnisse nur auf die wichtigsten 
Dinge beschränken. 
Vor dem Krieg waren in der Hauptsache 3 hierher gehörige Stäbchenformen 
beschrieben worden: Einmal durch Koch der Erreger des malignen Oedems der 
Haustiere, von denen es hie und da auf Menschen übergeht, weiter der Rausch 
brandbazillus (B. Chuvoei), der Erreger einer als Rauschbrand bezeichneten 
Rinderseuche, und schließlich durch Eraenkel, Bacillus phlegmonis emphysematosae 
als Erreger des Gasbrands des Menschen. Alle drei sind im Boden weitverbreitet, 
wo sie Dauersporen zu bilden pflegen und sich sehr lange erhalten können. Auch 
im gesunden Darm werden diese Stäbchen gefunden. Gelangen dieselben nun durch 
Verwundungen tief in menschliche oder tierische Gewebsteile, so bringen sie sehr 
schwere und äußerst gefährliche Wunderkrankungen hervor, wobei starke Gas 
entwickelung und Giftbildung aufzutreten pflegt. Der Krieg mit seinen starken 
und tiefen Verwundungen, mit seinem Leben auf und in aufs höchste verunreinigter 
Erde hat nun vielfach Gelegenheit geboten, diese Bakterien in den menschlichen 
Körper unter geeigneten Lebensbedingungen zu versetzen, und sehr vielfach haben 
sich die Bakterien als die stärkeren im Kampfe mit dem menschlichen Organismus 
erwiesen. 
Immer mehr hat sich im Laufe dieses Krieges gezeigt, daß nicht nur die 
3 obengenannten Arten, sondern eine größere Mannigfaltigkeit an Formen in die 
Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege. 42
	        
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