Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

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Ernst Lehmann 
Besondere Schwierigkeiten macht die Feststellung von Meningokokken im 
Rachenschleim. Daselbst werden sie unter einer großen Menge sehr ähnlicher 
Kokken angetroffen, die sich oft nur schwer gegenüber den Meningokokken ab 
grenzen lassen. Der Wert solcher Untersuchungen ist bei dem heutigen Stand unserer 
Kenntnisse über die Meningokokken noch ein reicht zweifelhafter. 
Für die praktische Diagnostik, sowie für epidemiologische Fragen ist die 
große Empfindlichkeit der Meningokokken äußeren Bedingungen gegenüber be 
sonders zu beachten. Meningokokken vertragen längere Abkühlung unter Körper 
temperatur durchaus nicht und gehen unter solchen Verhältnissen schnei] zu 
grunde. Man bedient sich deshalb heute zum Transport zur Stelle der bakteriolo 
gischen Untersuchung häufig der bekannten Thermosflaschen, in denen das Material 
die notwendige Temperatur auf längere Zeit erhält. Ein besonderer ? größerer, 
auf dem Prinzip der Kochkiste beruhender Apparat zum Transport größerer 
Mengen warmgehaltenen Untersuchungsmaterials wurde von Friedemann konstruiert. 
(Vgl. B. C. 0. 1915/16, S. 364.) 
Da die Meningokokken zudem in dem übersandten Lumbalpunktat häufig 
nur in sehr geringer Menge vorhanden sind, sodaß eine Feststellung nur schwer 
möglich ist, so haben Obe (M. M. W. 1915, S. 610) und Fränkel (D. M. W. 1915, 
Nr. 36) Anreicherungsmethoden durch Zugabe von Traubenzuckerlösung oder 
Aszitesbouillon zu dem Punktat und Verbringen in den Brutschrank auf 12 bis 24 
Stunden vorgeschlagen. Zumeist genügt aber schon eine Belassung im Brutschrank 
während dieser Zeit ohne Zusatz von anderen Nährmaterialien, um zu dem ge 
wünschten Erfolge zu kommen. 
Vorschläge auf Grund im Kriege gewonnener eigener und sonstiger Er 
fahrungen über die Meningokokkendiagnose haben Zeißler und Gaßner in der 
Zeitschrift für Hygiene (84) zusammengestellt. 
Micrococcus pyogenes. 
Der Micrococcus pyogenes ist auch bekannt unter dem Namen: Staphylokokkus 
oder Traubenkokkus. Die einzelnen Zellen sind rund und bilden durch unregel 
mäßige Teilung oftmals traubige Anhäufungen. Auffallend ist die Farbstoffbildung 
dieses Mikrokokkus. Die Kolonien desselben pflegen lebhaft orangegelb, in anderen 
Fällen auffallend weiß zu sein. Der Traubenkokkus findet sich vielfach in faulenden 
Substanzen, in Spülwässern usw., sodann in der Luft, im Staub usw. Auch im 
gesunden Organismus ist er nicht selten. Im kranken Organismus kommt er vor 
allem bei den verschiedensten eitrigen Prozessen (gelber Eiter) vor und kann 
da in den mannigfaltigsten Körpergegenden auf treten. Im Kriege kann er natürlich 
als Verunreinigung der verschiedensten Verwundungen eine bemerkenswerte Rolle 
spielen. 
Auf den Micrococcus catarrhalis und den M. melitensis, als für uns von 
untergeordneter Bedeutung, soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. 
Bacteriaceen. 
Schier unübersehbar ist die Menge der eigentlichen Bakterien oder Stäbchen, 
welche in der Natur Vorkommen, und reich ist die Anzahl derer, die als Rrankheits-
	        
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