Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Die Bakteriologie im Kriege 
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abgerundet, teils mehr zugespitzt (kerzenflammenartig — Pneumokokkus!), länger 
oder kürzer usw. Pathogene Streptococcen bilden häufig blutlösende Substanzen 
oder Hämolysine. 
Micrococcus. 
Zu dieser Gattung gehören neben sehr zahlreichen völlig harmlosen Formen 
außerordentlich wichtige, im Krieg und Frieden besonders bedeutsame Krank 
heitserreger. Es sind vor allem zu nennen: der Erreger der Gonorrhoe, Micrococcus 
gonorrhoeae, der Erreger der epidemischen Genickstarre, Micrococcus intra- 
cellularis, sodann der Eitererreger M. pyogenes, weiter Micrococcus catarrhalis, 
und der Erreger des Maltafiebers M. melitensis. 
Die ersten beiden, M. gonorrhoeae und intracellularis, sind einander außer 
ordentlich ähnlich. Sie sind dadurch kenntlich, daß sie nach der sogenannten 
Gramschen Färbung nicht darstellbar sind und eine kaffeebohnenartige Gestalt 
besitzen. Besonders charakteristisch werden sie in den menschlichen Eiter 
körperchen, den Leukozyten, angetroffen. Beide sind sehr weitgehend spezialisierte 
menschliche bzw. tierische Parasiten. Außerhalb des Wirtsorganismus sind beide 
nicht beständig, sehr hinfällig und werden infolgedessen daselbst nicht gefunden. 
Das spricht sich in hohem Maße in der Kulturfähigkeit aus. Die beiden Organismen 
wachsen nur bei Körpertemperatur auf Nährböden, welche Körpereiweiß enthalten, 
also auf Aszitesagar, teilweise auf Löfflerserum und ähnlichem. 
So übereinstimmend beide Formen in morphologischer und kultureller Be 
ziehung sind, so verschiedenartig sind sie in ihrem Vorkommen in den mensch 
lichen Organen. 
Micrococcus gonorrhoeae. 
Der Tripperkokkus oder Gonokokkus kommt bekanntlich im Trippereiter, 
in Urethra, Prostata usw. und in den von den Folgekrankheiten des Trippers 
befallenen Organen vor. Man stellt ihn da in der Regel in der oben angegebenen 
Weise innerhalb der Eiterkörper fest. Kulturen kommen zur Diagnose nicht in 
Betracht. 
Micrococcus intracellularis. 
Dieser schon im Frieden gerade bei Soldaten, jungen Leuten und Kindern 
relativ häufige Bazillus wird vulgär Meningokokkus oder Genickstarrekokkus 
genannt. Schon beim gesunden Menschen wird er nicht selten, besonders in der 
Umgebung Erkrankter, im Nasenrachenraum angetroffen. Von dort aus dürfte er, 
wie die heutige Lehrmeinung besagt, unter bestimmten, uns im einzelnen unbe 
kannten Bedingungen in den Gehirnrückenmarksraum eindringen und dort 
eitrige Prozesse hervorrufen, die dann zu sehr schweren Erkrankungen führen können. 
Die Meningokokken erhalten wir zur Untersuchung in erster Linie durch 
Punktion aus dem Rückenmarkskanal und finden sie daselbst, wie die Gonokokken 
in den polynukleären Leukozyten. 
Sie lassen sich auf Aszitesagar und Serumnährböden kultivieren und werden 
aus diesen Kulturen durch Agglutination und eine Reihe anderer biologischer 
Proben identifiziert.
	        
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