Die Zoologie im Kriege
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aus dem Körper herausziehen und gesondert präparieren (Technik siehe Sikora, Zentr.
Bakt. I. Abt., Orig. Bd. 76 1915). Von den Saug Werkzeugen, die den Anfang des
Darmes bilden, sieht man von außen den kurzen, vorspringenden Mundkegel, der
außen mit kurzen, nach rückwärts gebogenen Widerhaken besetzt ist. Beim Stich
wird er zuerst in die Haut des Menschen eingebohrt und verankert den Kopf des
Tieres; die eigentliche Wunde wird aber erst durch den langen Bohrstachel hervor
gerufen, der aus einem Blindsack der Mundhöhle durch den Mundkegel vorgestoßen
und nach dem Stich zurückgezogen wird.
Beim anschließenden Saugakt erweitert sich
der muskulöse Magen und saugt dadurch das
Blut in rhythmischen Zusammenziehungen
ein (nach Sikora 50mal in 20 Sekunden). Er
tritt dann mit seinen blindsackartigen Er
weiterungen, ebenso wie der wenig gekrümmte
Darm hell- bzw. dunkelrot hervor. Die An
hangdrüsen des Darmes (3 Paar Speichel
drüsen, Malpighische Gefäße, Rektaldrüsen)
sind nur im freipräparierten Zustand gut zu
erkennen. Die Atmung erfolgt durch Tracheen
röhren, die von 7 Stigmenpaaren an der untern
Seite des 3. bis 8. Segments ausgehen; mit
der Lupe kann man am lebenden Tier
schwache, regelmäßige Atembewegungen des
Körpers wahrnehmen.
Von andern Organen fallen außerdem
die Sinnesorgane und die Geschlechtswerk
zeuge auf. Von ersteren treten am Kopf
neben den fünfgliederigen Fühlern die beiden
Augen hervor, die aus wenigen Fazetten mit
kristallklarer Linse und dunkler Pigmentlage
bestehen; sie stellen im Vergleich zu den
Augen anderer Insekten ziemlich einfache
Sehorgane dar, die nur zur Wahrnehmung von Helligkeitsunterschieden genügen
dürften. Der Sitz des Geruchempfindens scheint nach Beobachtungen von
Frickhinger (Zeitschr. ang. Entomol. Bd. 3, Heft 2, 1916) weniger in den
Fühlern, als in den Sinnesborsten im Umkreis des Säugrüssels zu liegen (Abb. 2);
ähnliche Borsten an den Verschiedensten Stellen des Körpers scheinen auch die
Gefühlsempfindungen zu vermitteln. Im reifen weiblichen Tier lassen sich auch
die Geschlechtsorgane leicht isolieren. In der Durchsicht treten die Eileiter mit
den zum Teil doppelwandigen, darin enthaltenen Eiern hervor. Beim Männchen
münden die Samenleiter von den Hoden her in den starken chitinigen Kopulations
stachel.
Die Entwickelung der ovalen Läuseeier oder Nissen (Abb. 3a—g) erfolgt
unter günstigen Temperaturbedingungen (bei 37 Grad) in sechs Tagen von der
Eiablage bis zum, Ausschlüpfen. Das frischabgelegte, etwa 1 Millimeter lange Ei
Abb. 2. Kopf der Kleiderlaus (Mikro-
photogramm nach Frickhinger 1916)