Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Serger u. a. haben weiter (Chemiker- 
Zeitung 1916, S. 221) der Nutzbar 
machung der Roßkastanie zur mensch 
lichen Ernährung das Wort geredet und 
über Entbitterungsmethoden, Backver 
suche usw. berichtet. 
Alle diese Vorschläge haben aber, 
wie gesagt, keinen allgemeineren Anklang 
gefunden. Dagegen hat der sogenannte 
Bodenkohlerabe, der im Frieden sicher 
nicht in erster Linie zur menschlichen 
Ernährung herangezogen wurde, im 
Winter 1916/17 zur Zeit der größten 
Notlage weitgehende Verwendung zur 
Streckung unserer Kartoffelvorräte im 
Speisezettel des Menschen gefunden. 
Schon vor hundert Jahren war er in 
den Hunger jahren in Brot verbacken und 
in anderen Formen zur Aushilfe heran 
gezogen worden, und hat auch in diesem 
Kriege eine bedeutende Rolle gespielt. 
Reismelde. 
Eine im Frieden bei uns ziemlich 
unbeachtete Pflanze ist Chenopodium 
album, eine Meldenart, welche an den verschiedensten Stellen, vor allem auf Schutt 
haufen, an Wegrändern usw. vorkommt. In manchen Gegenden allerdings war, 
wie Troost (Angewandte Botanik, 2. Aufl., 1890, S. 187) angibt, schon im Frieden 
die Verwendung dieser Pflanze nicht ganz unbekannt. Er sagt: Die glatten, 
glänzenden Samen geben eine gute Grütze, die Triebe und Blätter ein gutes 
Gemüse. 
Im Jahre 1892 hat sodann Kobert in einem Vortrage über einige besondere 
Brotarten Rußlands auf die Verwendung der Samen von Chenopodium album 
zum Brotbacken in vielen Gouvernements Rußlands, zu Zeiten, wenn das Getreide 
nicht reicht, hingewiesen, und solches Hungerbrot, welches aus dem Winter 1891/92 
stammte und im wesentlichen als nährenden Bestandteil die Samen von Chenopodium 
album enthielt, vorgewiesen. 
Eine Verwandte dieser Pflanze, vielleicht eine Kulturvarietät, Chenopodium 
Quinoa, wächst nun auf den kalten Hochebenen Perus, bis zu Höhen von 4000 m, 
wo Getreidebau nicht mehr möglich ist. Die Samen derselben sind ungefähr so 
groß, wie ein Rübsamen, ihre Farbe ist gelblich-weiß. Beim Kochen quellen sie 
reisartig auf, woher ihm der Name Reis von Peru, der Pflanze die Bezeichnung 
Reismelde beigelegt wurde (Abb. 4). Sie werden mit Milch gegessen oder geröstet, 
als Brei verzehrt oder in Mehlform zu Brot verbacken. Die jungen Blättchen 
dienen als spinatartiges Gemüse. Auch in Deutschland hat man nun, besonders auf 
Ernst Lehmann
	        
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