Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Mohnöl liefert. Es gibt eine große Anzahl Kulturvarietäten dieser Art, deren 
Verbreitung und Anbau ein verschiedener ist, als deren Heimat aber wohl all 
gemein das Mittelmeergebiet anzusehen ist. 
Zur Opiumgewinnung kommt der Mohnanbau in Deutschland nicht in Be 
tracht. Wohl wäre die Opiumgewinnung möglich — sie ist beispielsweise in Würt 
temberg früher auch betrieben worden —, doch lohnt sie heute, wie Thoms durch 
eingehende Versuche bekräftigt hat, vor allem wegen der hohen Arbeitslöhne nicht 
mehr, da die Opiumgewinnung eine sehr zeitraubende Prozedur ist. 
Zur Ölgewinnung aber wurde der Mohn noch vor wenigen Jahrzehnten in 
Deutschland häufig angebaut, und das kaltgepreßte Mohnöl ist noch heute in Belgien 
und Nordfrankreich als Speiseöl sehr beliebt. Das Öl ist in den Samen des Mohns 
abgelagert und daselbst in wechselnder, aber ziemlich erheblicher Menge, zirka 
50 Prozent, vorhanden. Durch Einführung fremden, besonders indischen Mohn 
samens und der vielen anderen Ölsämereien erwies sich die Kultur des Mohnes 
in Deutschland aber in den letzten Jahrzehnten im allgemeinen als weniger rentabel* 
und so ging der Mohnbau stark zurück. Jetzt während des Krieges nun wird der 
Mohn wieder bedeutend häufiger kultiviert. Besonders für den Kleinbau gehört 
der Mohn mit zu den erfolgreichsten Ölfrüchten. 
Von anderen vor dem Krieg nicht oder nur sehr vereinzelt in Deutschland 
gebauten Ölpflanzen wurden während des Krieges durch das preußische Kriegs 
ministerium, die deutsche Landwirtschafts - Gesellschaft usw. zum Anbau vor 
allem der Ölrettich, Raphanus sativus, und der Leindotter, Myagrum sativum, 
beide aus der Verwandtschaft des Rapses, also aus der Familie der Kreuzblütler, 
empfohlen. Das aus letzterer Pflanze gewonnene Öl bildet unter dem Namen 
,,Deutsches Sesamöl“ einen Handelsartikel und wurde ehemals als Speiseöl verkauft. 
3. Nutzung der bei uns wildwachsenden oder zu anderen Zwecken 
kultivierten, ölhaltigen Pflanzen. 
Außerordentlich zahlreich sind die bei uns wildwachsenden oder zu anderen 
Zwecken kultivierten Pflanzen, welche in Früchten oder Samen Öl enthalten, deren 
Nutzung aber wegen zu geringer Menge oder aber wegen der Konkurrenz impor 
tierter Öle in Friedenszeiten nicht lohnte. Wir wollen die wichtigsten dieser Öl 
lieferanten hier kurz auf führen. 
Walnuß. 
Im trockenen Samen der Walnuß sind,zirka 50—60 Prozent Öl vorhanden. 
In Deutschland sind nach der Chemikerzeitung von 1916 schätzungsweise iy 2 Millio 
nen tragfähiger Walnußbäume, welche in guten Jahren 460 000 Doppelzentner 
Nüsse mit rund 40000Doppelzentnern Öl ergeben würden. Schon im Frieden wurde 
diese Ölquelle in manchen Gegenden, besonders im Südwesten des Reiches, genützt. 
Zu Kriegszeiten wurden die Walnüsse zur Ölgewinnung beschlagnahmt. 
Auch die Haselnuß mit einem Ölgehalt von 50—60 Prozent kommt zur 
Ölgewinnung in Verwendung. 
Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege. 
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