Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Krieg und Völkerkunde 
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verdanken wir eine eingehende, ausgezeichnete Schilderung der ungemein bunten 
Völker- und Sprach Verhältnisse des merkwürdigen Landes. In das volkstümliche 
Denken führt gut eine kleine Sammlung von amharischen Liedern, Rätseln und 
eine Erzählung ein, die Eug. Mittwoch mitteilt. 
Enno Littmann, Die Völker Abessiniens. NO. III, 8. 1917, 22. Januar. (Mit guten Porträts.) 
Eugen Mittwoch, Aus amharischem (abessinischem) Volksmunde (das. III, 11. 6. März 1917). 
3. Ostasien. 
Für Ostasien im allgemeinen, insbesondere für China, sind im Laufe des 
Krieges mehrere wertvolle Arbeiten zur Kenntnis der politisch-wirtschaftlichen 
Verhältnisse erschienen, unter denen 0. Frankes Abhandlungen sich durch größte 
Sachkunde und historisch begründetes Urteil auszeichnen. Es liegt in der Natur 
der ostasiatischen Verhältnisse, daß auch solche Arbeiten Züge zur Kenntnis des 
Volkstums bringen, weil die Macht einer langen Überlieferung hier ein großes 
Gewicht bildet. Gerade 0. Franke hat, z. B. in seinen ,,Ostasiatischen Neu 
bildungen“ (Hamburg 1911), betont, wieviel in China die Vergangenheit, ja das 
Altertum, für das Verständnis der Gegenwart bedeutet. Diesen Geist der Tradition 
in seiner ethischen Bedeutung für den Chinesen lehrt uns eines der geistvollsten 
Bücher kennen; in dem ein hochgebildeter Chinese in dem Geiste und der Ethik 
Chinas das Heilmittel für die Kultur Europas sieht. Der Verfasser spricht als 
Missionar der chinesischen Kultur und schildert ihre Weltaufgabe. Daß China 
eine ethische Weltaufgabe habe, ist geradezu der innerste Kern der chinesischen. 
Weltanschauung seit alters. Der Verfasser ist in beiden, einander so fernen Kulturen 
heimisch; er erkennt Vorzüge und Schwächen in beiden. Aber sein ganzes Denken 
ist von der aristokratischen Moral und dem Kulturbßwußtsein des gebildeten 
Chinesen erfüllt. Gerade weil Ku Hung Ming an dem eigen wertigen Besitz der 
chinesischen Üultur festhält, weil er keiner der modernen ,,Entwurzelten“ ist, gibt 
uns sein Buch einen Einblick in den chinesischen Geist und das Lebensgefühl 
Chinas, wie es uns selten geboten war. Es gibt kaum ein anderes Buch, das uns 
so tief das chinesische Denken erschließt, wie die beiden Schriften Ku Hung Mings. 
Daneben sind die* Memoiren des berühmten Staatsmanns Li Hung Tschang 
eine Quelle ersten Ranges auch für das Verständnis chinesischen Wesens. Von 
deutschen Werken dürfte als eine feinfühlige, den inneren Geist des Ostens erfassende 
Studie das Buch ,,Li“ von A. Paquet zu nennen sein, das mir die Wirklichkeit besser 
zu geben scheint, als das die geistvollen Reflexionen von Percival Lo well ver 
mögen. Ein wahrhaft bedeutendes, wissenschaftlich hochstehendes Buch verdanken 
wir J. Witte, der mit Recht den sozialethisch gebundenen Kulturgeist Chinas als 
Gegensatz zum Individualismus der europäischen Kultur hinstellt. Für das Kultur 
verständnis des Ostens ist dieses Werk durch seinen reichen Tatsachengehalt und 
seine umfassenden Quellenstudien von hohem Wert. Kulturphilosophisches Ver 
ständnis und realpolitische Auffassung sind vereint in dem tief eindringenden 
Chinabuche des Freiherrn v. Mackay, das — trotz einzelner Fehler — zu den 
wertvollen Erscheinungen unserer historisch-politischen Orientliteratur gehört. Un 
zulänglich dagegen ist die Bearbeitung der Geschichte Ostasiens auch in der 2. Auf 
lage von Helmolts ,,Weltgeschichte“. Als ein klassisches, älteres Werk seien F. v.
	        
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