Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

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Rudolf Stüb© 
eigentlichen Arabertum ab. Es hat durch den Islam volksfremde Bestandteile 
mit sich verschmolzen. Aber an die Stelle des alten Stammesgefühls ist hier ein 
starkes Bewußtsein für die arabische Kulturgemeinschaft getreten, wodurch sie 
sich besonders den Türken gegenüber überlegen wissen. Zu erwähnen wären noch 
die Maroniten im Libanon und die Drusen im Hauran, die eine interessante Ge 
schichte haben. Endlich sind eine der Türkei eigentümliche Erscheinung die Spanio 
len, d. h. die im 15. Jahrhundert aus Spanien vertriebenen Juden, die noch heute 
spanisch sprechen. Neben diesen sind den deutsch-jüdischen Jargon redende Ost 
juden stark vertreten. 
An die Türkei und ihre Völker können wir den Islam knüpfen. Die Bundes 
genossenschaft der Türkei hat auch in weitesten Kreisen das Bedürfnis nach näherer 
Kenntnis des Islam geweckt. Eine Reihe von Ausdrücken des Staatslebens und 
des Rechts können nur aus dem islamischen Glaubenssystem verstanden werden; 
so vor allem der Begriff des ,,heiligen Krieges“, über den allein eine kleine 
Literatur entstanden ist. Der Belehrung über den Gesamtbereich des Islam will vor 
allem eine nicht nur für Fachkreise bestimmte Zeitschrift „Die Welt des Islam“ 
dienen, während die ältere von Professor C. H. Becker geleitete Zeitschrift „Der 
Islam“ unerschöpflichen wissenschaftlichen Wert hat. An diesen beiden Stellen 
ist alles zu finden, was der Krieg auf dem Gebiete der Islamforschung gebracht hat. 
Hervorgehoben sei noch, daß islamische Türken selbst mehrfach in deutscher Sprache 
wertvolle Arbeiten über verschiedene Fragen des islamischen Lebens gegeben haben. 
Vor allem aber sei hingewiesen auf die ausgezeichnete Darstellung des modernen 
geistigen Lebens der jüngsten Gegenwart inHachtmanns Buch über die türkische 
Literatur im 20. Jahrhundert, die stark von nationalistischen und kulturpolitischen 
Motiven erfüllt ist, und auf die stets höchst inhaltvollen und lehrreichen Arbeiten 
von Martin Hartmann. Mehr fast noch als für andere Abschnitte muß hier 
auf die knappe Auswahl aus der reichen Literatur über Türkentum und Islam 
verwiesen werden, deren Erscheinungen wir hier nicht einzeln charakterisieren 
können. 
Dem türkischen Reiche fügen wir hier noch, trotz der veränderten politischen 
Lage, Ägypten an. Ein kleines, inhaltreiches und anziehend geschriebenes Buch 
verdanken wir dem Ägyptologen G. Steindorff, das eine gute Übersicht über Ge 
schichte, Volkstum und Kultur des Landes von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart 
bietet. Für die historisch-politischen Beziehungen dös Landes sei hingewiesen auf 
die'vortrefflichen Arbeiten von Erich Meyer und v. Hagen. Auch über die 
Geschichte des Suezkanals haben wir wertvolle Arbeiten erhalten, auf die neben 
bei hingewiesen sei. 
Mit dem bedeutendsten Werk, das soeben zur türkischen Volkskunde 
erschienen ist, überschreiten wir die Grenzen des türkischen Reiches, es führt uns 
aber in das eigentliche Türkenland, nach Ost-Turkistan. Dort hat das Türkentum 
seinen Mittelpunkt, dort hat es im Reiche der Uiguren einmal die Bedeutung des 
führenden Kulturvolkes für Zentralasien gehabt, und dort hat sich türkische 
Volksart bis heute am reinsten erhalten. Neben den reichen kultur- und kunstge 
schichtlichen Erträgen der archäologischen Turfan-Expeditionen haben sie auch 
ein reiches ethnographisches Material aus dem Kulturbesitz Ost-Turkistans er
	        
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