Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

438 
W. Kranz 
dicht an der Quellfassung vorbeiziehenden Schmutzbach und ein Ab wässerungsloch 
oberhalb der Quellkammer, regte bakteriologische Untersuchung an und führte 
die gründliche geologische Untersuchung der Lage durch. Nunmehr ergab sich 
(Fig. 2): Die ,, Stauquelle“ tritt aus spaltenreichen Kalken und Dolomiten der 
Trias mit dünner Tonüberlagerung unter artesischem Druck aus, oberhalb der 
Quelle fehlt die schützende Tondecke streckenweise ganz, der obere Teil des Dorfs 
läßt einen Teil des Inhalts seiner Aborte, Mist-, Jauchegruben und Abwässer 
unmittelbar in die klüftigen Kalke und Dolomite und damit in das .Grundwasser 
versickern, mit dem auch der genannte Schmutzbach in Verbindung stehen dürfte. 
Das genannte Abwasserloch oberhalb der Quellfassung sowie ein weiterer Senk 
schacht oberhalb im Dorf und mehrere schlechte Dorfbrunnen bilden offene Ver 
bindungen zwischen Tage- und Grundwasser. Dementsprechend erwies sich das 
Quellwasser bakteriologisch als unbrauchbar, Trübung nach Regenfall und Kartoffel 
schalen weisen auf Zutritt auch von vollkommen unfiltriertem Oberflächenwasser 
hin. Die ganze Wasserversorgungsanlage wurde nach der bakteriologischen Unter 
suchung ärztlich gesperrt; es erübrigte nur, mit erheblichen Kosten etwa 800 m 
weiter südöstlich einen neuen Brunnen mit Pumpwerk anzulegen, wo außerhalb 
vom Dorf genügend mächtige und ausgedehnte Tonüberdeckung der klüftigen, 
wasserführenden Kalke deren Grundwasser ausreichend vor Verunreinigung 
schützt. 
3. Vor dem Krieg glaubte der Hygieniker Prof. Dr. Jaeger erkannt zu haben, 
daß man aus den jungen Flußablagerungen einer breiten Ebene mit hohem Grund 
wasserstand erst von 8 m Tiefe an mit Sicherheit auf ein durch natürliche Boden 
filtration genügend gereinigtes keimfreies Grundwasser rechnen könne. Trotzdem 
wurden dort 1914 ohne Berücksichtigung der Einwirkung des Bodens auf das 
Grundwasser viele Abessinierbrunnen von geringerer Tiefe gebohrt und ge 
rammt. Durch eingehende geologisch-hygienische und technische Untersuchung 1 ) 
ist nun festgestellt, daß man hier nicht weniger als 5 m Filtertiefe zugeben darf, 
einwandfreie Anlage der Brunnen und Abwässer sowie mindestens .50 m Ent 
fernung von einer oberhalb * 2 ) am Grundwasserspiegel gelegenen Abwasser-, Abort-, 
Jauchegrube u. dgl. vorausgesetzt. Hiernach mußten zahlreiche dieser Brunnen 
herausgezogen bzw. unbenutzbar gemacht werden. 
Die drei Beispiele aus alten, mittleren und jungen Bodenarten zeigen die 
üblen Folgen von Nichtachtung der geologischen Grundlagen bei 
Fragen der Wasserversorgung, eine Erfahrung, die übrigens gleichfalls im 
Zivilbaudienst oft gemacht worden ist. Hierauf sind auch größtenteils die vielen 
Bausünden bei Anlage von Jauche-, Mist-, Dunggruben, Abwasseranlagen u. dgl. 
zurückzuführen, die namentlich infolge häufiger technischer Fehler an Brunnen, 
Quellfassungen, Siekeranlagen, Gruben usw. die Wasserversorgung auf dem Lande 
ungemein- gefährden. Ein sprechendes Beispiel vermeintlicher und unzweckmäßiger 
Anbauten im besetzten Feindesland zeigt Fig. 3 3 ). Der ländliche Erbauer dieser 
,,Quellkammer“ glaubte offenbar, eine ,, Quelle“ gefaßt zu haben, und die Anlage 
x ) W. Kranz, Über Bodenfiltration usw. 1917. 
2 ) Im Sinne des Grundwasserstroms. 
3 ) Aus W. Kranz, Geol. u. Hyg. usw., 1916, p. 329. (Verlag Schweizerbart, Stuttgart.)
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.