Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

I. Einleitung. 
Zwei Gebiete der praktischen Geologie hat der Weltkrieg in einer Weise in 
den Vordergrund gerückt, die vor dem Kriege nach den herrschenden Anschau 
ungen undenkbar erschien: Die Bereitstellung natürlicher Rohstoffe und die An 
passung des Soldaten an die Boden- und Wasser Verhältnisse im riesenhaftesten 
aller Stellungskämpfe der Menschheitsgeschichte. Als ich Ende 1912 auf Grund 
mehrjähriger praktischer Anwendung geologischer Kenntnisse im Festungsbau 
erstmals die dauernde Verwendung von Militärgeologen bei Bau, Unterhaltung, 
Armierung und Verteidigung ständiger Befestigungen dienstlich anregte, und als 
Anfang 1914 die Schaffung etatsmäßiger Geologen beim Heere erwogen wurde, 
erkannte man kein Bedürfnis an mit der hauptsächlichsten Begründung: Auch im 
Stellungskrieg würden sich die Ereignisse so schnell abspielen, daß die Heranziehung 
eines Geologen nicht in Frage komme. Die Ereignisse haben diesen Einwand gründ 
lich widerlegt. In jahrelangem Stellungskrieg ringt der Soldat nicht nur mit dem 
Feind, sondern auch mit dem Erdboden, dem Tage- und Grundwasser; und im 
Bestreben, ihre Nachteile abzuwehren, ihre natürlichen Gaben aber auszunutzen, 
steht heute der Geologe in erster Linie neben dem Techniker, Hygieniker und 
Chemiker. Hier erstrecken sich die Aufgaben des Geologen bis in die allervordersten 
Kampfstellungen, während er im Hinterland hauptsächlich an der Erschließung 
wichtiger Rohstoffe mitarbeitet, deren viele durch die feindliche Absperrung von 
der Anlieferung aus den gewöhnlichen ausländischen Bezugsquellen ausgeschlossen 
sind. Und während vor dem Krieg Geologen nur in verhältnismäßig seltenen Fällen 
— oft zu spät — militärischerseits zu Rate gezogen wurden, während zu Anfang 
des Krieges fast ganz ohne geologische Beratung gearbeitet und daher viele boden 
technische Irrtümer begangen wurden, konnte ich bereits Ende 1914 kriegs-geo- 
logische Beratung in die Wege leiten. Wertvollste Hilfen leistete dabei Geh. Bergrat 
Dr. van Werveke. Auch anderwärts waren Geologen entsprechend in der Ost- 
und Westfront tätig. Von Sommer 1915 ab wurden dann, namentlich dank 
Bemühungen von Prof. Dr. H. Philipp, immer häufiger Fachleute zur Beratung 
der Truppen angefordert 1 ). Man darf hoffen, daß ihre wissenschaftlichen Ergebnisse 
ebenso wie das praktisch Wertvolle neben einer Geschichte der jungen. Kriegs- 
geologie später einmal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, soweit sich 
das mit den Interessen der Landesverteidigung vereinbaren läßt. Auch jetzt schon 
entspricht eine kleine Sonderliteratur 1 2 ) der wachsenden Bedeutung der Militär 
1 ) Geologische Rundschau 1915 p. 316. 
2 ) 19lS: 
W. Kranz, Militärgeologie; Kriegstechnische Zeitschrift, Heft 10, p. 464—471.
	        
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