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Oefele
Der Verlauf des Weltkrieges zeigt klar, wie unbedingt notwendig, aber auch
wie unermeßlich wertvoll technisch hochentwickelte Verkehrs- und Nachrichten
mittel sind. Ohne sie ist die jetzige Art unserer Kriegführung, die uns zum gleich
zeitigen Kampf auf mehreren Kriegsschauplätzen zwingt, undenkbar. Sie waren
bisher notwendig zu all den glänzenden Taten unserer tapferen Heere und ihrer
genialen Führer; sie sind auch ferner unentbehrlich für weitere Erfolge und zum
endgültigen Sieg.
Schon bei der Mobilmachung und während des Aufmarsches, wo es galt,
die bereitgestellten Machtmittel zusammenzuziehen und an den Grenzen zu ver
einigen, mußten die Verkehrsmittel in vollem Umfang ausgenützt werden. Seit
Beginn der Operationen sind sie für die dauernden und großen Massentransporte
benötigt, die durch die Truppenverwendung und die Heeresversorgung verursacht
werden. Die Verschiebungen von Truppen auf dem Kriegsschauplatz und von
einem Kriegsschauplatz zu einem anderen, der Nachschub von Mannschaften,
Munition, Waffen, Verpflegung und Ausrüstung, die Räumung des Kriegsgebietes
von Verwundeten, Gefangenen und Kriegsbeute stellen so ungeheure Ansprüche
an den Verkehr, daß alle verfügbaren Transportmittel verwertet werden müssen.
Dies ist um so notwendiger, als neben den Kriegstransporten, soweit irgend möglich,
auch der Privatverkehr aufrecht erhalten wird.
Das gleiche gilt von den Nachrichtenmitteln. Zu Beginn des Krieges, wo
durch den lebhaften Mobilmachungsverkehr zwischen den Zivil- und Militärbehörden
der Nachrichtenaustausch ins Riesenhafte gewachsen war, wo Nachrichtenverbin
dungen vielfach durch Unterbrechung der Leitungen abgeschnitten waren, war
schon in der Heimat weitgehende Ausnützung der vorhandenen Nachrichten
mittel dringend geboten. Im Felde selbst ist eine zuverlässige und rasche Nach
richtenübermittlung eine der hauptsächlichsten Vorbedingungen für den Erfolg.
Der ununterbrochene Verkehr der obersten Heeresleitung mit den Heerführern
auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen, der Befehls- und Meldedienst innerhalb
der Heeres- und Truppenverbände, die Verbindung des Feldheeres mit der Heimat
zwingen zur Heranziehung aller der Nachrfchtenbeförderung dienenden Hilfs
mittel. Sie müssen alle bereitgehalten werden, um nach Bedarf einander ergänzen
und ersetzen zu können.
So finden wir jetzt im Kriege eine ganz beträchtliche Menge der verschieden
artigsten Verkehrs- und Nachrichtenmittel für militärische Zwecke in Verwendung.
Eisenbahnen bewältigen den Verkehr auf den Schienensträngen der Bahn
linien; Feld- und Förderbahnen erweitern diesen Bahnverkehr. Schiffe dienen dem
Transport auf den Wasserstraßen des Binnenlandes und auf hoher See; dabei
wickelt sich der Übersee-Verkehr nicht nur auf dem Wasser, sondern auch unter
demselben ab. Auf den Landwegen sind es vor allem die Kraftfahrzeuge aller Art
und der mechanische Zug, dann aber auch die Fuhrwerke mit tierischer Bespannung
und die Fahrräder, die den Verkehr bewerkstelligen. Wo Fahrzeuge nicht mehr
vorwärts kommen und außerhalb der gebahnten Wege leisten Tragtiere den Dienst;
und im Gelände querfeldein, wenn alle anderen Hilfsmittel versagen, tritt der Mensch
selbst in Tätigkeit. In Schneegebieten dient der Schneeschuh als Verkehrsmittel.
Luftschiffe und Flugzeuge ermöglichen den Verkehr durch die Luft; Freiballon