Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

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M. Blaschke 
zur Verwendung bei der Fabrikation von Linoleum, von Holzzement, von Papier 
mache, von Seife, von Sprengpulvern, Sprengmitteln, Briketts, Kohlenanzündern, 
Isoliermitteln u. a. m. 
Zahlreiche Neuerungen weist die Papier- und Zellstoffindustrie auf, 
so verwendet man jetzt Krepp- und Fadenpapier für verschiedene Kleidungsstücke, 
nimmt Fadenpapier statt Jute für Säcke, für Zellstoffwatte. 
Nach einem neueren Verfahren läßt sich Altpapier zu einer wieder brauch 
baren Papiermasse verarbeiten und bedrucktes und beschriebenes Papier wieder 
verwendungsfähig machen. Abgesehen von Verfahren zum Durchsichtig-, Luft- 
und Wasserdichtmachen von Papier, zur Herstellung von farbigem oder bron 
ziertem Papier versteht man jetzt das Härten von Filtrierpapier, die Herstellung 
von Trockenfilzen aus verfilzbarem Faserstoff und die Vernichtung von Wertpapieren. 
Den Zellstoff deutscher Wälder benutzt man statt Baumwolle auch bei 
der Pulverfabrikation und entnimmt dazu den Salpeter aus der Luft, oder verwendet 
flüssige Luft als Sprengmittel. So sind wir unabhängig geworden von Rohstoffen, 
welche uns früher das Ausland lieferte. Für die Sprengstoffindustrie und Landwirt 
schaft von großer Bedeutung ist die in starker Entwicklung begriffene deutsche 
Stickstoffindustrie. Sie gewinnt aus atmosphärischem Stickstoff das Ammon 
sulfat, welches die Landwirtschaft nötig hat und wird einst unsere Salpetersäure 
industrie stark beeinflussen und unseren Anteil an dem Welthandel mit Chile 
salpeter. 
Unsere chemische Großindustrie ist aber auch beschäftigt mit Versuchen 
zur Gewinnung von Wasserstoff aus aktiviertem Aluminium und Wasser und schuf 
ein neues Wasserst off verfahren, welches als Ausgangsmaterial das Wassergas 
benutzt. Verschiedene andere Versuche sind im Gange zur Gewinnung von Ammo 
niak, komprimiertem Azetylen, Methan oder Wasserstoff aus Abwässern und des 
Heizgases „Trigas“. 
Die Salzsäurefabrikation, die Aufarbeitung der Abfallschwefelsäure 
aus der Teeröl- oder Erdölreinigung weist Fortschritte auf, und die chemische In 
dustrie selbst liefert zur Kriegführung erstickende und tränenerregende 
Gase. Dazu hat sie noch die Beschaffung der nötigen künstlichen Düngemittel 
zur extensiven Bewirtschaftung des heimatlichen Bodens zu besorgen. 
Es sind entstanden: Kalkstickstoffwerke, Futterhefeanlagen, Fa 
briken von Strohkraftfuttermitteln zur Befriedigung der Bedürf 
nisse unsrer Landwirtschaft, Erprobt wird das Ergebnis und die Herstellung 
von verschiedenen anderen Düngemitteln, und die Kunstdüngerindustrie ist auf 
dem Wege, den Ausfall von Chilesalpeter teilweise durch Verwendung einheimischer 
Produkte auszugleichen. 
Ihr Möglichstes leistet auch die Metallindustrie, um der Kriegführung und 
der Industrie das nötige Metall zu verschaffen. Deutschlands phosphorsaure 
Eisenerze gestatten dessen Versorgung mit Rohstahl nach Einführung eines dazu 
geeigneten Verfahrens. Ein ebensolches gestattet die Veredlung von Zink, eine 
besondere Zusammensetzung von Stahl dient für Schußwaffen, ein besonderes 
Verfahren zur Wiederherstellung abgenutzter Geschützrohre und zum Gießen von 
Geschoßkörpern.
	        
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