Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Die Technik im Kriege 
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auf Flocken und Schnitzel. Trocknereien wurden angelegt, Flockenfabriken, 
Schnitzelfabriken mit Schnitzelapparaten und Ein- und Zweiwalzentrockner. 
Zur Gewinnung eines brauchbaren Futtermittels aus heimischen Produkten 
kamen verschiedene Verfahren auf, so das Koenigsche Zellstoffverfahren (Verar 
beitung von Holz zu Futtermittel), die Auf Schließung aller Pflanzenzellen von 
H. Friedenthal u. ä. m. Schließlich wurde auch Hefe, gewonnen bei Vergärung von 
Zucker in Gegenwart von Ammoniumsalzen, als Futterstoff verwendet und Trocken 
hefe hergestellt mit 17,06 Prozent Fett, ebenso eine Hefe aus Melasse oder Roh 
zucker. Es entstanden Futterhefefabriken von beträchtlicher Leistungsfähigkeit. 
Dabei gibt es noch verschiedene andere Verfahren zur Gewinnung von 
Nahrungs- und Futtermitteln, so z. B. aus Leimleder, Preßrückständen der 
Ölfabrikation u. a. m. 
Besonders erwähnenswert sind noch die Verfahren zur Ausnutzung der 
Sulfitablauge auf die Spiritusherstellung, die Verwertung von Holz und 
Stroh zu Alkohol und Futter, von Zuckerrüben auf Alkohol. 
Die Zuckerrübe kann, Wurzel wie saftige Blätter, als menschliches Nahrungs 
mittel dienen, und der Saft mancher heimischen Bäume (Ahorn, Birke, Buche und 
Esche) als Zuckerquelle. 
Ebenso werden die ölhaltigen Samen mancher einheimischen Holz 
gewächse (Reben-, Steinobstkerne, Walnüsse, Haselnüsse, Buchenkerne u. a. m.) 
zur Beschaffung eines Teils der nötigen Öle verwendet, und das Fett aus rohen 
Häuten und Fellen gewonnen, Leinöl zu Speisezwecken nutzbar gemacht. Die so 
besonders nötigen Fette gewinnt man ferner aus Abwässern nach verschiedenen 
Verfahren, und der Abwasserschlamm enthält verschiedene wertvolle Bestand 
teile, wie Fette, Stickstoff, anorganische Salze, und besitzt eine ziemliche 
Heizkraft. 
Da die Fette besonders zur Seifenfabrikation verwendet werden, so 
wählte man dafür Ersatzstoffe verschiedener Art (Kokosöl, Kernöl, Kottonöl, 
Bohnen- oder Erdnußöl u. a. m.) und schuf zahlreiche Verfahren der Seifenher 
stellung. 
Neuerdings gelang es auch, Wachs direkt aus dem Wollfett zu gewinnen, 
Kautschuk auf synthetischem Wege herzustellen und verschiedene harzartige 
Produkte zu gewinnen. 
Zugenommen hat noch während des Krieges die vielseitige Verwendbarkeit 
der Holzabfälle und vor allem der Sägespäne. Durch trockene Destillation des 
Holzes gewinnt man außer Holzkohle Gase, Holzessig und Holzteer. Holzessig 
gibt durch Destillation und Neutralisieren mit Kalk Holzgeist (Methylalkohol). 
Sägespäne mit Kali und Natronhydrat geben Oxalsäure und unter Oxydation der 
Holzfaser (Zellulose) einen Papierstoff. Zur Papierherstellung schneidet man 
Fichtenholz in kleine Stücke, erhitzt sie mit Kalziumsulfit und erhält eine Lignin 
substanz, welche zur Herstellung von Papier dient. 
Aus Holzabfällen gewinnt man ferner die Holzwolle, aus Sägespänen oder 
Holzmehl die Kehrpulver, künstlichen Holzmassen, Xylolith. Holzmehl kommt
	        
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