Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

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M. Blaschke 
der letzteren als Gerbstoff, Düngungsmittel, Fischnahrungsmittel, Mittel zur 
Brikettierung von Gips und Kohlenstaub, Verflüssigungsmittel beim Gießen der 
Ton- und Glasschmelzhäfen und Steingut. Stroh wird aufgeschlossen, Ersatz 
geschaffen durch Zucker für Fette in der Seifenfabrikation, für Gerstschrot u. a., 
durch Verwertung sämtlicher Abfälle aus Brauereien zu Futterzwecken durch 
ein neues Konservierungsverfahren. 
Die Trocknung der Küchenabfälle erfolgt durch die Abgase der Gasan 
stalten und anderer industrieller Betriebe, die Trennung ihres Fettes von den festen 
Bestandteilen durch heißes Wasser. 
Fische und Fischabfälle verarbeitet man auf Fischbrei, Tierknochen 
benutzt man als Fettquelle und sucht noch auf viele andere Weise dem Lebens- 
mittelmarkt durch Schaffung neuer Nahrungs-, Genuß- und Futtermittel Roh 
stoffe zuzuführen, welche sonst durch Einfuhr gedeckt wurden. 
Dazu wurden mannigfache Versuche angestellt mit Rohstoffen, Produkten 
des Inlands, und diese Versuche mit den verschiedensten Erzeugnissen unserer 
Wälder und Felder (ich erinnere nur an die vielen Verfahren zur ausgiebigen Ver 
wertung der Kartoffeln, Brennesseln, des Laubes, der Kastanien u. a. m.) sind so 
zahlreich und zum Teil so erfolgreich ausgefallen, daß wir zwar Mangel an manchen 
Rohstoffen haben, aber immer wieder Ersatzstoffe in unseren heimischen Produkten 
finden. In dieser Hinsicht unterstützt uns die fortschreitende Technik mancher 
landwirtschaftlichen und industriellen Unternehmungen, so die der Spiritus- und 
Branntweinerzeugung, der Verwertung der Kartoffelerzeugnisse. 
Die Kartoffelkohlehydrate ergeben Stärke, und diese liefert nach einem beson 
deren Verfahren durch Einführen von Ammoniak Eiweiß. Ammoniak aber läßt 
sich nach Haber aus Luft herstellen und führt als Ammoniakstickstoff mit Hefe 
zur Eiweißbildung, während mit „Futterhefe“ unser Bedarf an eiweißhaltigen 
Futtermitteln fast gedeckt wird. Zu diesen neuesten Errungenschaften unserer 
Technik kommen noch viele andere, welche uns in den Stand setzen, die Rohstoffe 
und Produkte unseres Heimatlandes vollständiger als früher auszunutzen. So 
verstehen wir jetzt große Mengen Getreide gesund und trocken zu erhalten und 
klammes oder feuchtes zu trocknen und zu entmuffen, stark dumpfes Getreide vom 
Schimmelgeruch zu befreien. Diese Verfahren sind aber jetzt von großer Bedeutung, 
denn die Kriegsmehle sind dem Verderben leichter ausgesetzt, als die helleren 
Friedensmehle. 
Die Mehlvorräte streckt man durch Zusatzmehle und -Stoffe (Kartoffeln 
und deren verschiedene Produkte, wie z. B. Flocken, Walzmehl u. a.), denn die 
mehlartigen Stoffe (Gerste, Reis,Mais u. a. m.) reichen allein nicht aus, und Zusätze 
von Blut, Torf, Strohmehl u. a. m. haben sich gesundheitlich nicht bewährt. 
Verschiedene Verfahren wurden eingeschlagen zur Gewinnung eines möglichst 
einwandfreien und nahrhaften Kriegs-Brotes (des K-Brotes), und schließlich 
hat sich die Zumischung von 10 bis 20 Prozent Kartoffelmehl zum Roggenmehl 
als besonders gut erwiesen, da der Nährwert der Kartoffel vom menschlichen Or 
ganismus am besten vertragen wird. 
Die Trockenkartoffel ist überhaupt ein vorzügliches Nahrungs- und 
Futtermittel, und es wurden verschiedene Anlagen geschaffen zu deren Verarbeitung
	        
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